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Das Syndikat der Spinne

Das Syndikat der Spinne

Titel: Das Syndikat der Spinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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nicht mal im Geringsten vorstellen, wozu Frauen fähig sind, wenn sie hassen. Wie waren die Namen gleich noch mal – Galinski, Gauschwitz und Petrenkow. Wer verbirgt sich hinter diesen Namen? Komm, sag schon!«
    Schweigen.
    Sie überlegte einen Moment, stellte sich gerade hin, setzte sich wieder und lehnte sich zurück. Dann nahm sie die Waffe herunter und sah ihrem Schwager in die Augen. Sie hatte nichts als Verachtung im Blick. »Komm, mein lieber Schwager, sag mir bitte, bitte, wer diese drei Herren sind. Ich will mich doch nur mal mit ihnen unterhalten …«
    »Vergiss es! Ich kenne die werten Herren auch bloß unter diesen Namen. In Wirklichkeit heißen sie ganz anders. Mich kennt ebenfalls nur eine Hand voll Leute unter meinem richtigen Namen. Kapiert?!«
    »Nein, aber ich akzeptiere dein Schweigen fürs Erste. Tja, und dann war ich am Mittwoch und gestern bei euch, um herauszufinden, ob sich meine Vermutung, die ich anfangs für absurd, geradezu perfide gehalten habe, bestätigen würde. Und leider hat sie sich bestätigt. Du warst gestern Abend ziemlich angetrunken, vielleicht sogar betrunken. Kannst du dich erinnern? Ich habe dich auf Helena Maric angesprochen, die du ja angeblich kaum gekannt hast. Aber gestern hast du auf einmal Dinge über sie gesagt, die mir den endgültigen Beweis geliefert haben, dass du sie sogar sehr gut gekannt haben musst. Und heute Nacht, als ihr alle geschlafen habt, war ich in deinem Arbeitszimmer. Und was glaubst du, was ich da Schönes in deinem kleinen Büchlein gefunden habe? Du kannst es dir denken, nicht?«
    Sie sah ihn spöttisch und dennoch kalt an und machte eine lange Pause, um Thomas Wiesner zu beobachten, sein Zittern, wie sich immer mehr Schweiß auf seiner Stirn und unter seinen Achseln bildete, die Angst in seinen Augen, die bebenden Mundwinkel. Dann fuhr sie mit sanfter Stimme fort: »In diesem Büchlein waren ihre Geschäftsnummer, ihre Privatnummer, ihre Handynummer, ihre Privatadresseund ihre E-Mail-Adresse, außerdem ein Eintrag neben ihrem Namen, ein Datum, 20.6., und ein Kreuz daneben. Und bei Andreas das Datum 17.6. und ebenfalls ein Kreuz. Dafür, dass du Helena kaum gekannt hast, ist das ziemlich viel, findest du nicht? Wer ist eigentlich auf die Idee mit dem Uhrendeal gekommen? Ich nehme an, das warst du. Nur kenne ich die Hintergründe nicht. Und deshalb bin ich hier. Ich will alles über die Hintergründe erfahren. Und wenn ich sage alles, dann meine ich das auch so. Jetzt bist du dran. Und glaub mir, ich zögere keinen Moment, dich zu erschießen, solltest du mir nicht die volle Wahrheit sagen.«
    Es entstand erneut eine längere Pause, während beide schwiegen. Wiesner überlegte, wie er seine Schwägerin überlisten konnte, doch sie saß zu weit von ihm entfernt, aber gleichzeitig nah genug, um ihn mit einem gezielten Schuss zu töten. Es war aussichtslos, er war ein Gefangener in seinem eigenen Haus.
    »Ich kann es dir nicht sagen«, flüsterte Thomas Wiesner. »Ich bin ein toter Mann, wenn ich es sage.«
    »Du bist ein toter Mann, wenn du es nicht tust«, entgegnete sie mit kühlem Lächeln.
    »Bitte, Ramona, tu es nicht«, winselte er. »Ich gebe dir alles, was du willst. Nur, bitte, lass mich leben. Ich will doch nur leben!«
    »Das wollte Andreas auch. Außerdem habe ich genug Geld und würde dein widerlich schmutziges Geld nicht mal anschauen! Was bringt eigentlich einen Mann dazu, seinen eigenen Bruder ermorden zu lassen? Sag es mir. Ist es Neid, Eifersucht oder die blanke Gier? Was hatte Andreas, was du nicht hast, aber immer haben wolltest?«
    Thomas Wiesner war schon im Begriff, zur Flasche zu greifen, ließ es dann aber, als er den eisigen Blick von Ramona sah. Er fuhr sich nervös durchs Haar und kaute auf der Unterlippe.
    »Andreas hat immer alles bekommen. Er war das Genie in der Familie«, stieß Wiesner bitter hervor. »Alle bewunderten ihn und sein Talent. Vater war stolz, dass Andreas oder Andy, wie er ihn immer genannt hat, genau nach ihm kommen würde. Mich hat kaum einerbeachtet, obwohl ich immer gute Zeugnisse nach Hause gebracht habe und obwohl ich der Ältere war. Aber Andreas hat das Geschäft gekriegt, während ich mich weiter in der Bank abschuften musste. Andreas hier und Andreas da, das war schon so, als wir noch Kinder waren. Ich, Thomas, war ein Niemand. Und irgendwann ist es dann so weit, da platzt man förmlich …«
    »Oh, mir kommen fast die Tränen«, unterbrach sie ihn höhnisch. »Gleich ersäufst du noch in

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