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Das Syndikat der Spinne

Das Syndikat der Spinne

Titel: Das Syndikat der Spinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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hast, ich weiß nicht, da hat irgendwas klick bei mir gemacht, ohne dass ich dir erklären kann, weshalb. Na ja, und als du dich schlafen gelegt hast, habe ich nachgedacht. Erst habe ich eine Kollegin angerufen, die mir natürlich das Gleiche gesagt hat wie du. Was du jedoch nicht weißt, ist, dass die beiden stockbesoffen waren. Aber ich bin trotzdem kurz ins Präsidium gefahren, um mir die Tatortfotos anzusehen. Von dort aus habe ich Professor Bock angerufen, der Bereitschaft hat. Ich habe ihn gebeten, sich Wiesner schon mal ein bisschen genauer anzuschauen. Er hat mich zurückgerufen, kurz bevor du aufgestanden bist, und hat mir mitgeteilt, dass Wiesners Leber völlig sauber ist, was nicht unbedingt was heißen muss, aber dazu kommt außerdem, dass Wiesner mit der Puschkin keinen Geschlechtsverkehr hatte. Bock hat weder bei ihm noch bei ihr diesbezüglich auch nur das Geringste festgestellt. Nur Schmauchspuren an der rechten Hand von Wiesner.« Sie hielt inne, zündete sich eine Gauloise an, inhalierte und blies den Rauch durch die Nase aus. »Als du dann vorhin in die Redaktion gefahren bist, habe ich Ramona Wiesner einen Besuch abgestattet. Eine sehr interessante Frau, kann ich dir nur sagen. Die ist natürlich völlig fertig und will mit Reportern im Moment absolut nichts zu tun haben. Was ich irgendwo auch nachvollziehen kann«, fügte sie grinsend hinzu.
    »Ha, ha, ha, mir kommen gleich die Tränen vor Lachen«, entgegnete Kuhn mit säuerlicher Miene. »Und weiter?«
    »Um es kurz zu machen, Wiesner hat in seinem ganzen Leben nie Alkohol getrunken, die beiden haben eine nach ihren Aussagenüberdurchschnittlich harmonische Ehe geführt, sie hat mir auch Details genannt, und Wiesner war die Ausgeglichenheit in Person. So, und jetzt kommt’s.« Sie nahm das Foto in die Hand und hielt es Kuhn hin. »Was siehst du auf dem Foto?«
    »Einen Mann und eine Frau. Was soll die blöde Frage?«
    Durant ging auf die letzte Bemerkung nicht ein. »Wiesner und seine Frau. Fällt dir irgendwas Besonderes auf?«
    Kuhn starrte das Foto eine Weile an, schüttelte den Kopf und sagte gereizt: »Was soll mir schon auffallen? Ein ganz normales Foto.«
    »In welcher Hand hält er das Glas?«
    »In der linken, und?«
    »Ich habe die Wiesner gefragt, ob ihr Mann Linkshänder war. Er war Linkshänder. Mit der rechten konnte er praktisch nichts anfangen. Aber das Seltsame ist, dass Wiesner, als er gefunden wurde, die Waffe in der rechten Hand hielt und auch das Einschussloch in seinem Kopf sich etwas rechts neben der Nasenwurzel befindet. Was als einzigen Schluss zulässt, dass er die Waffe auch in der rechten Hand gehalten haben muss, als er sich erschossen hat. Es war übrigens eine 9 mm Beretta. Er hat aber nur zwei Pistolen besessen, eine Walther und eine Smith & Wesson. Und es wurden Schmauchspuren an seiner rechten Hand gefunden.«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Kannst du dir das nicht denken?«
    »Mord? Ich meine … Doppelmord?«
    »Mit großer Wahrscheinlichkeit ja. Der Killer hat nur einen Fehler gemacht. Er ist davon ausgegangen, dass Wiesner wie die meisten Westeuropäer Rechtshänder war. Und ich gehe außerdem davon aus, dass ein Schalldämpfer benutzt wurde.« Sie lehnte sich zurück, schlug die Beine übereinander und faltete die Hände über dem Schoß. »So, und jetzt weißt du, weshalb ich unbedingt wollte, dass du die Story stoppst. Es muss ja nicht immer die
Bild
-Zeitung sein, die die großen Aufhänger als Erste bringt. Sollen doch ruhig auch mal andere ins Fettnäpfchen treten. Ich habe dich unter Umständen nur vor einer Blamage bewahrt.«
    Kuhn stand auf und holte sich noch ein Bier. »O shit«, murmelte er leise, »wenn das stimmt, was du da sagst, dann war hier ein Profi am Werk. Es fällt mir zwar schwer, aber ich glaube, ich muss Abbitte leisten.«
    »Nicht der Rede wert. Eine Hand wäscht bekanntlich die andere. Du hast uns einmal einen großen Gefallen getan, jetzt habe ich mich revanchiert. Bin nur gespannt, wie Hellmer und Berger und all die andern das morgen aufnehmen. Bis jetzt ist der Fall für alle ja sooo eindeutig. Die werden sich wundern. Aber dann fängt die Arbeit erst richtig an. Das Wichtigste ist, dass nichts von den Ermittlungen nach außen dringt. Du darfst auf keinen Fall mit wem auch immer darüber sprechen. Zu gegebener Zeit bekommst du aber die Infos als Erster.« Sie stand auf, machte sich eine Scheibe Brot mit Salami, trank dazu den Rest aus ihrer Dose Bier und ging danach ins

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