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Das Syndikat der Spinne

Das Syndikat der Spinne

Titel: Das Syndikat der Spinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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aufgebracht deswegen. Wir müssen ihm wohl oder übel morgen früh alle Beweise, die gegen Gebhardt sprechen, vorlegen.«
    Julia Durant setzte sich aufrecht hin. Sie spürte ihr Herz bis in die Schläfen pochen. »Was sagen Sie da? Das kann doch nicht wahr sein! Riechen Sie nicht auch den furchtbaren Gestank?«
    »Allerdings. Nur Küchler sieht das natürlich ganz anders. Er selbst will eine persönliche Stellungnahme sowohl von Ihnen, von Hellmer und Kullmer als auch von mir. Wenn wir Pech haben, gibt es ein Disziplinarverfahren. Und Sie wissen, was das bedeutet.«
    »Kann Gebhardt beweisen, dass wir Gewalt angewendet haben?«, fragte Durant. »Es steht seine Aussage gegen die von uns. Es kann doch auch sein, dass andere ihn angefasst haben, wenn Sie verstehen, was ich meine. Wissen Hellmer und Kullmer schon Bescheid?«
    »Das hat Zeit bis morgen. Aber es ist schon erstaunlich, wie manche Sachen gehandhabt werden.«
    »Wir alle wissen, dass Gebhardt ein wandelndes Stück Scheiße ist. Und jetzt bin ich mir sogar sicher, dass er die Information rausgeschickt hat, dass zum einen eine groß angelegte Razzia anstand und zum andern Andrejew abhauen wollte. Aber er hat seinen Kopf noch längst nicht aus der Schlinge gezogen. Und zu einem Disziplinarverfahren wird es nicht kommen. Wo ist das Band, auf das er sein Geständnis gesprochen hat?«
    »Das ist sicher verwahrt und wird Küchler morgen vorgespielt.«
    »Gut, sehr gut. Denn nicht nur Andrejew hat Gebhardts Namen genannt, auch Natascha Olpitz hat das getan. Und die Adressen, die wir von ihm haben, stimmen zum Teil mit denen überein, die Andrejew Schulze gegeben hat. Der kommt da nicht mit heiler Haut raus. Wir haben zu viele Fakten in der Hand. Und einen Rüffel können wir uns höchstens einfangen, weil wir Gewalt angewendet haben. Was anderes kann man uns nicht vorwerfen.«
    »Ich wollte Sie nur vorwarnen, Frau Durant. Nicht dass Sie morgen früh ins Büro kommen und einfach so überrascht werden.«
    »Mich kann nichts mehr überraschen. Aber Gebhardt hat sich verrechnet, wenn er meint, mit so einem billigen Taschenspielertrick davonzukommen. Unsere Beweise reichen aus, ihn für den Rest seines Lebens hinter Gitter zu bringen. Morgen früh werden wir Küchler und Blumenthal unser Material vorlegen. Mal sehen, was die dazu meinen.«
    »Ich bin auch gespannt. Wie gesagt, ich wollte Sie nur schonend drauf vorbereiten. Und jetzt schlafen Sie gut, wenn Sie noch können.«
    »Ich kann.«
    Sie legte auf und sah Kuhn an, der das Gespräch aufmerksam verfolgt hatte.
    »Hör zu, Julia, ich weiß es und du weißt es auch, dass Andrejew Peter nicht angelogen hat. Weshalb wohl ist Andrejew getötet worden? Und warum die Maric? Und Wiesner und die Puschkin? Peterhat so exakt recherchiert, da ist ihm kein Fehler unterlaufen. Und ihr habt so viele Beweise in der Hand, dass die Mafia hinter alldem steht …«
    »Das weiß ich doch. Trotzdem ärgert es mich, dass ein Widerling wie Gebhardt jetzt so tut, als ob er das reinste Unschuldslamm wäre.« Sie stand auf, ging ins Bad, wusch sich, putzte sich die Zähne und legte sich ins Bett. In ihrem Kopf rotierte ein immer schneller werdendes Karussell. Sie schloss die Augen und wollte nur noch einschlafen. Erst mit Einbruch der Morgendämmerung fiel sie in einen oberflächlichen Schlaf.

Freitag, 8.00 Uhr
    Als Julia Durant in ihren Corsa stieg, hatte sie ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. Sie hatte kaum geschlafen, eine leichte Übelkeit rumorte in ihren Eingeweiden. Außer einer Banane hatte sie nichts gefrühstückt, nur eine Tasse Kaffee getrunken und eine Gauloise geraucht. Sie vermochte nichts gegen die Nervosität zu tun. Dominik Kuhn hatte sie noch getröstet und ihr gesagt, es werde alles sicher nur halb so schlimm, aber Kuhn kannte, so glaubte sie zumindest, weder Küchler noch Blumenthal, der, wie jeder bei der Polizei wusste, mit eisernem Besen kehrte und seinen Untergebenen gegenüber bisweilen eine Unnachgiebigkeit an den Tag legte, die erschreckend war. Dass er sich voll und ganz für die Bekämpfung des organisierten Verbrechens einsetzte, war allseits bekannt, hatte er doch schon zahlreiche Interviews für namhafte Magazine und Zeitungen gegeben, war etliche Male im Fernsehen aufgetreten und hatte dargelegt, welch ungeheure Macht seit der Öffnung der Grenzen von den osteuropäischen Mafiaorganisationen ausging. Jedoch waren die Erfolge der Polizei, gemessen an der Zielvorgabe Blumenthals, eher dürftig. Durant

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