Das Sühneopfer: Historischer Kriminalroman (Schwester Fidelma ermittelt) (German Edition)
Aibell stand. Aber was weiß Aibell vom Tod ihrer Mutter und ihrem Mörder? Außerdem hat der Attentäter ›Rache für Liamuin!‹ gerufen, er muss also davon ausgegangen sein, dass Colgú der Name nicht fremd war. Colgú wiederum hat angesichts seines möglichen Todes geschworen, dass ihm der Name absolut nichts sagte. Nein, Eadulf, da steckt noch etwas anderes dahinter.«
»Glaubst du, der Müller weiß mehr, als er uns sagt?«
»Nein, das glaube ich nicht. Er hätte uns gut und gern das eine oder andere verschweigen können, hat sich nicht einmal gescheut zu gestehen, seinen eigenen Bruder umgebracht zu haben. Meiner Meinung nach war er grundehrlich und hat uns alles gesagt, was er zu sagen wusste.«
»Und wie gehen wir jetzt weiter vor?«
»Wir müssen versuchen, den Überlebenden zu finden, von dem Marban gesprochen hat. Und vor allen Dingen gilt es zu klären, wer der Krieger war, der Liamuin getötet hat.«
Just in dem Moment betrat Gormán die Mühle.
»Die Pferde stehen trocken und gut, Lady, und da dachte ich, es wäre vernünftig nachzuschauen, was sich hier tut. Der Müller löscht mit seinen Männern die Trockenöfen, der Regen lässt weiteres Arbeiten nicht zu.«
Fidelma sah ihn ernst an und überraschte ihn mit der Frage: »Hast du in Cnoc Áine mitgekämpft, Gormán?«
»Leider nicht. Ich wurde da noch an der Schule der Múscraige Breogain ausgebildet und konnte meinen Lehrmeister nicht davon überzeugen, dass ich schon einen guten Krieger abgeben würde.«
»Du weißt wahrscheinlich auch nicht, wer von den Kriegern mit dem Goldenen Halsreif damals ins Land der Uí Fidgente zog?«
»Der Befehlshaber zu der Zeit war Capa. Ich hatte erst später die Ehre, in der Leibgarde von Cashel zu dienen. Ich wurde gerade in ihre Reihen aufgenommen, als Caol an die Stelle von Capa trat. Du wirst dich entsinnen, dass Capa versucht hatte, den König davon zu überzeugen, dass ich an der Entführung deines Kindes schuld gewesen wäre …«
»Ich erinnere mich sehr gut, Gormán. Aber eine andere Frage – Caol war sicherlich auch in Cnoc Áine, oder?«
»Aus den Reihen der Nasc Niadh waren viele dort, Lady. Es war eine große Schlacht. Enda, Aidan, Dego, alle waren dort.«
»Haben sie jemals über die Monate danach gesprochen, als mein Bruder sie mit einigen Kompanien losschickte, um im Gebiet der Uí Fidgente für Ruhe und Ordnung zu sorgen?«
Gormán überlegte. »An Genaues kann ich mich nicht entsinnen. Ich habe den Eindruck, jeder wollte sich mehr seiner Taten in der eigentlichen Schlacht rühmen, als das Augenmerk auf die vergleichsweise banalen Aufgaben zu lenken, nach der Niederlage der Uí Fidgente darauf zu achten, dass sie nicht erneut aufbegehrten.«
»Dabei unterstanden den meisten Kriegern mit dem Goldenen Halsreif als auserwählten Befehlshabern doch ganze Gebiete, in denen sie den Frieden zu sichern hatten.«
»Das war wohl so. Aber es dauerte ja nicht lange, nur bis der neue Fürst der Uí Fidgente sich mit deinem Bruder friedlich geeinigt hatte. Fürst Donennach hat in einen Friedensvertrageingewilligt, der festlegt, er müsste sich Cashel gegenüber verantworten, falls der Frieden in irgendeiner Weise gefährdet oder verletzt wird, und insofern ist es in seinem eigenen Interesse, dafür zu sorgen, dass es zu keinen Unruhen kommt.«
»Erfordert es große Mühe festzustellen, welche Krieger mit dem Goldenen Halsreif in dieses Gebiet entsandt wurden?«
»Schwer zu sagen, Lady. Aber wir sind nicht weit von Dún Eochair Mháigh, dem Hauptsitz der Uí Fidgente. Wäre es da nicht logisch, dass Colgú selbst sich herbegeben hat, um sich zu überzeugen, dass alles ruhig und friedlich blieb?«
Fidelma schwieg betroffen. Eadulf, der wusste, was ihr durch den Kopf ging, übernahm rasch die Antwort.
»Soweit uns berichtet wurde, hat er das nicht getan. In einer derart entlegenen Gegend wie am Fuß der Berge südlich von hier würde sich der König nicht monatelang aufhalten. Diese Bergausläufer führen in die Gebirgswelt der Luachra. Wir suchen nach einem Krieger mit dem Goldenen Halsreif, der hier stationiert war.«
Von draußen hörte man plötzlich Stimmen. Flugs hatte Gormán die Hand am Schwert und drehte sich zur Tür, die aufgerissen wurde. Auch Fidelma und Eadulf waren im Nu auf den Beinen.
Im Türrahmen stand Marban mit grimmigem Gesicht.
»Etliche Krieger von Fidaig sind auf dem Weg hierher. Ich halte es für das Beste, ihr begebt euch nach oben in die Mühle und verhaltet euch
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