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Das Südsee-Virus

Das Südsee-Virus

Titel: Das Südsee-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk C. Fleck
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es nicht zu, dass der Geldfluss von einer Insiderclique spekulativ ausgebremst wird. Wir werden das Geld wieder zirkulieren lassen. Es wird wie Blut durch die Adern unserer Wirtschaft fließen und sämtliche Organe mit dem nötigen Sauerstoff versorgen. Auf diese Weise beugen wir dem Kollaps vor, der von den Profiteuren des alten Systems bedenkenlos in Kauf genommen wurde.
    Ein weiterer und letzter Punkt, den ich an dieser Stelle erwähnen möchte, ist die neue Bodenordnung, die wir unseren Mitgliedern ans Herz legen. In Polynesien fahren wir extrem gut damit. Die Idee, die hinter unserer Bodenreform steht, ist so einleuchtend wie vernünftig: Das Land gehört allen Menschen, es darf der Allgemeinheit nicht abgekauft werden. Es wird dem Einzelnen lediglich zur Nutzung überlassen. Vom erwirtschafteten Gewinn profitiert dann die ganze Gemeinschaft. Bisher lebten wir in einer Gesellschaft, die die Zerstörung der Erde belohnt. Die URP tun genau das Gegenteil: Sie belohnt den Erhalt und die Vermehrung von Lebensgrundlagen und nicht deren Zerstörung.
    Die URP umfassen inzwischen einhundertdreiundzwanzig Regionen. Wir sind eine Macht geworden auf diesem Planeten, wir sind herausgewachsen aus unserem Namen. Darum benenne ich die United Regions of the Pacific um in United Regions of the Planet. Ich lade jede Region der Welt ein, unserer Organisation beizutreten, unabhängig davon, ob sie Teil eines Nationalstaates ist oder nicht. Die Staatengebilde sind seit Langem überfordert. Es ist daher das gute Recht einer jeden Region, ihren eigenen überzeugten Weg zu gehen. Wo immer ihr mir jetzt also zuhört: Kommt zu uns, liebe Freunde, wir brauchen jeden Einzelnen von euch, es gibt viel zu tun …«
    Maeva stand noch eine Weile wie angewurzelt da. Es war still geworden am AKW Koeberg. Selbst die Hunde hielten für einen Augenblick die Schnauze.
29. November 2028
    Unsere Reise hat ihre Unschuld verloren. Die dreitausend Toten aus dem Pelikan Park waren direkt vor unseren Augen gestorben, ohne dass Maevas Gegenwart daran etwas hätte ändern können. Entsprechend deutlich fiel ihr Statement am Melkbosstrand aus. Welch ein Unterschied zu ihrer Antrittsrede in Sydney! Die Intention war die gleiche, aber ihr Ton war fordernd geworden. Und als hätte sie das Statement vor dem Atomkraftwerk noch nicht zufriedengestellt, schob sie heute eine Erklärung im Internet nach. Darin verlangt sie nichts weniger, als dass die internationale Elite der Kritiker und Verweigerer des gegenwärtigen Weltsystems mit den Regionen der URP in eine Koalition treten sollte. Damit wären erstmals auch die indigenen Völker mit den privilegierten Schichten der dominierenden Gesellschaft vereint – im gemeinsamen Kampf gegen den Krebs der Industriegesellschaft. Gleichzeitig erinnerte sie zum wiederholten Male an das Naturverständnis unserer Vorfahren, mit dessen Hilfe der gegenwärtigen Krise wirkungsvoll begegnet werden könnte.
    Ich bin sicher, dass sie mit unseren Vorfahren nicht die marodierenden Horden Europas gemeint hat, die nur deshalb in gesunder Natur leben konnten, weil sie keine Motorsägen hatten. Nein, sie bezog sich auf ihr eigenes Volk und auf die Tabus, die bis zum Eintreffen der Europäer auf Tahiti gegolten hatten. Indem das Tabu von Häuptlingen oder Priestern über Waldgebiete, Pflanzen oder Fischfanggründe verhängt werden konnte, war es ein wesentliches Ordnungsmittel im sozialen und wirtschaftlichen Leben. Diese Treuhänderschaft, so Maeva, gelte es auf der ganzen Welt auszuüben, und zwar ohne jedes persönliche Verfügungsrecht.
    Ist Maeva eigentlich bewusst, dass sie mit ihrem Appell an die Regionen dieser Welt, sich den URP anzuschließen, offen dazu aufgerufen hat, sich von den jeweiligen Nationalstaaten zu distanzieren, in die man bis dato eingebunden ist? Warum sie diesen Nebenkriegsschauplatz eröffnet hat, ist mir nicht klar. Als ob ihr der offene Zoff mit der Atomindustrie nicht gereicht hätte. So ganz nebenbei hat sie es sich auch noch mit dem mächtigen Chemie- und Saatguthersteller GEN ius verscherzt, indem sie der Gentechnologie kurzerhand den Zugriff auf die Territorien der URP untersagte. Sie sammelt hochkarätige Feinde wie Trophäen, und offensichtlich hat sie Spaß daran …
    Ihre Rede vom Melkbosstrand war weniger ein moralischer Appell als vielmehr ein Versprechen. Für jedes Problem, so Maevas Botschaft, liegt bereits eine saubere ökologische Lösung parat, egal auf welchem Gebiet! Sie versprach, dass die

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