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Das Sündenbuch: Historischer Roman (German Edition)

Das Sündenbuch: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Sündenbuch: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Maly
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beiden Lederbücher in seine Umhängetasche, legte sich in etwas Abstand zu Bedrich ebenfalls in den Schatten und schlief auf der Stelle ein. Seine Tasche diente ihm als Kissen.
    Jana überlegte, ob es wohl gefährlich war, wenn sie sich auch ein Stündchen hinlegte? Aber wahrscheinlich war es besser, sie blieb wach und passte auf. Deshalb setzte sie sich mit dem Rücken an den dicken Stamm des Nussbaums in die Sonne und genoss die angenehme Wärme. Falls eine Gefahr aus dem dichten Grün auftauchte, könnte sie die beiden Männer rasch wecken. Aber während sie so dasaß, wurden ihre Augenlider immer schwerer, und schließlich fielen sie zu.
    Die Drosseln sangen, und es raschelte im Gebüsch, doch Jana hörte es nicht. Jemand beobachtete sie beim Schlafen. Sein Interesse galt der Ledertasche unter dem Kopf des Arztes.
    Der deftige Geruch gebratenen Specks weckte Jana. Inzwischen lehnte sie nicht mehr am rauen Stamm des Nussbaums, sondern lag ausgestreckt im Gras. Sie hatte tief und fest geschlafen.
    Bedrich hatte ein Feuer entfacht und aus Ästen und Steinen ein Gerüst gebaut, auf dem jetzt die Pfanne stand. Eier, Speck und Gemüse brutzelten darin.
    »In meiner Satteltasche sind noch Brot und Käse«, sagte er zu Jana. Benommen setzte sie sich auf und rieb sich die Augen. Die Sonne stand mittlerweile hoch, es war fast Mittag. Jana sah sich um.
    »Wo ist Doktor Pfeiffer?«, fragte sie. Sein Platz unter dem Nussbaum war leer.
    »Du hältst es wohl keinen Augenblick mehr ohne ihn aus«, sagte Bedrich beleidigt.
    »Wir sind zu dritt unterwegs«, erklärte Jana. »Wenn ich dich beim Aufwachen nicht sehe, frage ich auch nach dir.«
    Bedrich verzog ungläubig den Mund. Er legte Speck, Eier und Gemüse auf eine Scheibe Brot.
    »Ich habe die Eier mit Zitronenthymian gewürzt«, sagte er und holte noch weiteres Brot und Käse aus seiner Satteltasche. Dann setzte er sich eine Spur zu nah zu ihr ins Gras und hielt ihr einen flachen Stein hin, auf dem sich das Frühstück befand.
    »Danke«, sagte Jana und rutschte ein Stück weg. »Also, wo ist Pfeiffer?«
    Bedrich seufzte: »Wo soll er schon sein? Er musste sich erleichtern, und danach wollte er zum Fluss, um sich zu waschen. Bist du jetzt zufrieden?«
    »Ach so«, sagte Jana. Jetzt erst nahm sie Bedrichs Frühstück entgegen. »Hat er seine Umhängetasche mitgenommen?«
    Bedrich sah sich um.
    »Nein, die hängt an seiner Satteltasche. Warum fragst du?«
    Jana zuckte mit den Schultern. Sie wusste es selbst nicht recht. Hatte sie Angst, der Gelehrte würde mit den beiden Büchern zu Fuß davonlaufen und sein Pferd zurücklassen? Bei dem Gedanken musste sie grinsen. Er war absurd.
    »Nun iss endlich dein Frühstück«, sagte Bedrich ungeduldig. »Der Käse ist eine Spezialität des Wirts in Dijon. Er hat eine rote Schimmelkruste, ist innen weich und cremig und schmeckt vorzüglich zu einer Mischung aus Feigenmarmelade und Senf. Ein Schluck Rotwein macht das Ganze zu einem unvergesslichen Geschmackserlebnis.«
    Jana betrachtete den Käse auf ihrem Steinteller. Ein strenger Geruch ging von ihm aus. Aber sie vertraute Bedrichs gutem Geschmack. Der Wirt öffnete einen kleinen Topf, den er zuvor aus seiner Satteltasche geholt hatte, und tropfte eine dicke, zähflüssige Masse auf den Käse. Es war der Feigensenf.
    »Probier doch endlich«, drängte Bedrich.
    Jana hatte nicht viel Hunger, denn sie war immer noch müde. Dennoch nahm sie einen Bissen voll. Bedrich hatte recht, der würzige Käse und der süßscharfe Senf bildeten im Mund eine köstliche Geschmacksmischung.
    »Großartig, oder?«, fragte Bedrich. Er saß schon wieder zu nahe bei ihr und beobachtete sie erwartungsvoll. Seine Freude darüber, dass Jana der Käse schmeckte, war wie die eines kleinen Kindes.
    »Ja, es schmeckt vorzüglich«, gab Jana ehrlich zu.
    Bedrich grinste über beide Ohren.
    »Du hast großes Talent«, sagte Jana vorsichtig. Sie überlegte genau, wie sie die nächsten Worte setzen sollte, ohne ihn zu verletzen.
    Bedrich rückte ein Stück von ihr ab. Er kannte Jana seit Kindheitstagen und schien bereits zu wissen, was nun kommen würde. Es war mit Sicherheit etwas, was ihm nicht gefiel.
    »Aber?«, fragte er misstrauisch.
    »Kein Aber«, sagte Jana. »Du bist ein wundervoller Koch, und dieses Land ist wie geschaffen für dich. Hier dreht sich alles um gutes Essen, hier wirst du glücklich werden.«
    »Und du?« Bedrich kannte die Antwort bereits, aber er stellte die Frage trotzdem.
    Jana schüttelte

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