Das Syndikat der Spinne
Blick in ihrem Rücken spürend. Kurz darauf wurde die Tür ebenso leise wieder geschlossen.Ramona Wiesner öffnete erneut die Augen. In ihr waren tausend Gedanken auf einmal, die sie nicht schlafen ließen. Das Herz pochte in wildem Stakkato in ihrer Brust. Sie wusste jetzt endgültig, dass sie auf der richtigen Spur war. Um sechs Uhr stand sie auf, ging ins Bad, wusch sich die Hände und das Gesicht und begab sich in die Küche. Sophia war schon angezogen und gerade dabei, das Frühstück zu bereiten.
»Ich wollte dich gleich wecken«, sagte sie. »Du musst sicher bald los wegen der Beerdigung. Aber vorher frühstücken wir noch.«
Donnerstag, 20.30 Uhr
Daniel Laskin war in seine kleine, aber exklusiv eingerichtete Wohnung in der Schubertstraße gefahren und saß seit zwei Stunden an seinem Notebook. Er war ein Computerspezialist und in der Lage, auch die kompliziertesten Codes zu knacken. Seit Jahren schon hackte er sich in die Computersysteme der größten Unternehmen, der Polizei und sogar des Militärs und der Geheimdienste ein, ohne dass man ihm jemals auf die Schliche gekommen war. Und seit zwei Stunden loggte er sich in die Computersysteme aller größeren Hotels und Fluglinien in Frankfurt ein und suchte nach bestimmten Namen, nach der Zeit ihres Eincheckens in einem Hotel und wann sie das Hotel wieder verlassen hatten. Er machte Sicherungskopien von den jeweiligen Tagen und schließlich einen Abgleich. Er fand einige Namen von Personen, die innerhalb weniger Tage mehrmals nach Frankfurt gekommen und in unterschiedlichen Hotels abgestiegen waren. Auch wenn ihm klar war, dass er damit kaum Erfolg haben würde, probierte er es. Es waren sieben Namen, vier Deutsche, ein Amerikaner, ein Spanier und ein Franzose. Doch mit keinem dieser Namen konnte er etwas anfangen.
Er begann mit dem Spanier. Javier Ramirez, gekommen mit Iberia aus Barcelona, eingecheckt im Marriott-Hotel am 17. Juni um achtUhr, ausgecheckt am 18. Juni um zehn Uhr. Wiedergekommen am 20. Juni um neunzehn Uhr, ausgecheckt am 21. um zweiundzwanzig Uhr.
Anschließend folgte der Amerikaner William H. Brenton aus Atlanta. Gekommen mit Delta Airlines am 16. Juni um sechzehn Uhr dreißig, eingecheckt im Frankfurter Hof um achtzehn Uhr. Abreise nach Paris am 18. Juni um neun Uhr, wiedergekommen am 20. Juni, elf Uhr, Abreise nach Wien am 22. Juni um zwölf Uhr.
Der Franzose Pierre Doux, gekommen mit Air France aus Nizza, eingecheckt im Marriott-Hotel am 16. Juni um achtzehn Uhr, ausgecheckt am 18. um zehn Uhr und Abreise nach Nizza. Rückkehr am 20. Juni um neun Uhr im Marriott-Hotel, ausgecheckt am 22. Juni wieder um zehn Uhr.
Er ging sämtliche Namen durch, doch keiner sagte ihm etwas. Offensichtlich handelte es sich um reiche Geschäftsleute oder Topmanager, da sie sämtlich Business-Class oder erster Klasse geflogen waren.
Daniel Laskin lehnte sich zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. Verrenne ich mich in eine absurde Idee, auf diese Weise ein Phantom zu suchen?, fragte er sich. Er grübelte eine Weile, und schließlich beschloss er, sich noch in den Zentralcomputer der Firma in Köln einzuloggen. Er wollte wissen, ob dort etwas über Andreas Wiesner und Helena Maric aufgeführt war. Die Namen Wiesner und Maric kamen ihm von irgendwoher bekannt vor, auch wenn er sie im Moment nicht einzuordnen vermochte. Aber er meinte, die Namen schon einmal gehört zu haben. Dennoch hatte er wenig Hoffnung, heute noch etwas zu finden. Er hatte zwei Zugangscodes zu dem Zentralcomputer, einen offiziellen, den außer ihm noch zwei andere Personen kannten, und einen inoffiziellen, den er sich selbst zugelegt hatte und von dem keiner etwas wusste. Er genoss das absolute Vertrauen seiner Vorgesetzten und somit alle damit verbundenen Privilegien. Er hatte sich in all den Jahren nie etwas zuschulden kommen lassen, weshalb man ihm mittlerweile auch sämtliche Freiheiten gewährte. Er surfte eine Viertelstundedurch alle Datenbänke, bis er auf etwas stieß. Es waren zwei sechsstellige Zahlencodes, jeweils ein Bindestrich und ein paar Buchstaben, die stellvertretend für die Stadt Frankfurt am Main standen. Er klickte auf den ersten der beiden Codes und drückte Enter. Eine lange Liste klappte vor ihm auf. Laskin las die ersten Einträge und druckte die Liste aus. Beim zweiten Code wieder eine lange Liste, die er ebenfalls sofort ausdruckte. Anschließend schaltete er das Notebook aus und zog den Stecker aus der Telefonbuchse. Er hatte schon fast die
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