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Das Sündenbuch: Historischer Roman (German Edition)

Das Sündenbuch: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Sündenbuch: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Maly
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denn hinterher hatte er sich übergeben müssen. Die Erinnerung an den toten Frosch mit dem aufgeschnittenen Leib und den herausquellenden Eingeweiden hatte ihn noch nächtelang verfolgt. Selbst heute noch träumte er manchmal davon.
    Aber Jendrik wagte es nicht zu protestieren. Zu offensichtlich war, was dann passieren würde. Und Schuld an der ganzen Sache hatten Jana Jeschek und dieser eingebildete Arzt. Plötzlich hasste er die beiden mehr denn je. Wie hatten sie ihn nur in diese missliche Lage bringen können!
    »Ich habe keine Ahnung, wo ich nach den beiden suchen soll«, sagte er resignierend. Er hatte den Auftrag längst akzeptiert.
    »Sie sind auf dem Weg nach Bordeaux«, sagte der Mann so bestimmt, als hätte er zuvor mit dem Arzt gesprochen.
    »Woher …?« Jendrik beendete seine Frage nicht. Es war egal, woher der Fremde wusste, wohin die beiden unterwegs waren.
    Bordeaux, das war wieder so eine Stadt, in der man diese nasale Sprache benutzte, von der Jendrik kein Wort verstand. Er hatte gehofft, von hier aus schnurstracks nach Prag zurückkehren zu können, ins Clementinum, wo er sich seinen Studien widmen, friedlich durch den Kräutergarten wandeln und hin und wieder ein wirklich gutes Bier trinken konnte.
    »Wir treffen uns wieder im Jesuitenkloster in Bordeaux, und ich wünsche uns beiden, dass Ihr Euren Auftrag bis dahin ausgeführt habt. Anderenfalls muss ich den Papst benachrichtigen, und wie gesagt, er duldet keine Dummheit in den eigenen Reihen.«
    Die Drohung, die in den Worten mitschwang, war unüberhörbar.
    »Ihr reist nicht mit nach Bordeaux?« Jendrik konnte die Erleichterung in seiner Stimme nicht verbergen.
    »Ich habe in diesem Kloster noch etwas zu erledigen. Aber ich werde Euch folgen, sobald ich kann. Und …«, er machte eine dramatische Pause, »ich werde Euch überall finden. Verlasst Euch darauf.«
    Natürlich wird er mich wiederfinden. Ich bin verloren, dachte Jendrik bitter.
    Unvermittelt griff der Entstellte unter seinen Umhang. Würde er jetzt den Dolch hervorholen, den Jendrik so fürchtete? Aber es war keine Waffe, die in der Hand des Bruders lag, sondern ein kleiner schwarzer Lederbeutel, den er Jendrik zuwarf.
    Dieser fing ihn, zu seiner eigenen großen Überraschung, geschickt auf. Jendrik musste den Beutel nicht öffnen, um zu spüren, dass sich Münzen darin befanden. Am liebsten hätte er den Beutel fallen lassen. Es war Judaslohn, den er bekam, um Menschen zu töten. Wie ein gemeiner Auftragsmörder.
    Jendriks Kopf schmerzte, ihm war schwindelig geworden, Angst und Unsicherheit vernebelten seine Gedanken. Um welches Buch handelte es sich da bloß? Was war so wertvoll, dass der Papst dafür töten ließ? Oder wusste der Heilige Vater gar nichts von den Methoden seiner Untergebenen?
    Der Mann mit dem entstellten Gesicht zog die dunkle Kapuze wieder über den Kopf, tief in die Stirn. Die Narbe war nun nicht mehr zu sehen. Aber der abstoßende Anblick hatte sich tief in Jendriks Gedächtnis gebrannt, der dunkle Wollstoff konnte nicht verhindern, dass er die rotblauen Hautwülste deutlich vor sich sah. Er wusste, das würde ihn die nächsten Wochen verfolgen, viel schlimmer, als es der aufgeplatzte Leib des Frosches je vermocht hatte.
    Auf dem Weg nach Cluny
    N ACH EINER DURCHRITTENEN N ACHT machten Jana, Bedrich und Pfeiffer endlich halt auf einer kleinen Anhöhe. Von hier aus hatten sie Sicht auf die umliegenden Dörfer und den schmalen Fluss, der sich zu ihrer Rechten gemächlich durch eine saftig grüne Landschaft schlängelte. Holunderbüsche, Kornelkirsche und Weißdorn wuchsen mit wildem Lorbeer und Haselnusssträuchern um die Wette.
    Bedrich hatte es sich unter einem ausladenden Nussbaum gemütlich gemacht und schlief, während Doktor Pfeiffer etwas abseits in der Sonne lag und seit Stunden in dem Buch las, das sie Abt Nicola abgenommen hatten.
    Jana war ebenso müde wie Bedrich, aber sie wollte nicht schlafen, der Inhalt des Buchs interessierte sie ebenso brennend wie den Arzt. Am liebsten hätte sie dem Wissenschaftler das Lederbändchen aus den Händen gerissen und selbst versucht, es zu entziffern. Seit Stunden beobachtete sie Pfeiffers konzentriertes Gesicht und versuchte darin zu lesen, aber ohne Erfolg. Sie konnte beim besten Willen nicht erkennen, was sich hinter der braungebrannten Stirn abspielte.
    Als der Arzt sich streckte, den Kopf in den Nacken legte und kurz in den Himmel schaute, nutzte Jana die Gelegenheit und setzte sich zu ihm.
    »Was habt Ihr

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