Das Stonehenge - Ritual
Finger?«
Verlegen betrachtet sie die schmutzige Außenseite. »Keine Ahnung. Vielleicht eine Woche. Es war ein ziemlich tiefer Schnitt.«
»Sehen Sie sich mein Gesicht an.« Gideon reckt ihr das Kinn entgegen. »Sie haben mich doch im Krankenhaus besucht, nachdem der Einbrecher auf mich losgegangen war. Sie haben die Platzwunden und Blutergüsse gesehen. Können Sie noch irgendwelche Spuren davon entdecken?«
Sie schüttelt den Kopf.
»Was ist mit der Wunde an meinem Kinn passiert, die sie im Krankenhaus erst sogar nähen wollten?« Er sieht einen Anflug von Zweifel in ihren Augen und reckt das Kinn noch weiter vor. »Und die aufgeschlagene Lippe? Sehen Sie noch etwas davon?«
Megans Herz beginnt zu rasen. Er hat recht, sie kann nicht die Spur einer Verletzung erkennen. Seine Haut wirkt makellos, sie weist nicht den kleinsten Kratzer auf.
Gideon blitzt sie triumphierend an. »Sie laufen noch immer mit Pflaster herum, obwohl Sie sich den kleinen Schnitt schon vor einer Woche zugezogen haben. Und jetzt sagen Sie mir doch noch mal ins Gesicht, dass mein Vater verrückt war. Sagen Sie mir ins Gesicht, dass an all dem, was er geschrieben hat, nichts Wahres dran ist.«
86
Die hohen Herren von der Polizei haben eine schlaflose Nacht hinter sich. Ein Anruf in den frühen Morgenstunden hat das Leben der Ermittler auf den Kopf gestellt. Ein Anruf von Caitlyns Entführern.
Als der Polizeichef und sein Team sich in seinem Büro versammeln, ist die Neuigkeit bereits an die Presse durchgesickert. Zweifellos hat da irgendjemand aus ihren eigenen Reihen geplaudert – mit dem Ergebnis, dass nun draußen vor dem Polizeipräsidium die Weltpresse campiert.
Commander Barney Gibson eröffnet die Krisenbesprechung. »Um zwei Uhr morgens ist in unserer Einsatzzentrale ein Anruf eingegangen. Wie üblich wurde er aufgezeichnet. Ich spiele Ihnen die Aufzeichnung gleich vor. Der Anruf konnte zu einer öffentlichen Telefonzelle zurückverfolgt werden. Was an sich nicht weiter überraschend ist. Abgesehen von der Tatsache, dass sich diese Telefonzelle nicht in England befand – sondern in Frankreich.« Er wartet, bis alle die Bedeutung seiner Worte begriffen haben. »Der Anruf kaum aus einer öffentlichen Telefonzelle in einer Nebenstraße der Rue Lafayette, also mehr oder weniger mitten aus Paris. Die französische Polizei überprüft gerade vor Ort, ob es Aufzeichnungen aus Überwachungskameras gibt. Wobei ich sehr erstaunt wäre, falls die Kollegen fündig würden. Sie suchen selbstverständlich auch nach Fingerabdrücken oder anderen Spuren, die unter Umständen eine Übereinstimmung mit den von uns gespeicherten Fingerabdrücken oder DNA -Datenbanken ergeben könnten.«
Hunt hat es sichtlich eilig. Thom Lock ist informiert und auf dem Weg ins Präsidium. »Bitte spielen Sie uns die Aufzeichnung vor, Barney.«
Gibson betätigt einen digitalen Recorder, der mitten auf dem Tisch steht. Sie hören eine englischsprechende Männerstimme. Die Tonqualität ist schlecht. »Sie haben sicher schon mit diesem Anruf gerechnet. Wir haben Caitlyn Lock in unserer Gewalt und werden Ihnen in Kürze unsere Forderungen mitteilen.« Es folgt eine kurze Pause, dann ein Klicken. Plötzlich ist der Raum auf eine fast unheimliche Weise erfüllt von der leisen, traurigen Stimme des Mädchens. »Als ich noch ein Kind war, hat mein Dad mir abends immer vorgelesen. Jedes Mal, wenn Schlafenszeit war, setzte er sich zu mir unter die Decke und las mir etwas vor, bis ich einschlief.« Sie lacht traurig. »Manchmal erfand er auch selbst Geschichten über eine Märchenprinzessin namens Kay und deren Abenteuer, und dabei hielt er die ganze Zeit meine Hand …« An dieser Stelle merkt man ganz deutlich, dass sie mit den Tränen kämpft.
Alle um den Konferenztisch Versammelten sind selbst Eltern und von der Aufzeichnung sichtlich erschüttert. Caitlyns Stimme geht ihnen nahe. Mittlerweile spricht sie über ihre Mutter. »Ich glaube, ich kann mich daran erinnern, dass sie mir an meinem ersten Schultag gelbe Schleifen ins Haar gebunden hat. Weil ich die blaue Uniform so schrecklich fand. Und ich weiß noch, dass ich oft Waffeln mit ihr gebacken habe, wenn wir bei Grandma waren. Fast jedes Mal, wenn wir sie besuchten. Und wenn meine Mutter einen Film drehte, durfte ich immer zu ihr in die Garderobe. Dann hat sie mich auf ein dickes Kissen gesetzt und von ihrer Maskenbildnerin hübsch machen lassen.«
Gibson schaltet die Aufnahme ab. »Unsere Techniker sind
Weitere Kostenlose Bücher