Das Süße Geheimnis Der Leidenschaft: Roman
vielleicht?«
»Mummy sagt, dass sie weibliche Intuition hat«, sagte Geoff hoffnungsvoll. »Meinen Sie so etwas, Sir?«
Merrick nickte. »Ja, Frauen haben im Allgemeinen mehr Intuition als Männer«, stimmte er zu. »Ich denke, in die Zukunft sehen zu können ist so etwas Ähnliches, und kein Mensch, der über diese Gabe verfügt, ist ganz genau so wie ein anderer. Einige Menschen sehen die Zukunft in ihren Träumen, und sie sehen sie abstrakt. Andere sagen, sie fühlen etwas in ihren Knochen, oder sie sehen Bruchstücke und Stücke aufblitzen. Andere können es ganz und gar verdrängen oder ihre Wahrnehmung verschärfen, wenn sie es wollen.«
»Sie haben sehr viel darüber nachgedacht.« Mr. Frost lehnte sich entspannt auf seinem Sitz zurück. »Kennen Sie jemanden, der diese Gabe besitzt, Mr. MacLachlan?«
»Meine Großmutter«, sagte Merrick. »Aber es ist etwas, worüber sie nicht besonders gern spricht. Sie werden feststellen, dass das bei allen so ist, die tatsächlich die Gabe des Hellsehens haben. Wenn sie aber ein Geschäft daraus machen und für zwei Pence aus den Teeblättern lesen, dann können Sie mit Sicherheit davon ausgehen, dass es Scharlatane sind.«
Geoff stand der Mund vor Staunen offen, als er all das in sich aufnahm. Merrick beugte sich vor und tätschelte ihm das Knie, so wie es zuvor Mr. Frost getan hatte. »Nun aber genug damit«, sagte er. »Dieser Bursche hier muss noch lernen, oder?«
In diesem Moment verlangsamte die Kutsche ihre Fahrt.
»Ah, ich nehme an, dass wir Bedale erreicht haben«, sagte Merrick und schaute durch das Fenster zum Himmel hinauf. »Und ich glaube, wir werden noch mehr Regen bekommen. Vielleicht sollten wir hier Rast machen.«
Das Gasthaus, an dem sie hielten, war perfekt auf Reisende eingestellt. Merrick arrangierte, dass das Dinner in einem Privatzimmer neben der Schankstube serviert wurde. Ein Serviermädchen mit rosa Wangen trug Tabletts mit Hammelbraten, gebratenem Merlan und eine Terrine Erbsensuppe auf, aber Madeleine hatte keinen Appetit. Danach äußerte Geoff den Wunsch, sich das Dorf ansehen zu wollen. Es war Markttag gewesen, und obwohl das Ereignis schon lange vorüber war, ging es im Ort noch recht lebhaft zu.
Merrick erhob sich. »Ich denke, ein Spaziergang würde uns allen guttun«, sagte er. »Du machst die Vorhut, Geoff.«
Am Fuß der Treppe trennte sich Madeleine von ihnen, um nach oben zu gehen.
Geoff zögerte. »Du kommst nicht mit, Mummy?«
Ihre Hand lag schon auf der Spindel des Treppenpfostens, als sie sich umwandte und alle ansah. »Ich wollte eigentlich nicht, nein.«
Merrick warf einen unergründlichen Blick in ihre Richtung. »Wir werden nicht lange unterwegs sein«, versprach er und bot ihr seinen Arm.
Mit ernstem Widerstreben legte sie die Hand auf seinen Arm, und sie gingen hinaus in die einsetzende Abenddämmerung. Die Gefahr eines Regenschauers schien vorüber zu sein. Geoff und Mr. Frost legten ein schnelles Tempo vor und blieben ein- oder zweimal stehen, um in Schaufenster zu schauen, auch wenn die Läden inzwischen alle geschlossen waren und im Dunkel lagen.
Merrick schien es vorzuziehen, zu schlendern. Es war das erste Mal, dass sie während der ganzen Reise allein waren. »Du hast nichts gegessen«, murmelte er, während sie gingen. »War die Auswahl nicht nach deinem Geschmack?«
»Ich hatte keinen Hunger«, erwiderte sie.
Er ließ seinen Blick über ihre Figur gleiten. »Du hast Gewicht verloren«, bemerkte er. »Es steht dir nicht, so dünn zu sein.«
Sie versuchte, ihren auflodernden Zorn zu unterdrücken. »Hat dir noch nie jemand gesagt, dass du bevormundend und aufdringlich bist, Merrick?«, fragte sie. »Ich bin kaum in der Gefahr, vom Wind davongepustet zu werden, so sehr dir das vielleicht auch gefallen würde.«
Er verwirrte sie noch mehr, als er diesen Happen nicht aufnahm, sondern stattdessen seine Hand auf ihre legte, wo sie auf seinem Mantelärmel ruhte. »Es ist nicht gut für den Jungen, deine Beunruhigung zu sehen«, erwiderte er. »Er bemerkt es, wenn du nichts isst oder wenn du dich in dich zurückziehst.«
»Um Himmels willen, Merrick!«, widersprach sie müde. »Ich bin nicht beunruhigt. Und Kinder bemerken solche Dinge nicht.«
»Oh, Geoff schon«, sagte er warnend. »Genau genommen, Madeleine, haben wir keine Ahnung, was er tatsächlich weiß. Ich bitte dich, das zu berücksichtigen.«
»Ich sehe, dass du noch immer an diesem hellseherischen Unsinn festhältst«, erwiderte sie
Weitere Kostenlose Bücher