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Das Süße Geheimnis Der Leidenschaft: Roman

Das Süße Geheimnis Der Leidenschaft: Roman

Titel: Das Süße Geheimnis Der Leidenschaft: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Carlyle
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noch Merrick ihr nicht gesagt hatte. Und sie fragte sich, warum. Warum trug er seine Narbe so gleichmütig? War ihr Vater schuld daran, dass er hinkte? Aber noch wichtiger war die Frage, ob es nur sein starrsinniger Stolz war, der ihn davon abhielt, es ihr zu sagen? Oder suchte auch er nur nach einem Sündenbock, dem er die Schuld in die Schuhe schieben konnte?

Kapitel 18
    Verzagtes Herz im schwachen Leib
    buhlt nimmermehr ein schönes Weib.
    D rei Tage nach dem abrupten und wenig verheißungsvollen Aufbruch seines Bruders aus Gretna Green stand Sir Alasdair MacLachlan hoch oben auf dem nach Südosten gelegenen Erkerturm seiner Burg und schaute über den funkelnden See angestrengt in die Ferne. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und ließ sich den Wind um die Nase wehen. Bisher war am Horizont keine Kutsche aufgetaucht, um die neu gewonnene Familienharmonie zu stören. Aber sie würde sicherlich kommen, und Sir Alasdair war darüber nicht allzu erfreut.
    »Jetzt erklär es mir noch einmal, Merrick«, sagte er zu seinem Bruder. »Was lässt dich glauben, diese Reise sei eine gute Idee?«
    Merrick stützte sich mit beiden Händen auf die Steinmauer und lehnte sich in den Wind. Er hoffte, dadurch einen klaren Kopf zu bekommen. »Ich wollte, dass der Junge Schottland kennenlernt«, sagte er vage. »Ich wollte, dass er Granny MacGregor kennenlernt - und dich, natürlich.«
    »Natürlich«, wiederholte Alasdair trocken.
    Es entstand eine lange Pause, durchbrochen von nichts als dem rauschenden Wind. »Alasdair, er hat die Gabe«, sagte Merrick ruhig. »Er hat sie, und er weiß nicht, warum das so ist.«
    »Zum Teufel!«, sagte sein Bruder. »Die Gabe? Bist du dir sicher, Merrick?«
    »Oh ja, ich bin mir sicher!«, entgegnete Merrick grimmig.
    Alasdair stieß einen leisen Pfiff aus. »Verdammt! Weiß Granny davon?«
    »Ich habe es ihr nicht gesagt.« Merricks Fingerknöchel waren weiß geworden, so fest umklammerte er die Mauer. »Ich werde es ihr wahrscheinlich auch gar nicht sagen müssen.«
    »Nein, weil sie es ohnehin sofort erkennen wird«, stimmte Alasdair zu. »Aber der Junge weiß noch nicht, dass du sein Vater bist. Wenn das, was du sagst, wahr ist, und wenn du mit der Frau und ihrer unmöglichen Forderung einverstanden bist, dann wird er es vielleicht nie erfahren. Was ist denn dann der Zweck des Ganzen?«
    »Er wird erfahren, dass er mein Sohn ist«, stieß Merrick hervor. »Bei Gott, eines Tages wird er es erfahren.«
    Sein Bruder, ein Bild von einem Mann, wandte sich ihm zu, eine Augenbraue skeptisch hochgezogen. »Diese Frau hat dich noch immer unter dem Pantoffel, Bruderherz«, sagte er. »Das gefällt mir nicht.«
    Merrick schob sich von der Mauer fort. »Verdammt, ich dachte, wir wären hier willkommen«, knurrte er. »Ich dachte, ich könnte bei meiner Familie auf Unterstützung hoffen. Möchtest du, dass wir gehen, Alasdair? Wir könnten morgen Nachmittag schon auf dem Weg nach Glasgow sein, wenn du das wünschst.«
    Alasdair sah ihn einen Moment lang stumm an. »Du weißt, dass ich nicht möchte, dass du gehst«, antwortete er. »Und dass ich ganz gewiss nicht wünsche, dich wieder leiden zu sehen. Glaubst du, es war für irgendeinen von uns leicht in diesen vielen Jahren? Mitanzusehen, dass du nur halb gelebt hast, zerfressen von Bitterkeit? Und jetzt, da ich weiß, was diese Frau diesem Kind angetan hat - unserem Blut?«
    Merrick ballte seine Hände zu Fäusten. »Sie war jung, Alasdair«, sagte er ruhig. »Ihr Vater hat sie reingelegt und mit ihrem Pflichtgefühl gespielt. Und wir beide waren damals unsagbar dumm.«
    »Ihr Verhalten lässt eine Gerissenheit vermuten, die du ihr nicht zuzutrauen scheinst«, erwiderte sein Bruder. »Sie hat es in den vergangenen zwölf Jahren geschafft, dein Kind als das eines anderen auszugeben, und sie hat ihre Ehe vor dir geheim gehalten, als würde sie sich schämen, eine MacLachlan zu sein.«
    »Aye, spiel ruhig den großen Lord, Alasdair«, sagte Merrick säuerlich. »Als ob du die letzten fünfzehn Jahre damit verbracht hättest, unseren guten Namen in respektable Höhen emporzutragen!«
    Alasdair sah angemessen beschämt aus. »Nun, was geschieht jetzt?«, fragte er. »Die Lady trifft hier ein, wird von ihrer lange missachteten Familie in die Arme geschlossen und was dann? Ist damit alles vergeben und vergessen?«
    »Aye, vielleicht ist es an der Zeit, genau das zu tun«, entgegnete Merrick. »Denn ich habe nicht mehr den Wunsch zu kämpfen, Bruder.

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