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Das Sündenbuch: Historischer Roman (German Edition)

Das Sündenbuch: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Sündenbuch: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Maly
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unzuverlässige Langschläferin«, schimpfte Jana. Sie schlüpfte in ihr Kleid, ordnete ihr Haar und lief die Treppe hinunter zur Küche. Die Katze folgte ihr miauend.
    Doch am Treppenansatz blieb sie abrupt stehen, denn aus der Küche drangen die Stimmen von Tomek und Radomila. Die beiden unterhielten sich gerade lautstark. Als ihr eigener Name fiel, konnte Jana einfach nicht anders, sie lehnte sich gegen die Wand und lauschte. Die hungrige Katze protestierte, aber Jana hob sie hoch und beruhigte sie durch liebevolles Streicheln. Das Tier schnurrte und schloss genießerisch die Augen.
    »Ich will, dass die Hochzeit noch vor dem Sommer stattfindet«, sagte Radomila entschieden.
    »Warum so schnell?«
    »Ich kann einfach beruhigter schlafen, wenn alles geregelt ist. Karel ist nicht mehr der Jüngste, in letzter Zeit klagt er immer öfter über Schmerzen in der Brust. Der Gedanke, dass ihm etwas zustößt und wir dann die Apotheke verlieren, weil wir nicht rechtzeitig vorgesorgt haben, gefällt mir ganz und gar nicht.«
    »Mir gefällt nicht, dass dieser aufgeblasene Arzt bei uns einzieht. Der Mann ist Katholik und arbeitet für die Habsburger; Ferdinand selbst hat ihn an die Universität geholt. Außerdem wollen auch die Jesuiten im Clementinum etwas von ihm.« Tomeks Stimme klang verwaschen und undeutlich. Wahrscheinlich hatte er den Mund voll, aber Jana konnte ihn von ihrem Versteck aus nicht sehen.
    »Du weißt, dass der König ein wachsames Auge auf alle Entscheidungen in dieser Stadt hat«, sagte Radomila. »Die Katholiken sind dabei, die wichtigsten Positionen zu übernehmen. Ein Grund mehr für dich, schnell zu heiraten, bevor ein aufgeblasener Katholik glaubt, die Apotheke übernehmen zu können.«
    Tomek erwiderte fröhlich: »So weit wird es nicht kommen. Ich kann dir versichern, dass es noch im nächsten Monat einen Machtwechsel geben wird.«
    »Wovon sprichst du?«, fragte Radomila gereizt.
    Tomeks Stimme wurde leiser. Jana musste sich anstrengen, um seine Worte zu verstehen.
    »Es wird einen Aufstand geben, und wir Protestanten werden als Sieger hervorgehen.«
    Radomila sog die Luft so laut ein, dass es bis zu Jana zu hören war.
    »Graf von Thurn will nicht mehr länger zusehen, wie Böhmen vor die Hunde geht, weil die Habsburger uns knechten und aussaugen. Er selbst wird den Aufstand anführen. Wir werden die ganzen überheblichen Katholiken aus dem Land werfen und endlich frei sein vom Diktat der Habsburger.«
    »Und was ist mit Männern wie Jendrik Zajic? Willst du den auch aus der Stadt werfen?«, fragte Radomila scharf.
    »Es gibt immer Möglichkeiten, Freunde rechtzeitig zu warnen.«
    Eine Pause entstand. Schließlich sagte Radomila sehr ernst: »Ich will nicht, dass du dich an so etwas beteiligst. Ein Aufstand ist gefährlich. Auch wenn die Aufständischen zunächst vielleicht siegen, der Zorn der Unterlegenen wird grausam sein.«
    Tomek lachte. »Du machst dir zu viele Sorgen und redest wie die Feiglinge, die sich den Habsburgern freiwillig unterwerfen.«
    »Nein, das stimmt nicht«, sagte Radomila entschieden. »Aber ich habe Angst davor, alles zu verlieren, nur weil mein Sohn sich gedankenlos einer Sache anschließt, die ihm keinerlei Vorteil einbringt.«
    »Wie kannst du das sagen? Natürlich bringt es Vorteile. Stell dir vor, die Habsburger wären weg, und wir könnten endlich einen protestantischen König einsetzen.«
    Radomila schnaufte verächtlich: »Was habe ich von einem anderen König? Mich stört der gegenwärtige nicht, solange er mir nicht meine Apotheke wegnimmt und das bisschen Wohlstand, das ich erworben habe.«
    »Du denkst immer nur an die Apotheke!« Tomeks Stimme war laut und ärgerlich.
    »Natürlich, schließlich ist sie der Grund dafür, dass du jeden Abend gutes Essen auf dem Tisch stehen hast, dir neue Kleidung kaufen kannst, ein teures Pferd unterhältst und ein gemütliches Leben führst. Und damit das so bleibt, will ich, dass du Jana noch im nächsten Monat heiratest. Und das Wort Aufstand will ich in diesem Haus nicht mehr hören.«
    Erneut entstand eine Pause, bevor Tomek antwortete.
    »Ich habe nichts dagegen, Jana zu heiraten. Sie ist hübsch und weiß einen Haushalt zu führen. Aber kannst du mir erklären, warum wir diesen arroganten Besserwisser hier wohnen lassen?«
    »Der arrogante Besserwisser ist Arzt, und wenn er Patienten behandelt, dann brauchen sie Medizin. Und wo werden sie die wohl kaufen?«
    Janas Herz schlug vor Aufregung schneller. Sie hatte also

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