Das Süße Geheimnis Der Leidenschaft: Roman
Gloucestershire mit hierhergekommen?«
»Keiner«, entgegnete Lady Treyhern mit harter Stimme. »Niemand außer der Gouvernante, und die ist erst seit sechs Monaten bei uns. Und achte bitte auf deine Sprache!«
»Entschuldigung«, sagte Treyherns Bruder angespannt. »Aber ich denke, dass meine Sorge verständlich ist, oder nicht? Dieser Junge - woher kommt er? Wie alt ist er?«
»Er kommt aus Yorkshire und ist seit zwei Monaten in London«, erwiderte sie gereizt. »Er ist erst zwölf Jahre alt - und das ist wohl kaum das Alter, um heimtückisch zu sein. Zudem hat er die meiste Zeit seines Lebens im Ausland verbracht. Glaub mir, es war nur das dumme Gerede eines Kindes. Der Junge ist dafür bekannt, dass er - nun ja, seltsame Gedanken hat. Und falls du darauf bestehst, weiterhin in dieser Skandalbrühe herumzurühren, wirst du nichts anderes damit erreichen als alles noch schlimmer zu machen.«
»Großer Gott!«, sagte Rutledge wieder und schlug mit der Faust gegen die Hauswand. »Arme Ariane! Dieser Bastard Lowe hätte einen langsameren Tod verdient. Und könnte ich ihn noch einmal erschießen, würde ich ein gutes Stück tiefer zielen, um sicherzugehen.«
Merrick hatte genug gehört. Genau genommen hatte er nicht gewünscht, zuzuhören, aber er hatte es getan. Er hatte keine Ahnung, worüber die beiden gesprochen hatten, aber er kannte die Natur der Menschen gut genug, um zu wissen, dass Treyherns Bruder voller Wut war.
Aber es war Geoffrey gewesen, über den sie gesprochen hatten. Verdammte Hölle! Es musste so sein. Merrick gefiel der Gedanke nicht, dass der Junge in Schwierigkeiten steckte. Aber dann wiederum war das schließlich nicht seine Sache - oder? Nach einem letzten Zug an seiner Zigarre ging Merrick so leise und so weit er konnte die Terrasse hinunter, dort räusperte er sich laut und warf den Stumpen auf den Rasen. Dann ging er die Terrasse wieder zurück, pfiff dabei »God Save the King« und machte dabei einen solchen Lärm wie es menschenmöglich war, ohne über den Terrassenrand in das Gebüsch zu fallen.
Als er auf Lady Treyhern stieß, täuschte er Überraschung vor und schüttelte ihrem Schwager die Hand, als hätte er den Gentleman erst jetzt bemerkt.
»Mr. Rutledge«, sagte Merrick glattzüngig. »Was für ein Vergnügen.«
Lady Treyhern lächelte und machte ein paar unwichtige Bemerkungen über das Wetter. Sie schienen unbekümmert ob seiner Anwesenheit. Nach einer Weile verbeugte Merrick sich vor der Komtesse und ging weiter. Unter den funkelnden Kandelabern vergnügte sich ein halbes Dutzend Paare bei einem lebhaften Rundtanz, einige von ihnen waren schon ziemlich außer Atem geraten, andere lachten ausgelassen.
Er sah Madeleine, die ohne Begleitung war und auf das Klavier zuging. Er nahm sie leicht am Arm. Sie wandte sich um, ihr heiterer Gesichtsausdruck zerfiel, als sie ihn sah. Mrs. Rutledge hatte einen Walzer angestimmt.
»Tanz mit mir«, sagte er.
Sie zögerte unmerklich.
»Es ist zu spät, Madeleine«, sagte er grimmig und nahm ihre Hand. »Unsere Katze ist jetzt aus dem Sack.«
»Ja, und wessen Schuld ist das?«, fragte sie, während er sie mit sich auf den Tanzboden zog.
»Nicht meine, bei Gott!«, stieß er hervor. »Du bist es doch, die es nach all diesen Jahren für richtig gehalten hat, nach London zurückzukehren.«
»Ich verstehe«, sagte sie angespannt. »Und das ist deine Vorstellung davon, dass es zu Ende ist? Davon, mich nie wieder anzusehen?«
»Madeleine, die Hexe zu spielen, steht dir nicht«, erwiderte er und zog sie an sich. »Dies ist nur eine Dinnerparty. Ein einziger Tanz. Hätte ich gewusst, dass du hier bist, wäre ich weggeblieben. Aber ich wusste es nicht, und wenn wir jetzt umeinander herumschleichen und nicht einfach höflich miteinander umgehen, wird das nur noch mehr Gerede verursachen.«
Er spürte es in dem Moment, in dem sie nachgab. Sie erlaubte ihm, sie an sich zu ziehen, und sie tanzten schweigend eine Weile, die Seide ihres Kleides streifte seine Kleidung jedes Mal, wenn sie eine Drehung ausführten. Es ist lange her, dachte Merrick, seit ich mit einer Frau getanzt habe. Bis auf Madeleine erinnerte er sich an keine davon. Ihre Hand war klein und warm in seiner, und ihr Duft nach Seife und Jasmin neckte seine Nase.
Unerklärlicherweise wollte er das Gespräch weiterführen, das sie in der vorigen Woche gehabt hatten. Er wollte sie fragen, warum sie ihre Beziehung so schnell aufgegeben hatte. Und während er auf sie herunterschaute,
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