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Das Syndikat der Spinne

Das Syndikat der Spinne

Titel: Das Syndikat der Spinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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wirst du mit der Zeit auch vergessen können. Er war ja kein schlechter Mensch, er war nur ein Mensch mit Fehlern und Schwächen wie wir alle«, sagte sie ungewohnt sanft.
    »Ich glaube, ich kenne dich viel zu wenig«, meinte Ramona und sah ihre Schwägerin dankbar an. »Das war schön, was du gesagt hast. Erst vergeben und dann vergessen. Ich werde es versuchen.«
    »So ist es schon besser. Ich sag nur schnell den Kindern Bescheid, dass wir allein gelassen werden möchten. Sie sollen sich selbst was zu essen machen. Du bist jetzt im Moment wichtiger als die Kinder. Kann ich noch etwas für dich tun?«
    »Du hast schon genug getan, danke. Ich möchte einfach nur hier sein, vorausgesetzt, ich falle euch nicht zur Last.«
    »Ramona! Warum solltest du uns zur Last fallen?! Mamma mia, wir sind eine große Familie, und da muss man doch helfen! Du würdest das Gleiche auch für mich oder Thomas tun. Ich bin eine geborene Muti, und die Mutis sind bekannt dafür, andern Menschen zu helfen. Ich kann nichts dafür, ich bin nun mal so. Ich habe die besten Eltern der Welt, auch wenn diese Welt meinen Vater kaputtgemachthat. Aber er hat seinen Stolz und seine Würde nie verloren. Und warum – weil er immer für andere da war. Jemand brauchte Hilfe, er gab sie ihm. Und er hat nie eine Gegenleistung dafür verlangt. Ich kenne niemanden, der so viel Liebe in seinem Herzen hat wie mein Papa.«
    »Wie haben sie denn deinen Vater kaputtgemacht?«, fragte Ramona Wiesner, obgleich sie die Gerüchte kannte, die sich um Sophias Vater rankten, aber Andreas hatte sie gebeten, nie mit Thomas oder Sophia darüber zu reden. Es war ein Tabuthema.
    Sophia seufzte auf und sagte: »Das ist eine lange Geschichte. Schon meine Urgroßeltern waren sehr angesehene und reiche Leute in Neapel. Meine Großeltern waren noch reicher und noch angesehener. Ja, und mein Vater hat es sogar geschafft, Innenminister zu werden. Und dann sind irgendwelche Neider gekommen und haben behauptet, er habe etwas mit der Mafia zu tun. Mein Vater und die Mafia! Madonna mia! Er hat gegen das Verbrechen gekämpft, er hat die Mafia immer verachtet, hat gesagt, egal um was es gehe, es brauche niemals Blut vergossen zu werden. Aber sie haben es geschafft, sie haben falsche Beweise vorgelegt, und damit musste mein Vater – welche Schande für die Familie! – zurücktreten. Wir haben alle geglaubt, sie hätten ihn zerbrochen, aber ein Muti lässt sich nicht zerbrechen. Und mein Papa schon gar nicht. Er ist wieder auferstanden und mächtiger als je zuvor …«
    Es klingelte. Sophia Wiesner erhob sich, ging zur Tür und kam mit den Pizzas zurück. Sie holte eine Flasche Rotwein aus dem Keller und Gläser aus dem Schrank und sagte: »Die wurden vor meinen Augen in Murano geblasen. Sieh dir nur dieses wunderbare Blau an, wie das Meer, wenn die Sonne untergeht. Warst du schon einmal in Murano?«
    »Nein, noch nie. Aber vielleicht fahre ich mal hin.«
    »Das solltest du auf jeden Fall tun«, erwiderte Sophia und stellte alles auf den Tisch. Sie entkorkte die Flasche und schenkte ein. Sie aßen langsam und waren schon fast fertig mit dem Essen, als Thomas Wiesner erschien.
    »Hallo, meine Schöne«, sagte er und gab seiner Frau einen Kuss. »Hi, Ramona. Ich mach mich nur frisch und komm dann zu euch. Ich habe dir auch etwas mitzuteilen.«
    Er ging ins Bad, zog sich um und kehrte nach zehn Minuten zurück. Er holte sich einen Cognacschwenker aus dem Schrank und eine Flasche Remy Martin, goss das Glas halb voll, schüttete die braune Flüssigkeit in einem Zug hinunter und schenkte sich gleich nach. Ramona Wiesner beobachtete ihn aufmerksam aus dem Augenwinkel.
    »Ich weiß ja nicht, Ramona«, sagte er nach dem zweiten Glas, »wie du dir die Zukunft vorgestellt hast, ich meine das Geschäft betreffend. Aber ich hätte da einen potenziellen Käufer an der Hand.«
    »So schnell?«, fragte Ramona Wiesner zweifelnd.
    »Das ist überhaupt nicht schnell. Ein Juweliergeschäft in der besten Lage Frankfurts ist ein begehrtes Objekt. Und die Mitarbeiter von Andreas könnten auch übernommen werden. Sie gehören ja zu den besten Leuten ihres Fachs. Überleg’s dir. Der Käufer hat vier Millionen geboten, ohne Inventar. Nur das Geschäft. Er ist allerdings auch an allem anderen interessiert, aber den Preis dafür müsste man natürlich genauestens berechnen. Ich finde, das ist ein Angebot, das du dir gut überlegen solltest. Aber ich sage dir gleich, lass dir nicht allzu lange Zeit mit der

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