Das Supertalentier - Lunas großer Auftritt
missbrauchen!«
Ein paar Kandidaten sahen tatsächlich ganz schön unheimlich aus. Da war ein blau-gelb-grün gestreiftes Tier mit Ringelschwanz, das gespenstisch mit den Augen rollte. Eine Kandidatin erschien Luna wie eine wandelnde Dornenhecke. Zwei Vögel, die Luna noch größer als Grimnir einschätzte, stolzierten mit aufgestellten Schwanzfedern umher. Der eine sah aus, als schauten Hunderte Augen aus seinem Federkleid. Der andere hatte
einen Schweif wie ein Spinnennetz
. Dazwischen schwebten zwei lange bräunliche Federn wie riesige Würmer. Die beiden Kandidaten genossen es, von allen angestarrt zu werden. Nur der kleine graue Vogel, der ständig nervös mit dem Kopf nickte, würdigte sie keines Blickes.
Gerade wollte Luna Johannes fragen, wer das war, da hörte sie eine bekannte Stimme rufen: »Krass! Wen seh ich denn da? Die Kleine aus dem Kiefernzapfen!«
»Zack!«, rief Luna erfreut und krabbelte am Vorhang hinab.
Es war tatsächlich die Zikade. Sie begrüßte Luna mit einer coolen Geste. »Hey, Mann, du bist ja doch hier. Wie hast du das denn klargemacht?«
»Mein Freund Johannes hat mich hergebracht.«
»Cool! Und du trittst sogar auf?«, fragte Zack verwundert. »Mit welchem Talent denn?«
»
Schattentiere!
«, verriet Luna. »Johannes leuchtet und hält einen Fächer hoch und . . .« Sie brach erschrocken ab. »Oh nein, der Fächer liegt noch zu Hause.«
Johannes überlegte kurz. »Warte, ich bin gleich wieder da.« Er flog hinauf in den Baum. Kurz darauf segelte ein herzförmiges Blatt auf Luna herab. »
Taataa! Dein neuer Fächer!
«
Johannes steckte den Stiel des Blattes in eine Bretterritze und knipste seine Leuchte an. Fertig war die Schattentierleinwand.
»Bombig!«, freute sich Luna und führte Zack gleich den Schatten-Schäfer vor.
»Ey, megacool!«, fand Zack.
Johannes hätte gerne noch länger geleuchtet, aber er musste zurück zu seinen Jungs.
Luna und Zack bestaunten unterdessen die anderen Kandidaten.
»Krass, wie riesig die alle sind, oder?«, sagte die Zikade und verriet ihr, wo die Tiere herkamen, wie sie lebten und wie sie hießen. Luna kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus.
»Das sind alles meine Fans«, gab Zack an.
»Auch der Bunte und die Stachelige?«, fragte Luna ungläubig und zeigte auf zwei Tiere, die wie Monster aussahen.
»Siggi ist ein Chamäleon und Emily ein Dornteufel«, erklärte Zack. »
Ziemliche Freaks.
«
»Freaks?«
»Tock, tock«, meinte Zack nur und klopfte sich vielsagend mit der Faust an die Stirn. »Aber in Ordnung.«
»Und der da?«, fragte Luna und zeigte auf einen vierbeinigen Riesen mit grauem Fell. Er lugte zwischen dem Vorhang und dem Baum auf die Bühne.
»Das ist Esel Paul«, wusste Zack. »
Der ist voll chillig.
«
Luna guckte fragend.
»Entspannt«, übersetzte Zack.
Luna krabbelte am Vorhang entlang zu Paul, und Zack folgte ihr.
»Huhu, Paul! Ich bin Luna. Hier unten. Ich trete als Letzte auf. Und du?«
»Oh, hallo«, sagte der Esel freundlich. »Ich als Erster.«
»Und was für ein Talent zeigst du?«, wollte Luna wissen.
»Geduld«, sagte Paul.
»Geduld ist ein Talent?«
»Ja, auch«, lachte Paul und wackelte lustig mit den langen Ohren. »Aber ich meinte, du sollst Geduld haben. Dann wirst du schon sehen, welches Talent ich aufführe.«
»Lässt du uns auch mal durch den Vorhang schauen?«, fragte Luna.
Paul hob mit einem Huf den Vorhang ein Stück an.
Luna sah Kakadu Alberich, der gerade über die Bühne geflogen kam und krächzte: »Begrüßen Sie mit mir Ihre Gastgeber! Direkt von der Weide auf die Bühne: unsere Jury, die unvergleichlichen, kuschelweichen,
määäährchenhaften
Schafeeeeee!
Heidi van der Schnuck, Wolfgang ›Wolle‹ Flanell und Mario Merinoooo!«
Ein Jubelsturm brach los. Niemanden hielt es mehr auf den Sitzen. Alle wollten die drei Schafe sehen.
Aus einem dunklen Stelzenhaus, das unweit des Eingangs stand, traten drei Gestalten. Leichtfüßig schritten sie eine Holztreppe herab und tippelten durch das Publikum zur Bühne. Ein Schwarm Leuchtkäfer folgte ihnen und beleuchtete sie. Heidis und Marios Schafspelze waren schneeweiß, Wolle trug schwarz. Alle drei hatten
Sonnenbrillen auf der Nase
.
Als der General die Schafe vor dem Jurytisch auf der Bühne stehen sah, wunderte er sich. Er kannte diese Art Vierbeiner von der heimischen Wiese. Sie sahen immer ein bisschen trottelig aus, fand er, und ihre Lieblingsbeschäftigung war es offenbar, faul rumzustehen und Löcher in
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