Das Supertalentier - Lunas großer Auftritt
die Gegend zu starren. Diese Schafe hier dagegen wirkten sportlich, ja lässig.
Mario genoss den Jubel des Publikums. Er verbeugte sich mehrfach in alle Richtungen und bat dann mit erhobenen Armen um Ruhe. »Guten Abend, liebe Freunde. Ihr denkt bestimmt gerade: Mann, sind die Schaf! Ich verrate euch was: Ihr seid noch viel schärfer!
Ihr seid die schärfsten!
So viele so unterschiedliche Tiere friedlich beisammen, das ist der Knaller! Das verdient ordentlich Applaus!«
Die Schafe applaudierten gönnerhaft dem Publikum.
Tatsächlich waren für diese Show Tiere von weither angereist: ein Murmeltier aus den Alpen, »Die lustigen Lachmöwen«, eine Reisegruppe von der Küste, und sogar einige Ehrengäste aus dem Zoo hatten den weiten Weg auf sich genommen. Unter ihnen einStachelschwein, ein Tukan und ein Chinchilla. In der letzten Reihe schnatterten aufgeregt ein paar Gänse.
Nur Singvögel suchte man vergebens. Die hatten sich scharenweise als Kandidaten bei DST beworben, waren aber von den Schafen abgewiesen worden, weil sie »Profis« waren, und viel zu viele noch dazu. Daraufhin hatten die Singvögel beleidigt beschlossen, die Talentshow zu boykottieren.
Und das war ein Glück für die ganz kleinen Zuschauer wie Familie Bombardier und die Kinder der Grundschule Alte Eiche.
Käferlicht und
Lampenfieber
Grimnir landete genau in dem Moment vor dem Theater, als die Schafe am Jurytisch Platz nahmen. Er ließ die Kinder und Lehrerinnen aus dem Korb klettern und flog dann zu einem Heuballen, der auf der Wiese vor dem Theatergelände lag. Genau der richtige Ort für ein Nickerchen, fand er. Das hatte er sich nach diesem ruhelosen Tag verdient.
Die Katze brachte die Insekten zu einem Vogelhäuschen neben der Bühne. Es war extra für sie als Loge hergerichtet worden. Nachdem sich die Direktorin vergewissert hatte, dass auch wirklich kein Vogel mehr darin wohnte, kletterten und flogen die Kleinen hinauf.
Nur Oskar nicht. In einem unbeobachteten Moment verpasste er seiner Dungkugel einen Tritt, und sie rollte unter die Bühne.
»Oje, meine Kugel!
Wo ist meine Kugel?
«, rief er in gespieltem Entsetzen. »Gerade war sie doch noch da!«
»Die kann sich ja nicht in Luft aufgelöst haben«, beruhigte ihn Frau Irrwig.
»Und wenn, würde man sie riechen«, witzelte Harald.
»Ich fänd es ohnehin rücksichtsvoller, wenn die Kugel hier unten bliebe«, bemerkte die Sportlehrerin. »So, jetzt hochgeflogen, die Show beginnt gleich.«
»Ohne meine Kugel fliege ich nirgendwohin!«, entgegnete Oskar trotzig.
»Dann such sie halt«, sagte Frau Irrwig leicht genervt. »Immer der Nase nach.«
Das ließ sich Oskar nicht zweimal sagen. Schon war er unter die Bühne gekrabbelt, um zu suchen. Nicht seine Mistkugel, die fand er sofort. Nein, Luna.
Das Bombardierkäfermädchen stand noch immer mit Zack und Paul hinter dem Vorhang.
»Bist du denn gar nicht aufgeregt?«, fragte sie den Esel.
»Weißt du«, erklärte Paul, »ich habe mein Leben lang schwere Lasten getragen. Oft drei Säcke Getreide übereinander. Mein Rücken ist davon ganz krumm geworden. Und von den Tragegurtenhabe ich Striemen im Fell. Nie hat sich jemand bedankt, und ich hab mich nie beschwert. Ein Esel ist nun mal zum Schleppen da. Aber jetzt gehe ich da raus, mit nichts auf dem Rücken. Es ist ganz leicht. Und ich kann genau das tun, wozu ich eigentlich geboren bin.
Ich habe richtig Bock auf die Bühne.
Warum sollte ich da Lampenfieber haben?«
Luna war beeindruckt. Wenn ihre Eltern und ihre Brüder zuschauen würden, dann hätte sie sicher auch kein Lampenfieber. Sie beschloss, einfach so zu tun, als wären sie da. Und mit Johannes an ihrer Seite würde es schon irgendwie klappen, dachte sie und schniefte trotzig.
»Hey, Luna!«, holte Zack sie aus ihren Gedanken. »Komm, ich habe einen Tribünenplatz für uns!«
»Viel Glück, Paul!«, sagte Luna und folgte der Zikade.
Da, wo sich die beiden Hälften des Vorhangs in der Mitte der Bühne trafen, flog Zack nach oben. Luna kletterte hinter ihm her. Zack hatte es sich bereits in dem Vorhangstoff gemütlich gemacht, als sie oben ankam. Sie hakte sich mit ihren Käferfüßen im Stoff ein und genoss den Ausblick. Gerade versank die Sonne am Horizont, und der Nachthimmel verschluckte das letzte Rot. Es wurde dunkel.
Das war das Signal für die Leuchtkäfer. Auf dem Gelände hingen überall Lampions: in den Bäumen, den Sträuchern und an Stöcken, über der Tribüne und am Stelzenhäuschen. Und in jedem
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