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Das Syndikat der Spinne

Das Syndikat der Spinne

Titel: Das Syndikat der Spinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Entscheidung, denn irgendwann fällt der Preis.«
    »Vier Millionen, sagst du? Ich geb dir morgen Bescheid. Das kommt zwar etwas plötzlich, aber du bist der Fachmann, was Geldangelegenheiten angeht.«
    »Schau, das ist Thomas«, sagte Sophia und deutete auf ihren Mann, »immer eine Nasenlänge voraus. Wie mein Papa. Thomas hat viel von ihm, er ist fast schon ein Muti. Das Einzige ist, dass er manchmal etwas zu viel trinkt. Nicht wahr, Schatz?«, fügte sie scheinbar scherzhaft, aber doch gewürzt mit einer Prise Pfeffer hinzu.
    Thomas Wiesner grinste nur und winkte ab. »Ich trinke nicht zu viel, Schatz, und das weißt du auch. Und wenn doch, dannhat es seinen Grund. Und jetzt möchte ich nicht mehr darüber sprechen.«
    Ramona Wiesner, die die kleine Auseinandersetzung genau verfolgt hatte, lehnte sich zurück, fasste sich an den Bauch und sagte: »Puh, bin ich satt. Ich habe seit Tagen nicht mehr so viel auf einmal gegessen.«
    »Das freut mich«, meinte Sophia. »Du bist schon viel lockerer geworden. Noch ein Gläschen Wein?«
    »Nur einen winzigen Schluck.«
    Sophia schenkte ein, und sie prosteten sich erneut zu.
    »Auf das neue Leben.«
    »Auf das neue Leben. Morgen, nach der Beerdigung, wird dieses neue Leben beginnen.«
    Kurz darauf begab sich Sophia in den ersten Stock, um den Kindern gute Nacht zu sagen. Thomas Wiesner trank inzwischen den vierten Cognac. Seine Augen bekamen einen glasigen Schimmer, und er sprach etwas langsamer.
    Ramona beugte sich nach vorn und sagte leise: »Hast du dich eigentlich schon an Frau Maric gewandt, ich meine wegen eines Geschenks?«
    »Nein, hab ich nicht. Ich lass mir etwas anderes einfallen. Außerdem glaube ich nicht, dass ich bei der Maric die gleiche Qualität bekomme wie bei Andreas. Sie ist etwas einfacher gestrickt, wenn du verstehst, was ich meine. Ganz nett anzusehen, aber sie ist keine Geschäftsfrau. Sie redet zu viel und bietet zu wenig. Bei ihr ist alles Durchschnitt. Die Ware, der Service …« Plötzlich hielt er inne, als würde er überlegen, dann schüttelte er den Kopf und schenkte sich nochmals ein.
    »Ja, ja, ich verstehe schon«, sagte Ramona Wiesner und lehnte sich wieder zurück. »Helena hat nie mit Andreas mithalten können. Deshalb hat sie sich wohl auch selbstständig gemacht. Na ja, du kennst sie ja.«
    »Allerdings kenne ich sie. Hübscher Kopf, aber nicht viel dahinter«, sagte er mit schwerer Zunge und fügte schmierig grinsendhinzu: »Und trotzdem hat sie was, du weißt schon, was ich meine, oder?«
    »Denke schon«, entgegnete Ramona Wiesner und schlug die Beine übereinander. Sie sah ihren Schwager an, der immer noch vor sich hin grinste. Er bemerkte nicht ihren Blick und wie sie sich mit der Zunge über die Lippen fuhr. Allmählich wurde ihre anfängliche Ahnung zur Gewissheit, und irgendwann würde ihre Zeit kommen. Als Sophia wieder bei ihnen war, bot sie ihr an, erneut hier zu schlafen. Ramona nahm das Angebot gerne an. Zu Hause, sagte sie, falle ihr im Moment die Decke auf den Kopf.
    Sie war nicht mehr müde, die Kopfschmerzen waren wie weggeblasen. Um elf hatte sie sich ins Bett gelegt und das Licht gelöscht. Sie hörte noch, wie Sophia und ihr Mann die Treppe hochkamen und Sophia ihn wütend anfuhr, er solle endlich aufhören, so viel zu trinken, es sei nicht gut für ihn, und er ruiniere damit eines Tages die ganze Familie. Dann schnappte die Schlafzimmertür ins Schloss. Ramona Wiesner wartete noch einen Moment, huschte nach draußen und ging auf die Toilette. Danach blieb sie einige Sekunden auf dem Flur stehen. Es war alles ruhig. In ihrem Zimmer stellte sie sich ans Fenster und schaute hinaus, die Straßenlaternen und der allmählich abnehmende Mond waren das einzige Licht.
    Es war zwei Uhr nachts, im Haus herrschte vollkommene Stille, als sie leise aus dem Zimmer schlich. Sie legte vorsichtig ihr Ohr an die Schlafzimmertür und hörte nur das Schnarchen von Thomas Wiesner. Säufer!, dachte sie verächtlich. Auf Zehenspitzen begab sie sich zum Arbeitszimmer ihres Schwagers. Die Tür war nicht abgeschlossen. Es dauerte nicht einmal fünf Minuten, bis sie gefunden hatte, wonach sie suchte. Sie schüttelte nur den Kopf und ballte die Fäuste. Ein Plan begann in ihr zu reifen. Genauso geräuschlos, wie sie gekommen war, ging sie zurück in ihr Zimmer und legte sich wieder ins Bett. Sie hatte kaum die Augen geschlossen, als sie hörte, wie ihre Tür aufgemacht wurde. Sie murmelte etwas und drehte sich auf die Seite, den prüfenden

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