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Das Stonehenge - Ritual

Das Stonehenge - Ritual

Titel: Das Stonehenge - Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Christer
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näher. Einer packt die Ketten an seinen Knöcheln, ein anderer greift nach den Metallringen, die seine Gelenke umschließen, und lässt seine Arme anschließend fallen wie die Gliedmaßen einer Lumpenpuppe. In Gideons kaltem, nacktem Körper hämmert sein Herz wie wild. Die riesigen Götter beugen sich über ihn. Dann weichen sie zurück. Sie schweben davon – verschwinden wie der Nebel, der Stonehenge in seiner Erinnerung einhüllt.
    Das einzige Licht im Großen Gewölbe, das bleiche Flackern des Kerzenrings, erlischt. Ganz allein liegt Gideon in der steinernen Dunkelheit.

117
    Adam steht lange vor Megan auf, um das Frühstück zu machen. Genau wie früher. Alles wird wieder sein wie früher.
    Als er sie aus der Dusche kommen hört, scheucht er sie zurück ins Bett, das noch nach Sex riecht. Er eilt wieder nach unten und kehrt kurz darauf mit einem Tablett zurück, gedeckt mit Toast, Orangensaft, Obst und einer Blume aus dem Garten des kleinen Häuschens.
    Megan lächelt. »So verwöhnt hast du mich schon lange nicht mehr.«
    »Du hast mich lange nicht mehr gelassen.«
    Sie küssen sich und werfen fast gleichzeitig einen Blick auf die Uhr neben dem Bett. Sieben Uhr zehn. Keine Zeit für etwas anderes als Essen. Hungrig beißt Megan in den heißen, mit Butter bestrichenen Toast.
    »Ich bringe Sammy in den Kindergarten«, erklärt Adam, der sich auf der Bettkante niedergelassen hat. Er muss noch etwas loswerden. »Was du gestern Abend gesagt hast, über verrückte Götterkulte und Stonehenge … Glaubst du das wirklich? Oder haben da nur dein schlimmer Tag und anderthalb Flaschen Wein aus dir gesprochen?«
    »Ein bisschen von beidem, schätze ich.« Sie hatte ihm nicht alles erzählt. Nur ein paar von ihren Spekulationen bezüglich Lock und Timberland. Dass sich die beiden ihrer Meinung nach von dem Ort angezogen gefühlt hatten. Wegen der Sonnenwende und dem damit verbundenen mystischen Flair. Megan möchte wissen, wie er darüber denkt. Schließlich ist er auch Polizist. »Hältst du mich für bescheuert, weil ich mehr an einen religiösen Kult als eine Entführergruppe denke?«
    Er zuckt mit den Achseln. »Abgesehen von ein, zwei Ausnahmen – den Charles Mansons dieser Welt – glaube ich nicht, dass es sich bei solchen Kultgruppen oder Sekten um recht viel mehr handelt als um ein paar ausgeflippte Fanatiker, die gerne ein paar schräge Tänze und Gebete absolvieren, bevor sie sich ein bisschen verkleiden und wilden Sex haben.«
    Sie muss lachen.
    »Außerdem wird Stonehenge doch ganz bewusst als magischer, mystischer Ort vermarktet. Sogar die dort arbeitenden Wachmänner erzählen den Leuten, dass es sich um eine heilige Stätte handelt, und ermahnen sie, die Steine auf keinen Fall zu berühren. Sie werden dafür bezahlt, dass sie solche Dinge sagen und auf diese Weise für den Fortbestand des Mythos sorgen. Es ist ein Ort heidnischer Götzenverehrung. Geh irgendwann unter der Woche hin, und du siehst Irre aus der ganzen Welt vor diesen Steinen stehen und beten. Da ist es doch klar, dass du auf Geschichten über Kulte und all ihre Eigenarten stößt.«
    Megan wird richtig bewusst, wie sehr es ihr gefehlt hat, auf diese Weise mit ihm zu reden. Sich ihm anzuvertrauen. Berufliches gemeinsam mit ihm zu beleuchten und dadurch objektiver zu sehen. »Du glaubst also nicht daran? Für dich sind das alles nur Legenden und Volksmärchen? So ähnlich wie die Geschichte von dem Mann, der Wasser in Wein verwandelte und mit einem Laib Brot und ein paar Fischen Tausende von Menschen speiste?«
    »Wiltshire steckt voller Geister und Mythen, Meg. Der heilige Georg soll drüben in Uffington einen Drachen getötet haben. Merlin soll in Stonehenge gewesen sein.« Lachend steht er auf. »Schieß dich nicht zu sehr darauf ein. An deiner Stelle würde ich es in der Arbeit keinem erzählen, der schlauer ist als Jimmy.«
    Er beugt sich zu ihr hinunter und küsst sie. »Ich muss los.«
    »Danke. Sag Mum, dass ich sie später anrufe.«
    Sie hört ihn die Treppe hinunterpoltern und die Haustür zuknallen.
    Adam lässt seinen BMW an, einen vier Jahre alten Dreier, den er bei einer Versteigerung billig erstanden hat. Während er rückwärts aus der Einfahrt biegt, ruft er auf dem Revier an, um sich bei den Kollegen zu erkundigen, ob irgendetwas Dringendes anliegt. Er hat Glück, offenbar steht ihm eine ruhige Schicht bevor.
    Anschließend zieht er sein anderes Telefon heraus und tätigt einen privaten Anruf. Einen von der Sorte, von

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