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Das Stonehenge - Ritual

Das Stonehenge - Ritual

Titel: Das Stonehenge - Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Christer
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genährt von Verbitterung, entfesselt durch plötzliche Wut. Er triff Musca so heftig auf den Mund, dass er ein paar Schritte rückwärts stolpert und dann auf dem Gehsteig landet.
    Als Musca sich an die Lippe fasst und das Blut sieht, ist der Warrior bereits mit quietschenden Reifen die Straße entlanggebraust. Zurück bleibt eine Abgaswolke.
    Octans und Volans stehen mit besorgter Miene in der Tür. Beide befürchten, die Nachbarn könnten etwas von dem Lärm und dem Streit mitbekommen haben. Trotzdem sind sie nicht annähernd so besorgt wie Musca. Er weiß, dass Serpens sie vor ein Problem stellen wird. Ein
großes
Problem.

69
    Polizeichef Alan Hunt schätzt einen ordentlichen Schreibtisch. Herrscht am Schreibtisch Ordnung, dann herrscht auch Ordnung im Kopf, so lautet seine Devise. Am besten, man hat bis zum Abend alles erledigt und braucht nichts auf den nächsten Tag zu verschieben. Kripo-Chef John Rowlands, der ihm gegenübersitzt, würde diese Einstellung vermutlich damit erklären, dass Hunt ein Kind der modernen Zeit ist. Promovierter Jurist. Karriere im Schnelldurchlauf. Vorsitzender der Polizeiführungskräftevereinigung. Liebling des Innenministeriums. Ausgestattet mit einem Sinn für Politik und genug finanziellem Geschick, um auch aus dem knappsten Budget noch das meiste herauszuholen.
    Neben Chief Super Rowlands und direkt gegenüber von Hunt sitzt, noch etwas zerknautscht, der stellvertretende Polizeichef, Deputy Chief Constable Greg Dockery. Es ist sechs Uhr morgens, und nur ein einziges dringendes Projekt verschandelt die ansonsten leere Birkenholzplatte zwischen den drei Männern: eine große Nahaufnahme von Caitlyn Lock.
    Hunt streicht mit seinen kleinen, gepflegten Händen über das Foto. »Wo ist sie, John? Warum haben wir von ihren Entführern – wer auch immer sie sein mögen – noch nichts gehört?«
    Ratlos kratzt Rowlands an den Bartstoppeln herum, die sein Kinn grau gesprenkelt aussehen lassen. »Ich rechne damit, dass die Kidnapper sich heute im Lauf des Tages melden. Allem Anschein nach handelt es sich um Profis. Immerhin haben sie es in Kauf genommen, den Freund zu töten, um die junge Frau in ihre Gewalt zu bekommen. Nun, da sie sie haben, werden sie bestimmt eine Lösegeldforderung stellen.«
    »Der Meinung bin ich auch«, meldet Dockery sich zu Wort. »Ihr bisheriges Schweigen würde ich dahingehend deuten, dass sie anderweitig beschäftigt waren. Vermutlich ging es ihnen zunächst um eine genaue Einschätzung der Situation. Sie wollten wissen, wie wir auf die Entführung reagieren. Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass sie das Mädchen mit Hilfe eines weiteren Fahrzeugs längst an einen sicheren Ort gebracht haben.«
    Rowlands klopft mit unheilvoller Miene auf seine Armbanduhr. »Die ersten achtundvierzig sind in Entführungsfällen noch entscheidender als sonst.«
    Dockery sieht den Boss verwirrt die Stirn runzeln. Durch den schnellen Aufstieg ist ihm wohl einiges an Polizeijargon entgangen. »John meint die ersten achtundvierzig Stunden, Sir. Statistisch gesehen halbieren sich unsere Chancen, ein Kapitalverbrechen – insbesondere Entführung und Mord – aufzuklären, wenn wir den Täter nicht innerhalb der ersten zwei Tage schnappen.«
    Hunt lächelt. »Ich glaube nur an positive Statistiken, Gregory, das sollten Sie inzwischen schon wissen.« Seine Bemerkung wird von den beiden anderen mit höflichem Lachen quittiert. Dann fährt er fort: »Gleich im Anschluss an Ihren Anruf wegen des Timberland-Jungen habe ich mit Sebastian Ingram vom Innenministerium telefoniert, um ihn auf den neusten Stand zu bringen. Daraufhin wurde die Speziallufteinheit SAS in Alarmbereitschaft versetzt, und zusätzlich wollen sie, dass Scotland Yard uns ein Team aus ihrem
Specialist Crime Directorate
herüberschickt.«
    Dockery verkneift es sich wohlweislich, in Frage zu stellen, ob ein solcher Schritt wirklich ratsam ist. Rowlands ist da weniger diplomatisch. »Sir, das ist
unser
Fall. Wir sind mehr als fähig, die Ermittlungen in eigener Regie durchzuführen. Ich verfüge über einschlägige Erfahrungen, was die Verhandlungen mit Geiselnehmern betrifft.«
    Der Polizeichef versucht ihn zu besänftigen. »Es geht dabei nicht um Fähigkeiten, John, sondern um politische Verantwortung und Budgets. Wir brauchen jeden Penny, um weiterhin unsere Streifenwagen losschicken zu können. Eine solche Ermittlung könnte uns derart ausbluten lassen, dass wir den Rest des Finanzjahres völlig auf dem

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