Das Stonehenge - Ritual
Ihnen, wer das Ganze gebucht hat. Vielleicht aber auch nicht. Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte, ich muss hier meine Arbeit machen.«
Mit diesen Worten wendet er ihr den Rücken zu und geht.
Mistkerl, denkt sie.
»Ich habe die Nummer der Sicherheitsfirma«, sagt Jimmy. »Ich werde da gleich vom Auto aus anrufen.«
Megan schlägt eine Hand gegen den Zaun, ehe sie sich abwendet. »Sieht fast so aus, als hätte Ihr Informant recht gehabt. Sie bereiten eine große Sache vor. Etwas, das sie offenbar sehr, sehr geheim halten wollen.«
161
Die Zellentür geht auf, und der Luftzug lässt die Fackeln an den Wänden flackern.
»Phönix.« Musca winkt ihn vom Opfer weg.
Gideon lässt Caitlyn auf ihrer Schlafstatt zurück, wo sie auf der Seite liegt und im Türrahmen die Figur mit dem langen Gewand und der Kapuze keine Sekunde aus den Augen lässt.
Musca trägt weiße Baumwollhandschuhe und reicht Gideon ebenfalls ein Paar.
»Warum?«
Der massige Metzger sieht ihn an, als wäre er schwer von Begriff. »Wir wollen doch keine Fingerabdrücke auf dem, was ich dir gleich geben werde.« Er beugt sich über ihn. »Wir holen sie in einer Stunde. Das musst du ihr sagen. Damit sie diese letzte Zeit noch gut nutzen kann – sich auf ihren Tod vorbereiten kann.«
Für Musca ist es mehr als nur ein Ritual, das merkt Gideon ganz deutlich. Es ist Sadismus, das erregende Gefühl, jemanden leiden zu sehen. Der Mann genießt das.
Der massige Metzger tritt hinaus vor die Zelle und nimmt von einem der Späher einen kleinen Stapel einfaches DIN -A 4 -Papier und einen Stift entgegen. »Gib ihr das und sag ihr, dass sie an ihre Lieben noch einen letzten Brief schreiben darf. Du kannst ihr versichern, dass die betreffenden Personen ihn tatsächlich erhalten.«
»Ist dem wirklich so?«
»Vorausgesetzt, sie kommt nicht auf die dumme Idee, uns oder ihren Aufenthaltsort zu beschreiben.«
»Verstehe. Sonst noch was?«
»Nein. Sechzig Minuten, mehr bekommt sie nicht. Keine Minute länger. Sorge dafür, dass sie bereit ist.«
Die Zellentür fällt mit einem Klacken ins Schloss.
Caitlyn hat sich aufgesetzt und sieht ihm ängstlich entgegen.
Er reicht ihr Stift und Paper. »Das haben sie mir für dich gegeben. Damit du eine Nachricht hinterlassen kannst.«
»Meinen Eltern?«
Ihm wird klar, dass sie ihn missverstanden hat. »Es geht dabei nicht um Lösegeld. Ich habe dir ja schon gesagt, dass sie keine Lösegeldforderung stellen werden. Diese Leute haben nicht vor, dich freizulassen. Ganz im Gegenteil, es ist so weit. Sie machen sich bereit, mit dem Ritual zu beginnen. Du hast noch eine Stunde, nicht mehr. Dann geht es los.«
162
Caitlyn schreibt zwei Briefe: einen an ihre Mutter, einen an ihren Vater. Viel lieber wäre es ihr, sie könnte sich auf einen an beide beschränken, doch das geht nicht. Sie muss ihre letzten Worte an sie auf zwei Briefe verteilen. Die Scheidung ihrer Eltern ruiniert ihr sogar noch den Tod, so wie vorher das Leben.
Die Worte wollen nicht recht kommen. Am Anfang kommen sie überhaupt nicht. Die gute alte Schreibschrift ist für Caitlyn eine fremde Lebensform, und solche Briefe … nun ja, nichts bereitet einen darauf vor, solche Briefe zu schreiben. Diese Aufgabe sollte ganz alten Menschen oder Menschen mit schrecklichen Krankheiten vorbehalten bleiben.
Am Ende schreibt sie einfach nur, was ihr gerade durch den Kopf geht.
Danke, dass du mich auf die Welt gebracht und mir deine Schönheit und Lebensfreude geschenkt hast, Momma. Es tut mir leid, dass wir wegen Daddy und François so viel gestritten haben. Liebe, wen du willst – meinetwegen sogar beide, wenn sie dich lassen! Ich wünschte, wir hätten die Chance, uns zu küssen und die verlorene Zeit wieder wettzumachen.
Sei glücklich, Mom.
In Liebe, Caitlyn xxx
Ihre Nachricht an ihren Vater liest sich auf anrührende Weise anders:
Es tut mir leid, Daddy. Ich weiß, ich hätte tun sollen, was du gesagt hast. Bitte gib nicht Eric die Schuld. Er kann nichts dafür, ich habe ihn ausgetrickst. Ich liebe dich, Daddy, du wirst mir sehr fehlen. Falls es einen Himmel gibt, gönne ich mir Kaffee und Kuchen, während ich auf dich warte – dicke Cappuccinos, wie wir sie in Italien zusammen getrunken haben, und einen Schokokuchen wie den im Hard Rock in London, wo wir so wild herumgekleckst haben. Viele dicke Küsse von deinem kleinen Mädchen, ich werde dich immer lieben, Daddy xxx.
Gideon vermeidet jeden Blick auf die Briefe, als Caitlyn sie ihm
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