Das Süße Geheimnis Der Leidenschaft: Roman
Schultern.
Merrick zwang seine Aufmerksamkeit auf die anderen Gäste, die am Tisch Platz nahmen. Dem Anlass entsprechend war das Dinner weder besonders formell noch das Essen besonders aufwändig. Zuerst gab es viel Lachen und gutmütige Neckereien, die der Tochter des Hauses galten, deren Namen, wie er sich schließlich erinnerte, Ariane war, nicht Arabelle. Die meisten der Neckereien kamen von einem gut aussehenden jungen Mann, der als der Onkel des Mädchens vorgestellt worden war, also Treyherns Bruder, dessen Augen vor reinem Übermut funkelten und den das Mädchen zu verehren schien.
Merrick und Madeleine saßen in der Nähe von Lady Treyhern, die entschlossen zu sein schien, dafür zu sorgen, dass alle es bequem hatten und alle in ihrer Nähe unbeschwert miteinander plauderten. Treyhern selbst gab sich eher wortkarg, beteiligte sich aber ausreichend an der Unterhaltung. Als sein Blick über die Gäste glitt und an Merrick hängen blieb, wirkte er, als würde ihn etwas beunruhigen. Zum Teufel mit der ganzen »guten« Gesellschaft. Zwischen seinem Gastgeber und seiner Tischdame begann Merrick, sich ein wenig unerwünscht zu fühlen.
Madeleine hatte sich dem Gentleman zu ihrer Rechten zugewandt. Ihr weiches, butterfarbenes Haar tanzte in feinen Locken auf ihrem Rücken, und der perfekte Schwung ihres Nackens wurde nur von einer Perlenkette geschmückt. Genau genommen brauchte er gar keine Verzierung. Einen Moment lang war Merrick unfähig, den Blick abzuwenden. Da gab es eine Stelle - ja, genau dort, wo er ihren Puls schlagen sah -, die ihn einmal einen ganzen Abend lang fasziniert hatte. Ihre Haut dort war warm und besonders weich. Es war die Art von Stelle, die er gut kannte, die ein Mann mit seinen Lippen streichelte und dafür mit kleinen entzückten Schaudern belohnt werden würde.
Er hatte sich immer vorgestellt, dass Madeleine, sollte er sie jemals wiedersehen, völlig verändert sein würde: dass die Sonne Italiens sie hätte altern lassen, dass die Jahre der Ehe Spuren zurückgelassen hätten, Falten auf der Stirn oder ein Doppelkinn. Aber da war nichts. Nichts bis auf ein paar feine Fältchen um ihre Augen und eine Art vorsichtiger Skepsis in ihrem Blick. Sie war dieselbe, und er fand sie, zu seiner ewigen Frustration, noch immer hinreißend.
Sie musste die Wärme seines Blickes gespürt haben. Als sie sich ihm zuwandte, blickten ihre Augen für einen Moment feindselig. Er fühlte sich plötzlich wie ein ungeschlachter Bursche und wandte den Blick ab. Doch nur für einen kurzen Moment. Das ging einfach nicht. Gute Manieren, heute Abend der Fluch seiner Existenz, verpflichteten ihn, sich mit ihr zu unterhalten. Die Tafel hoch und herunter plauderten alle wie alte Freunde miteinander. Gewiss würden er und Madeleine das doch auch zustande bringen?
»Wie geht es Ihrem Sohn, Lady Bessett?«, fragte er, als die Diener unauffällig begannen, um den Tisch herum zu gehen und den nächsten Gang aufzutragen. »Ich hoffe, er hat sich erholt?«
»Wie freundlich von Ihnen, nach ihm zu fragen.« Ihre Stimme war so kühl, dass sie Fremde hätten sein können. »Es geht ihm recht gut.«
»›Recht gut‹ klingt ein wenig dürftig für einen so aufgeweckten, lebhaften Jungen wie Geoff«, erwiderte Merrick.
»Ich wusste nicht, dass Sie sich etwas aus Kindern machen, Mr. MacLachlan.«
»Ich mache mir etwas aus Geoff«, entgegnete er und zwang sich zu einem höflichen Ton. »Er ist ein ganz bemerkenswerter Junge.«
Sie wandte sich ihm zu und sah ihn aus großen Augen offen an. »Bemerkenswert?«, wiederholte sie. »Wie bitte meinen Sie das?«
»Er ist neugierig«, sagte Merrick. »Und er hat künstlerisches Talent. Zudem scheint er sehr klug für einen Jungen seines Alters. Ach, das wollte ich noch fragen - wie alt ist Geoff? Ich glaube nicht, dass er es je erwähnt hat.«
Einen langen Moment schien Madeleine durch ihn hindurchzustarren und vor Empörung fast zu zittern. »Würden Sie freundlicherweise ...« Sie verstummte, blinzelte rasch einige Male und setzte neu an. »Würden Sie freundlicherweise Ihren Stuhl ein wenig zur Seite rücken, Mr. MacLachlan. Ich glaube, er steht auf meinem Kleid.«
»Ach Gott, tatsächlich?« Instinktiv hob er den Stuhl ein wenig an und schob ihn ein kleines Stück von ihr weg.
Sie wandte sich sofort ab und nahm die Unterhaltung mit dem Gentleman zu ihrer Rechten wieder auf. Merrick blieb zurück, um wieder auf ihren Nacken zu starren.
Aber er wusste, was sich gehörte, und
Weitere Kostenlose Bücher