Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Stonehenge - Ritual

Das Stonehenge - Ritual

Titel: Das Stonehenge - Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Christer
Vom Netzwerk:
Scheune und passt auf dem Campingbus und unseren Verstorbenen auf. Der andere verschwindet wieder, weil er noch etwas erledigen muss. Vielleicht besorgt er den Wodka. Oder er trifft von vornherein später ein.«
    »Gut.« Sie belohnt ihn mit einem anerkennenden Nicken, während sie sich aufrichtet. »Gehen wir noch einen Schritt weiter. Was sagt Ihnen das?«
    Verwirrt starrt er sie an. »Was meinen Sie?«
    »Was sagt Ihnen das über die
Rangordnung
der beiden Männer?«
    Jimmy ist völlig ratlos. Von Psychologie hat er keine Ahnung.
    Megan kommt ihm zu Hilfe. »Der eine erteilt die Anweisungen, der andere führt sie aus. Der Typ, der bei der Leiche bleibt, ist der Ausführende. Er erledigt die schlimmste und riskanteste Arbeit. Weil der andere ihm gesagt hat, dass er das tun soll. Was wiederum Rückschlüsse auf eine gewisse Rang- oder Hackordnung zulässt – eine Art hierarchische Struktur, die beide Seiten akzeptieren.« Ihr Blick wandert zu der großen schwarzen Wunde in der Erde, die mit den verkohlten Holzresten der Scheune übersät ist. »Natürlich ist auch denkbar, dass zwei Ausführende vor Ort waren und zwei von denen, die das Sagen haben, später zu ihnen stießen.«
    »Organisiertes Verbrechen?«
    Sie zuckt mit den Achseln. »So etwas in der Art. Fragt sich nur,
wie
organisiert. Das müssen wir erst noch herausfinden.«

78
    Am späten Vormittag braucht Gideon eine Pause. Er fährt kurz einkaufen und kehrt mit einer Zeitung, einem Zwei-Liter-Karton Milch und einem Schwung Fertiggerichte zurück. Nachdem er eine Portion fettige Mikrowellen-Lasagne hinuntergeschlungen hat, macht er sich wieder ans Entschlüsseln der Tagebücher.
    Sehr schnell wird deutlich, dass sein Vater sich immer mehr zur Lebensweise der Jünger hingezogen fühlte, je mehr er über sie erfuhr: »Ich habe mich von meiner Uhr getrennt«, schrieb er, »diesem groben Instrument. In Zukunft soll eine ältere Zeitmessung meine Welt regieren, eine, die auf das Spirituelle geeicht ist: die siderische Zeit, das Maß der großen Astronomen, das natürliche Instrument, das wir benutzen, um den Sternen zu folgen, die auch sie und ihre Gelehrsamkeit leiteten. Mittlerweile habe ich begriffen, wie wichtig der siderische Tierkreis tatsächlich ist – die bedeutsame Ausrichtung der großen Zeichen nach dem galaktischen Äquator.«
    Diese Worte sind genauso schwer zu verdauen wie die Lasagne. Gideons Gedanken wandern zurück in seine Kindheit: Spätabends hatte ihn sein Vater in den Garten hinausgeführt, um ihm die Sterne zu erklären. Er nannte ihm die Namen verschiedener Sternbilder und erzählte vom Orbit, dem Umlauf der Sonne und des Mondes. Magisches Zeug.
    Auf der anderen Seite des Raumes entdeckt Gideon ganz hinten in der Ecke, geschützt von einer Abdeckhaube, das alte Teleskop seines Vaters. Wieso ist es ihm nicht schon viel früher aufgefallen? Die als Staubschutz dienende Polyäthylenhaube hat sich im Lauf der Jahre gelblich verfärbt. Gideon beugt sich darüber und packt das Gerät aus, als hätte er gerade ein Überraschungsgeschenk bekommen.
    Es handelt sich um ein Teleskop der Marke Meade – ein derart teures und wertvolles Instrument, dass Gideon es damals nur im Beisein seines Vaters hatte benutzen dürfen. Zu Maries Lebzeiten hätte Nathaniel sich diesen Luxus nicht leisten können, sie wäre damit auf keinen Fall einverstanden gewesen: Reflektorenoptik im Wert von Tausenden von Pfund, fast schon Sternwarten-Standard, mit einem Zero-Image-Shift, Mikrofokussierer und speziellen Halterungen für Kameras.
    Als er sich wieder aufrichtet, schlägt er sich an der Dachschräge den Schädel an. Während er seinen schmerzenden Kopf reibt, wirft er einen vorwurfvollen Blick auf das verantwortliche Holzpaneel. Dabei bemerkt er, dass es irgendwie seltsam aussieht. Er drückt fest dagegen, woraufhin sich der untere Rand löst. Als Gideon loslässt, schwingt das Paneel an einem Scharnier nach unten. Wie sich nun herausstellt, befindet sich dahinter eine Art Schiebefenster und jenseits des Fensters ein langer, flacher Streifen Dach.
    Gideon entriegelt das Fenster, schiebt es auf und klettert in den strahlenden Sonnenschein hinaus. Der flache Dachvorsprung ist geteert und verläuft um eine Ecke. Nachdem Gideon vorsichtig die geheime Kammer seines Vaters umrundet hat, liegt das Dach des Hauses plötzlich offen und weit vor ihm.
    Direkt über der Mitte des Hauses, zwischen zwei mit roten Ziegeln gedeckten Firsten, befindet sich ein gut drei Meter

Weitere Kostenlose Bücher