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Das Südsee-Virus

Das Südsee-Virus

Titel: Das Südsee-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk C. Fleck
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URP an der Lösung der Probleme, wo immer sie auftauchen und welcher Art sie auch immer sein mögen, praktisch mitwirken würden. Ihr Versprechen kann jederzeit eingelöst werden, denn die Flut an Spezialisten, die sich in den letzten Monaten aus den Laboren multinationaler Konzerne verabschiedet haben, um sich in den neu gegründeten Instituten der URP ausschließlich der ökologischen Grundlagenforschung zu widmen, steigt unablässig an. Selbst am renommierten Massachusetts Institute of Technology ( MIT ) in Boston ist der Aderlass an Wissenschaftlern unverhältnismäßig hoch, seitdem einige der ganz Reichen dieser Welt unverhohlen ihre Sympathie für die URP bekundet haben und für die entsprechenden Ausgleichszahlungen sorgen. Einer dieser Herrschaften ist der öffentlichkeitsscheue Malcolm Double U , der mit »World Warrior« das mit Abstand beliebteste Computergame der Welt erfunden hat. Steve war süchtig danach auf Tahiti. Das »Rainbow Tank« genannte Spieleimperium des Malcolm Double U hat bis heute geschätzte zweihundert Milliarden Dollar Gewinn erwirtschaftet. Der Mann ist gerade mal 38 Jahre alt! Immerhin scheint er zur Besinnung gekommen zu sein. Die Gelder, die seine Spiele abwerfen, investiert er in großflächige Landkäufe, vor allem in Argentinien und Chile. Auf diese Weise entzieht er der Industrie den Zugriff auf Landschaften, die ohne ihn garantiert verloren gingen. Der Mann hat sich letzte Woche bei uns gemeldet und Maeva ein Treffen in Südamerika vorgeschlagen. Soweit ich es verstanden habe, will er eine Allianz der Superreichen schmieden, um die URP in ihrem Kampf gegen die Global Player finanziell zu unterstützen.
    Morgen haben wir einen anstrengenden Flug vor uns. Es geht nach Bolivien, wo sich die Zukunft der Hightechgesellschaft entscheidet.
    Der Empfang war überwältigend, als die drei Geländewagen auf dem »Platz der Lasttiere« vorfuhren. Die zwölftausend Einwohner der Stadt Uyuni im südlichen Teil des bolivianischen Altiplano waren fast vollständig versammelt, als Maeva und ihre zehnköpfige Begleittruppe in dem verschlafenen Kaff eintrafen, das über Nacht zu Weltruhm gelangt war. Auf dem Weg vom Uhrenturm zum nahe gelegenen Rathaus hatten Rudolf und seine Männer erhebliche Mühe, die begeisterte Menge im Zaum zu halten. Gegen die zahlreichen Kinder, die das Spalier der Erwachsenen immer wieder unterliefen, indem sie einfach durch deren Beine schlüpften, waren sie machtlos. Die Kleinen schienen das Spiel zu genießen, das wohl darin bestand, die »Frau« (Mujer!) einmal kurz zu berühren, um dann feixend in der Menge zu verschwinden. Die Überfälle der aufgedrehten Kobolde gelangen so gut, dass selbst Maevas Leibwächter Beifall klatschten, was die allgemeine Heiterkeit noch steigerte.
    Der große Saal des Rathauses war bis auf den letzten Platz besetzt. Etwa dreihundert Vertreter der Chiquitano, Guaraní und Moxeño erhoben sich von den Sitzen, als die URP-Vorsitzende eintraf. Ihr andauernder Protest gegen den Lithiumabbau auf dem Salar de Uyuni hatte in den letzten Monaten international für Aufsehen gesorgt. Unterstützung fanden sie kaum, nicht einmal im eigenen Land.
    Maeva nahm neben den Gewerkschaftssprechern auf dem Podium Platz, während Steve seine Kamera seitlich am Fenster aufbaute. Cording verdrückte sich in die letzte Reihe. Nachdem die Begrüßungsworte gesprochen waren, erhob sich der Bürgermeister von Uyuni, ein wettergegerbter kleiner Mann mit einer heiseren Stimme. Er erinnerte daran, dass Boliviens Bodenschätze seit den Tagen der spanischen Conquistadores systematisch ausgebeutet worden waren, ohne dass die einheimische Bevölkerung den geringsten Nutzen davon gehabt hatte. In den Bergen von Potosí, also praktisch um die Ecke, sei so viel Silber abgebaut worden, dass man mit dem Edelmetall bequem eine Brücke über den Atlantik hätte bauen können. Ein beeindruckendes Beispiel, wie Cording fand. Auch an den Gas- und Eisenerzvorkommen hätten ausschließlich Fremde verdient, von einer kleinen korrupten Clique im eigenen Land einmal abgesehen.
    »Wir können nicht zulassen, dass sich eine derartige Ungerechtigkeit wiederholt!«, rief er zum Schluss und erntete lang anhaltendes, zustimmendes Gemurmel.
    Der nachfolgende Redner verwies auf die bolivianische Verfassung, in der die territoriale Selbstbestimmung der indigenen Völker vor neunzehn Jahren festgeschrieben worden war. »Gemäß Artikel 30 müssen wir in unseren Gebieten an der Ausbeutung der

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