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Das Sündenbuch: Historischer Roman (German Edition)

Das Sündenbuch: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Sündenbuch: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Maly
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dieses Wissen nicht freiwillig preisgegeben. Tomek hatte nachhelfen müssen, und Jendrik war froh, dass er bei der unschönen Szene nicht dabei gewesen war. Das Einzige, woran er denken wollte, war Tomeks mannhaftes Auftreten. Es war eigentlich verwunderlich, dass Jana es vorzog, den verweichlichten Koch zu heiraten. Aber wer verstand schon, was in ihrem Kopf vorging.
    Falls er und Tomek nun länger in Passau bleiben mussten, war Jana, wenn sie sie einholten, vielleicht bereits verheiratet. Der Gedanke gefiel Jendrik. Unangenehm war, dass der Arzt vielleicht nicht in München bleiben würde. Außer er fand rasch einen großzügigen Käufer für das Dokument, und auch das wäre denkbar ungünstig für Jendrik. Aber all diese Überlegungen führten zu nichts. Zuerst musste Tomek gesund werden, dann konnten sie aufbrechen.
    Jendrik drückte dem schlafenden Freund einen zärtlichen Kuss auf die Wange. Die heiße Haut mit den Bartstoppeln fühlte sich unter seinen weichen Lippen rau an. Ein wohliger Schauer lief Jendrik über den Rücken, und er fühlte sich so glücklich wie selten zuvor.
    Zwischen Passau und München
    E S WAR HERRLICH , auf Tomeks Stute zu reiten, der Jana den Namen Marie gegeben hatte. Tomek war immer der Ansicht gewesen, nur sentimentale Weichlinge gaben ihren Tieren Namen. Jana war anderer Ansicht. »Die alte Marie hat mir die Freiheit ermöglicht und die neue wird mich sicher an jedes Ziel bringen.« So als hätte Marie sie verstanden, schnaubte sie leise.
    Zügig ritt Jana die breite Straße entlang. Warmer Frühsommerwind umspielte ihr Gesicht und streichelte ihr sanft über die Wangen. Mit jeder Faser ihres Körpers genoss sie die neugewonnene Freiheit. Hätte Tomek sie jetzt sehen können, dann hätte er zugeben müssen, dass auch Frauen hervorragend reiten konnten. Aber es war wohl besser, er sah sie nicht.
    Außerdem wurde ihr mit jeder Meile, die sie zurücklegte, deutlicher bewusst, dass sie keinesfalls bei Bedrich in München bleiben, sondern mit Conrad Pfeiffer nach Dijon und Bordeaux weiterreisen wollte. Die fremdländischen Städtenamen klangen wie Musik in ihren Ohren. Sie war wild entschlossen, herauszufinden, was sich hinter den klangvollen Namen verbarg. Jana wollte die Menschen dort kennenlernen, ihre Sprache hören und das Essen probieren, von dem es hieß, es sei köstlich. All das erschien Jana so verheißungsvoll wie für andere Mädchen die Ehe mit einem wohlhabenden Mann.
    Aber sie musste auf einen geeigneten Moment warten, um dem Arzt von ihrem Plan zu erzählen. Seit Passau saß er schmollend wie ein Kleinkind auf seinem Pferd und ließ es neben ihr her traben. Jana wusste nicht, was hinter seiner in Falten gelegten Stirn vor sich ging. Vielleicht fragte er sich zum wiederholten Mal, warum er sich auf diese Sache eingelassen hatte. Und vermutlich hatte er Schmerzen, denn er war so blass und schweigsam wie noch nie zuvor.
    Nach dem Überfall hatte Pfeiffer beschlossen, dass es besser war, einen Umweg zu nehmen. »Falls Euer wahnsinniger Verlobter uns weiterhin verfolgt, wird er den kurzen Weg entlang des Inns nehmen und nicht den längeren über die Isar«, hatte er erklärt. Deshalb ritten sie nun an einem wundervoll klaren Fluss entlang. Dort, wo das Wasser über spitze Steine schoss, bildeten sich kleine Strudel, und weiße Schaumkrönchen saßen auf den Wellen. An den seichten Stellen am Ufer badeten Wasservögel und tauchten ihre Köpfe ins kalte Nass, um nach Nahrung zu fischen.
    Jana atmete die saubere, frische Luft ein. Die Moldau in Prag hatte nach Fisch, Algen und manchmal nach Abfall gerochen. Die Isar hingegen duftete nach frischpolierten Steinen. Rechts und links des Flusses wuchsen dichte Mischwälder, deren sattes Grün einen herrlichen Sommer ankündigte. Vögel zwitscherten so laut, als veranstalteten sie einen Sängerwettstreit, und der Himmel erstrahlte in einem tiefen, satten Blau. Im Süden ragten Berge empor, auf denen noch die weißen Schneereste des Winters zu sehen waren. Eine fast magische Kraft ging von ihnen aus.
    Jana war fasziniert von der immer wieder wechselnden Landschaft. Alles war neu und interessant und verhieß ein großes Abenteuer. Am liebsten hätte sie vor Freude geschrien. In wenigen Stunden würden sie München erreichen, und wenn es nach Pfeiffer ging, endete ihre Reise dort. Jana brauchte dringend eine gute Idee.
    »Könnt Ihr bitte Euer Tempo ein wenig drosseln?« Doktor Pfeiffers Ruf riss Jana aus ihren Überlegungen. Erst jetzt

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