Das Süße Geheimnis Der Leidenschaft: Roman
drei verloren, nicht wahr?« Merricks Stimme war jetzt eiskalt. »Die Lady war klug genug, London zu verlassen und zu Hause zu heiraten, wo die Menschen zweifellos sensibler waren.«
Die Finger in seinem Oberschenkel entspannten sich. Madeleine zog die Hand weg, ließ nichts zurück als Wärme.
»Nun, wie schön ist es doch, über alte Zeiten zu sprechen«, mischte sich Lady Treyhern ein. »Möchte jetzt jemand gern von der Crème brulée?«
»Gebrannte Creme, Maman«, wurde sie von Lady Ariane korrigiert.
»Ja, ganz richtig!« Lady Treyhern sprach schnell weiter. »Wir haben eine wundervolle Auswahl! Die Köchin hat sie im Wasserbad gegart und mit einem heißen Karamellisiereisen flambiert. Es gibt eine mit Orangen, eine mit Zitronen und eine mit Mandeln - meine Lieblingscreme - und sogar eine Sorte mit Zimt und Kürbis darin.«
»Kürbis«, sagte Madeleine rasch. »Ich würde gern die mit Kürbis probieren.«
Und ich würde gern einen Drink nehmen, dachte Merrick. Einen großen.
Aus Rücksicht auf den Geburtstag des Mädchens saßen die Herren nicht lange beim Port zusammen. Sie kehrten in den Salon zurück und sahen, dass der kleine Ballsaal, der ihm gegenüber lag, geöffnet worden war. Mrs. Rutledge hatte sich an das Piano gesetzt. Einige jüngere Gäste hatten sich um sie geschart und blätterten in Notenblättern oder riefen ihr Vorschläge zu, was sie spielen sollte.
Bald war der Tanz in vollem Gange, und die großen Flügeltüren nach draußen wurden geöffnet. Merrick nutzte die Gelegenheit, in die kühle Dunkelheit zu entkommen. Eine schmale Terrasse erstreckte sich über die Länge des Hauses. Es waren keine Lampen angezündet worden, und ihm leuchtete nur das Licht aus dem Ballsaal. Ein paar Schritte weiter stand sich eine Säule, um die sich einige in Töpfen wachsende hohe Palmen gruppierten. Merrick umrundete die Baumgruppe und zog eine Zigarre aus seiner Schachtel. Das Feuerzeug flammte beim ersten Streich auf.
Durch die offen stehende Tür drangen fröhliches Lachen und die Musik zu ihm heraus. Die Diener waren zurückgekommen, dieses Mal mit Tabletts, auf denen champagnergefüllte Gläser standen. Merrick trank keinen Champagner. Genau genommen hätte er gerade jetzt eine Menge für ein Glas guten schottischen Whisky gegeben. Er spürte noch immer den Druck von Madeleines Hand auf seinem Schenkel. Spürte noch die Wärme ihrer Finger, die durch seine Hosen an seine Haut gedrungen war.
Er schloss die Augen und dachte daran zurück. Er wünschte, sie hätte sich in diesem Moment der Beunruhigung nicht an ihn gewandt. Und er wünschte, er hätte es nicht begrüßt. Doch er hatte getan, was jeder aufrechte Gentleman unter diesen Umständen getan hätte. Er hatte Wagstaff scharf gestoppt und ihm die klare Botschaft übermittelt, dass seine intimen Enthüllungen unerwünscht waren. Aber der Schaden war angerichtet, und Madeleine würde jetzt die Neugier der anderen zu befriedigen haben - oder zumindest die Lady Treyherns. Merrick war weder deren leichtes Stocken des Atems noch der überraschte Ausdruck in ihren Augen entgangen.
Seinen Grübeleien wurde ein Ende gemacht, als eine laute Frauenstimme in der Nähe der Fenster zum Ballraum erklang. »Bentley, ma foi!«, sagte sie. »Lass meinen Arm los. Du tust mir weh.«
Lady Treyhern erschien auf der Terrasse, geführt vom Bruder ihres Mannes, der sie entschlossen am Oberarm gepackt hielt. »Helene«, sagte Rutledge leise. »Ich muss mit dir reden. Allein.«
»In welcher Angelegenheit bitte? Bentley, ich habe Gäste.«
Sie blieben auf der anderen Seite der Säule stehen, jenseits der Gruppe der Palmen. Noch gefangen in seinen eigenen Grübeleien, machte sich Merrick nicht, wie er es hätte tun sollen, bemerkbar.
»Mir ist zu Ohren gekommen, dass es Gerede gibt, Helene.« Seine geflüsterten Worte klangen grimmig. »Gerede über Thomas Lowe. Großer Gott! Warum nach all diesen Jahren?«
»Dein Bruder hat überreagiert.« Lady Treyherns Stimme klang beruhigend. »Ich hätte es niemals erwähnen sollen. Es war nur der Archard-Junge, der Ariane geneckt hat. Er hat sich nichts dabei gedacht. Er weiß gar nichts über Lowe.«
»Verdammt noch mal, ich habe gehört, was gesagt worden ist«, entgegnete Treyherns Bruder. »Das hat er sich nicht zusammengeträumt, Helene. Irgendjemandem hat es gefallen, Gerüchte zu verbreiten - sehr gefährliche Gerüchte -, und wir müssen dem ein Ende machen. Es war einer der Dienstboten, denke ich. Wer ist von
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