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Das stumme Lied

Titel: Das stumme Lied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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vor der Tür des Oastier-Wohnheimes gestanden und die süße Luft eingeatmet hatte.
      »Und dann sind Sie durch den Park gegangen.«
      »Ja. Das ist eine Abkürzung. Ich bin viele Male dort langgegangen. Niemals ist was ...«
      »Beruhigen Sie sich, Kirsten. Das wissen wir. Niemand gibt Ihnen die Schuld. Regen Sie sich deswegen nicht auf. Aber ist Ihnen jemand in der Umgebung aufgefallen?«
      »Nein. Es war still. Da war niemand.«
      »Haben Sie etwas gehört?«
      »Nur die Autos auf der Straße.«
      »Niemand hat die Party verlassen und ist Ihnen gefolgt?«
      »Ich habe niemanden gesehen.«
      »Haben Sie sonst jemanden bemerkt, der Ihnen gefolgt ist?«
      »Nein. Dann wäre ich wahrscheinlich davongelaufen. Nein.«
      »Was war früher am Abend? Wie ich gehört habe, waren Sie mit ein paar Freunden in einem Pub, dem Ring O'Bells. Trifft das zu?«
      Kirsten nickte.
      »Ist Ihnen jemand aufgefallen, der ein besonderes Interesse an Ihnen gezeigt, der Sie genau beobachtet hat?«
      »Nein.«
      »Waren Fremde dort?«
      »Ich ... ich kann mich nicht erinnern. Am Anfang war viel los, aber ...«
      »Es hatte Ärger gegeben, richtig? Können Sie mir davon erzählen?«
      Kirsten erzählte ihm, an was sie sich noch hinsichtlich des Vorfalls mit dem Wirt erinnern konnte. Das alles kam ihr jetzt so kindisch vor; der Gedanke daran war ihr peinlich.
      »Sie und Ihre Freunde waren also die letzten Gäste?«
      »Ja.«
      »Und Sie haben niemand gesehen, der sich draußen herumgetrieben hat?«
      »Nein.«
      »Was ist mit dem Überfall? Können Sie sich erinnern, wie es passiert ist?«
      Kirsten schloss die Augen und sah nur Finsternis. Es war, als hätte sich irgendwo in ihrem Kopf eine dunkle Wolke gebildet, in der alles gefangen war, was der Mann wissen wollte. Der Rest von ihr - Erinnerungen, Gefühle, Empfindungen - konnte die undurchdringliche Dunkelheit nur hilflos umkreisen. Es war ein Brocken ihres Lebens, ein Paket aus Schmerz und Angst, versteckt in der Dunkelheit. Sie wusste nicht, ob sie in diese Wolke eindringen konnte; oder ob sie es überhaupt wollte. Da drinnen, so spürte sie, hausten Schrecken, die zu abscheulich waren, um ihnen gegenüberzutreten.
      »Ich habe den Mond gesucht«, sagte sie.
      »Wie bitte?«
      »Ich hab auf dem Löwen gesessen, auf der Skulptur in der Mitte des Parks, und meinen Kopf in den Nacken gelegt, um nach dem Mond zu schauen. Ich habe nach dem Mond geschaut. Ich weiß, das klingt albern. Ich war nicht betrunken oder so. Es war nur meine letzte Nacht und ich wollte schon immer ... einfach ... auf dem Löwen sitzen. An mehr kann ich mich nicht erinnern.«
      »Was ist passiert?«
      »Wann? Was meinen Sie?«
      »Sie saßen auf dem Löwen und hielten Ausschau nach dem Mond. Was geschah dann?«
      Superintendent Elswicks Stimme war sanft und hypnotisch. Sie machte Kirsten wieder schläfrig. Jetzt, da sie ganz zu sich gekommen war, konnte sie ihren schmerzenden Körper mit der straffen Haut spüren und sie wollte wieder mit der Flut hinaussegeln und ihn zurücklassen.
      »Eine Hand«, sagte sie. »Das ist alles, was mir einfällt.
      Von hinten kam eine Hand und legte sich über meine Nase und meinen Mund. Ich bekam keine Luft mehr. Und dann wurde alles schwarz.«
      »Sie haben niemanden gesehen?«
      »Nein. Tut mir Leid ... Ich ... Da war etwas ...«
      »Ja?«
      Kirsten runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. »Es bringt nichts. Ich kann mich nicht erinnern.«
      »Machen Sie sich deshalb keine Gedanken, Kirsten. Ganz langsam. Sie können sich an überhaupt nichts erinnern, was die Person betrifft, die Sie überfallen hat, ganz gleich wie unbedeutend es auch erscheinen mag?«
      »Nein. Nur an die Hand.«
      »Wie war die Hand? War sie groß oder klein?«
      »Ich ... ich ... das ist schwer zu sagen. Sie bedeckte meine Nase und meinen Mund. Sie war kräftig. Und rau.«
      »Rau? Inwiefern?«
      »Wie eine Hand von jemandem, der viel hart gearbeitet hat, nehme ich an. Der schwere Sachen hebt oder so. Keine Ahnung. So eine raue Hand habe ich vorher nie gespürt. Wir hatten einmal einen Gärtner, und seine Hände sahen so aus, wie sich diese angefühlt hat. Ich habe sie nie berührt, aber sie sahen rau und schwielig aus von der Arbeit.«
      »Dieser Gärtner«, sagte Elswick, »wie war sein Name?«
      »Das ist lange her. Ich war noch ein kleines Mädchen.«
      »Erinnern

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