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Das Stonehenge - Ritual

Das Stonehenge - Ritual

Titel: Das Stonehenge - Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Christer
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den ich mit ihnen schließe, und in mein reines Blut, das ich hingebe, um damit das Blut meines Kindes zu reinigen.«
    Müde schleppt Gideon sich wieder nach oben zu den Tagebüchern. Sie liegen über den Boden verteilt, wie er sie zurückgelassen hat: aufgeschlagen auf Seiten, die ihm besonders wichtig erschienen waren. So viele von ihnen beziehen sich auf die Steine. Immer wieder geht es um Stonehenge, jenen Ort, über den sein Vater etliche Bücher publiziert hat, um die Verbindung dieses besonderen Ortes mit dem Frühlingsäquinoktium und dem Präzessionszyklus der Erde, um die mystischen Zusammenhänge mit dem Himmelsäquator, Plato und der Großen Sphinx.
    Lauter Hokuspokus. Zumindest hat er das bisher immer so empfunden. Trotzdem fügen sich nun einige der von ihm entdeckten Fragmente allmählich zu einer Art Pfad zusammen, der ihn tief ins Herz seiner seltsamen und gestörten Kindheit hineinführt. Sein Vater zwang ihn damals, Griechisch zu lernen, schrieb ihm Botschaften, die nur mit Hilfe des griechischen Alphabets zu entschlüsseln waren, und schenkte ihm zum Geburtstag das Schlimmste, was ein Zehnjähriger überhaupt bekommen konnte: eine Ausgabe von Platons
Politeia
. Statt dem Rennrad, das er sich so sehr gewünscht hatte, bekam er diesen Wälzer, vollgestopft mit einer unverständlichen Philosophie über Glück, Gerechtigkeit und die Eignung von Menschen als Herrscher.
    Bei der Lektüre der Tagebücher entdeckt er in den Worten seines Vaters häufig die Schatten des alten Philosophen. Etliche Passagen betonen die Rolle, welche die Geheiligten für die Himmelsmechanik und das Platonische Jahr spielen – die Zeitspanne, die für einen einzigen vollen Präzessionszyklus der Äquinoktialpunkte nötig ist. In schnöden Zahlen ausgedrückt, beläuft sich diese Zeitspanne auf etwa 25 800  Jahre. Gideon befürchtet, dass er genauso lang brauchen wird, um alles, was sein Vater geschrieben hat, vollständig zu entschlüsseln und zu verstehen.

72
    Chief Constable Alan Hunt leitet die für acht Uhr morgens anberaumte Pressekonferenz. Die Nachricht vom Tod Jake Timberlands und die bevorstehende Ankunft der Eltern des Mädchens haben den auf ihm lastenden Druck massiv verstärkt. Die Sache darf auf keinen Fall schiefgehen – nicht ausgerechnet jetzt, da er als Bewerber um die Stelle des Londoner Polizeipräsidenten im Rennen ist. Ob er den Job bekommt oder nicht, wird davon abhängen, wie er diese Ermittlung über die Bühne bringt. Das ist ihm sehr wohl bewusst.
    Immer mehr Reporter scharen sich um einen strategisch günstig gepflanzten Wald aus Fernsehkameras und Rundfunkmikrophonen. Flankiert von Dockery und Rowland, klopft Hunt gegen das vor ihm angebrachte Mikrophon und hört lauten Donner durch den Saal schallen. Er weiß aus langjähriger Erfahrung, wie wichtig es ist, über die Lautstärke Bescheid zu wissen, bevor man zu sprechen beginnt. »Meine sehr verehrten Damen und Herren, zunächst möchte ich Ihnen dafür danken, dass Sie so kurzfristig Zeit gefunden haben, an dieser Pressekonferenz teilzunehmen. Heute Morgen um zwei Uhr entdeckten meine Beamten in einem ausgebrannten Fahrzeug die Leiche eines einunddreißigjährigen Mannes. Besagtes Fahrzeug wurde im Zusammenhang mit dem Verschwinden von Caitlyn Lock gesucht, bei der es sich, wie die meisten von Ihnen sicher wissen, um die Tochter der Schauspielerin Kylie Lock und des amerikanischen Regierungsbeamten Thom Lock handelt.« Der Polizeichef legte eine kurze Pause ein, um den Pressejournalisten Gelegenheit zu geben, mit ihren Notizen nachzukommen. »Angesichts dieser Entwicklung habe ich um Verstärkung unserer Einsatzkräfte durch Experten aus den Reihen der Londoner Metropolitan Police gebeten.« Warnend hebt er eine Hand. »Ich möchte in diesem Zusammenhang ausdrücklich betonen, dass es sich dabei um eine reine Vorsichtsmaßnahme handelt. Im Moment verfügen wir über keinerlei Hinweise auf Miss Locks Aufenthaltsort und haben weder von ihr noch von sonst jemanden etwas gehört, das vermuten ließe, dass ihr Leben in Gefahr sein könnte. Geleitet werden die Ermittlungen vorerst von Chief Superintendent Rowlands, der meinen Stellvertreter, Deputy Chief Constable Dockery, über alle neuen Erkenntnisse auf dem Laufenden halten wird. Beide sind bereit, Ihnen – innerhalb eines vernünftigen Rahmens – Rede und Antwort zustehen. Vorher aber möchten die Herren Sie um Ihre Mithilfe bitten.«
    DCS Rowlands räuspert sich, greift nach einer

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