Das Süße Geheimnis Der Leidenschaft: Roman
»Hier«, sagte sie, nachdem sie einen langen sperrigen Gegenstand darunter hervorgezogen hatte.
»Guter Gott!«, sagte Merrick und schob die Pistole beiseite. »Ist das Ding etwa geladen?«
»Eine alleinstehende Frau muss sich selbst schützen.«
Merrick hatte keine Zeit, darüber zu diskutieren, denn Madeleines Kutscher sprang jetzt vom Kutschbock herunter auf die Straße. »Aber, Sir!«, hörten sie ihn rufen. »Was soll denn das? Nicht doch! Legen Sie das Ding weg, sage ich!«
»Was zum Teufel ist denn da los?« Merrick streckte wieder die Hand nach der Tür aus, aber Geoffreys Finger schlossen sich blitzschnell um sein Handgelenk und drückten es mit erstaunlicher Kraft. »Bleiben Sie bei uns«, wisperte er. »Bitte, Sir! Sie müssen hierbleiben!«
Über das Durcheinander hinweg erhob sich die verzerrt klingende Stimme eines Mannes. »Komm raus, MacLachlan!«, rief ein Mann lallend. »Steig aus deiner hübschen, feinen Kutsche und mach dich bereit für deinen Schöpfer, du elender schottischer Bastard!«
Plötzlich wurde es ihm klar. »Guter Gott!«, sagte Merrick. »Chutley?«
Madeleine beugte sich näher. »Wer?«
Merrick verzog das Gesicht. »Ein Mann, der mir nichts Gutes wünscht.«
»Na so was«, sagte Madeleine.
Der Mann rief noch immer nach Merrick. »Komm raus, sage ich!«, wiederholte er. »Ich werde dich Mores lehren, du gottverdammter betrügerischer Viehdieb! Für einen von uns ist es heute vorbei!«
»In der Kutsche ist niemand, Sir!«, rief Grimes vom Kutschbock herunter. »Machen Sie bitte den Weg frei, damit ich passieren kann.«
»Den Weg frei machen!«, brüllte Chutley. »Ich werde dir den Weg gleich frei machen! Den Weg zur Hölle!«
»Grimes!«, rief Merrick. Dieser betrunkene Verrückte würde seinen Kutscher nicht umbringen! Dieses Mal schnappte sich Merrick Madeleines Pistole und sprang aus der Kutsche, wobei er darauf achtete, auf seinem gesunden Bein zu landen. »Grimes, kommen Sie runter! Und laufen Sie!«
Aber Grimes war kein Narr. Er hatte den Kutschbock bereits verlassen. Schwere Schritte erklangen in Richtung der Hecke. Die Tür von Merricks Kutsche stand offen und schwang heftig in ihren Angeln hin und her. Er hatte sie fast erreicht, als ein zweiter Schuss aufpeitschte. Geoffreys markerschütternder Schrei durchschnitt die Luft. Sofort brach Chaos aus. Madeleines Pferde wieherten und gingen durch, stürmten auf den Graben zu und zogen die Kutsche holpernd mit sich. Merrick hörte das laute Klappern der Hufe und das Krachen von Holz. Er wagte nicht, sich umzudrehen. Chutley hatte offensichtlich den Verstand verloren, und war darauf aus, zu töten. Merrick griff nach dem Kutschenschlag, hob die Pistole und stieß die Tür weit auf.
Und Chutley hatte jemanden getötet.
Sich selbst. Zusammengesunken lag er auf der Bank, seine Hand umklammerte noch die Pistole. Ein heller Blutfleck breitete sich auf seinem Mantel aus und drang in schneeweißes Leinen ein. Seine Augen waren noch geöffnet, und aus seiner Kehle drang ein letztes schreckliches Röcheln. Dann entglitt die Waffe seiner Hand, schlug dumpf auf dem Boden der Kutsche auf und fiel von dort auf das regennasse Kopfsteinpflaster.
Merrick presste zwei Finger auf die Halsschlagader des Mannes und wandte sich zu Madeleine, um ihr etwas zuzurufen. Erst jetzt sah er, dass ihre Kutsche auf der Seite lag und nur noch von der hohen Steinmauer davor bewahrt wurde, ganz umzustürzen. Die Deichsel war verdreht. Grimes und der andere Kutscher taten ihr Bestes, die Pferde zu beruhigen.
Er rannte sofort los. Die Tür auf der Seite der Kutsche, auf der Madeleine gesessen hatte, hing in ihren Angeln. Madeleine kniete auf dem jetzt schräg geneigten Boden und hielt Geoffrey in den Armen. Die Stirn des Jungen blutete, und seine Augen waren geschlossen.
»Um Gottes willen!« Merrick nahm den Jungen in seine Arme und hob ihn aus der Kutsche. Er kniete sich hin, um ihn auf die Straße zu legen, und begann, ihn rasch zu untersuchen.
»Geoff!«, rief Madeleine und kroch aus Kutsche. »Geoff, sag doch etwas!«
Geoff war bewusstlos. »Sein Puls ist in Ordnung«, sagte Merrick, während er rasch die Kleidung des Jungen lockerte. »Er braucht nur Luft.«
Binnen Sekunden gab der Junge ein schwaches Seufzen von sich. Madeleine kniete jetzt neben ihm, Regen und Tränen strömten über ihr Gesicht. »Das ist deine Schuld!«, schrie sie und ballte die Fäuste, als wollte sie ihn schlagen. »Deine Schuld, Merrick! Deine! Hörst
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