Das Strandhaus
er. Seine Augen wirkten jetzt glasig, wie die einer Schaufensterpuppe, sein Ausdruck ebenso erstarrt. »Alle sind sie weg, Amy.«
Ich sitze in der Falle, erkannte Amy in panischer Angst. Ich komme hier nicht mehr raus.
»Buddy, was ist los? Was hast du vor?«, schrie Amy alarmiert und wich noch weiter zurück, bis sie mit dem Rücken gegen die Küchenanrichte stieß. Ihr Blick irrte im Raum umher, während sie verzweifelt nach etwas suchte, was sie als Waffe benutzen konnte – irgendetwas – doch die Küche war völlig leer.
Buddy stand in der Tür und blockierte jeden Fluchtweg. Er beobachtete Amy aus zusammengezogenen Augen, genoss ihre Panik.
»Du hast meine Gefühle verletzt«, sagte er ruhig.
»Was?« Sie suchte krampfhaft nach Worten, aber ihr Kopf war auf einmal wie leer gefegt, als hätte ihre Angst alles ausradiert.
Los, denk’ nach, befahl sie sich selbst. Lass dir etwas einfallen. Schnell!
Überleg, wie du hier herauskommst. Wie du Buddy beruhigen kannst.
Ihn beruhigen?
Er wirkte völlig ruhig, wie Amy zu ihrem Schrecken erkannte.
Sie war diejenige, die drauf und dran war, aus voller Kehle zu schreien. Buddy stand in der Tür, beobachte sie kühl und gelassen, sprach so leise, dass sie sich anstrengen musste, ihn zu verstehen.
»Du hättest dich nicht über mich lustig machen sollen«, sagte er. Er hob eine Hand, betrachtete einen Finger, und begann, an einem Niednagel zu pulen, scheinbar völlig konzentriert auf seine Tätigkeit.
»Ach, Buddy, wir haben doch nur Spaß gemacht«, platzte Amy mit einer Stimme heraus, die sie kaum noch als ihre eigene erkannte. »Niemand hat sich etwas Böses dabei gedacht.«
»Ihr habt mich gedemütigt!«, schrie er urplötzlich wütend und ballte beide Hände zu Fäusten. »Alle haben über mich gelacht. Warum, Amy? Warum habt ihr das getan?«
Amy gab keine Antwort. Sie blickte ihn nur erschrocken an.
»Maria hat sich auch über mich lustig gemacht«, fuhr er fort. »Und angelogen hat sie mich obendrein. Deshalb ist sie jetzt weg.«
»Hast du … hast du Maria getötet?«, brachte sie schließlich stotternd hervor, und sie fühlte, wie sie am ganzen Körper zu zittern begann und eine eisige Kälte über ihre Haut kroch.
»Sicher«, meinte Buddy stirnrunzelnd.
»Und Stuart?«
Er nickte. »Und Ronnie. Warum hast du es getan, Amy? Warum musstest du dich über mich lustig machen?«
Sie fühlte sich auf einmal so schwach, zu schwach, um sich auf den Beinen zu halten. Zu schwach, um sich mit Buddy auseinander zu setzen.
»Ich warte auf eine Antwort«, sagte er scharf.
»Buddy …« Sie keuchte so heftig, dass es ihr fast unmöglich war, irgendwelche Worte auszustoßen.
»Buddy, Leute spielen anderen Leuten nun mal Streiche. Nur so aus Jux. Es ist doch nicht ernst gemeint.
Es bedeutet überhaupt nichts.«
Er antwortete nicht, sondern blickte sie nur starr an.
»Warum hast du sie getötet, Buddy? Wegen irgendwelcher dummen Streiche? Weil sie sich einen kleinen Spaß erlaubt haben? Warum hast du sie umgebracht?«
»Weil es so einfach ist«, erwiderte er, und seine Mundwinkel verzogen sich zu einem merkwürdigen, schiefen Grinsen. »Total einfach.«
»Ist das der Grund?«
»Und weil es wirklich nichts ausmacht«, fügte er mit höhnischem Lächeln hinzu.
»Was? Es macht nichts aus?«
Er ist verrückt, erkannte Amy.
Ein geistesgestörter Mörder.
Es spielt keine Rolle, was ich sage. Ich werde ihm keine Vernunft einreden können.
Er hat alle meine Freunde getötet. Aus Rache. Hat sie wegen irgendwelcher läppischen Streiche umgebracht.
Und jetzt wird er mich umbringen.
Wieder irrte ihr Blick in der Küche umher, auf der Suche nach etwas, womit sie sich verteidigen konnte. Aber es gab noch nicht mal einen Kochlöffel. Nichts. Die Anrichte war kahl, ebenso wie die Regale am Fenster.
Das Fenster.
Ob ich es aufreißen und um Hilfe rufen kann?, überlegte Amy.
Wahrscheinlich.
Sie konnte um Hilfe schreien, bis sie blau im Gesicht wäre.
Denn niemand würde sie über das Rauschen der Brandung, das Tosen des Windes hinweg hören.
Es gab sowieso keine Menschenseele im Umkreis von Meilen.
Um Hilfe zu rufen war also sinnlos.
Ich muss ihn weiter in ein Gespräch verwickeln, dachte sie in wachsender Verzweiflung. Ich muss ihn so lange mit reden ablenken, bis ich eine Idee habe, wie ich hier herauskomme.
»Du hast gesagt, es macht nichts, Was meinst du damit?«, fragte sie, während sie Buddy eindringlich in die Augen blickte und herauszufinden
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