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Das Syndikat der Spinne

Das Syndikat der Spinne

Titel: Das Syndikat der Spinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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noch in diese heiligen Hallen?«
    »Ich bin wie Sie immer im Dienst. Woher wussten Sie von diesem Transport?«, fragte Küchler und nahm ihr gegenüber Platz.
    »Ein Informant.«
    »Darf ich erfahren, wer es ist?«
    »Es war ein anonymer Anruf«, log sie und sah Küchler direkt an. Er grinste nur, und sie wusste nicht, was sie davon halten sollte.
    »So, ein anonymer Informant also. Aber eigentlich ist es egal, ob anonym oder nicht, Hauptsache ist doch, dass wenigstens die Kinder in Freiheit sind.«
    Julia Durant lachte kurz und trocken auf und schüttelte den Kopf. »Neun Kinder sind tot, wie können Sie da von Freiheit sprechen. Und ob die andern Kinder wirklich frei sind … Was passiert mit ihnen? Sie werden zurück in ihre Heimat geschickt und landen irgendwann wieder hier im Westen, um irgendwelchen geilen Säcken zu Diensten zu sein. Sie werden gezwungen, anschaffen zu gehen, sie werden missbraucht, man dreht widerliche Pornos mit ihnen. Was uns heute Nacht gelungen ist, darüber lachen sich die großen Bosse nur krumm. Wenn Sie ehrlich sind, wissen Sie genau, dass wir machtlos sind. Wahrscheinlich kommt morgen schon ein anderer Transport in einer anderen Stadt an.«
    »Trotzdem, Frau Durant«, erwiderte Küchler mit einer Stimme, die sie von ihm nicht gewohnt war, die nichts Arrogantes oder Zynisches hatte, »jeder noch so kleine Sieg ist ein Sieg. Denken Sie nicht darüber nach, was morgen sein könnte. Und ich möchte Ihnen noch eines sagen: Ich habe Sie unterschätzt, was Ihre Fähigkeiten angeht. Ich wünschte, es gäbe mehr von Ihrer Sorte bei der Polizei. Und jetzt gehen Sie bitte nach Hause und versuchen Sie wenigstens ein bisschenzu schlafen. Ich wollte Ihnen das nur sagen.« In der Tür drehte er sich noch einmal um und fragte: »Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich bei den Vernehmungen dabei bin?«
    »Dr. Küchler, Sie sind der Oberstaatsanwalt. Sie entscheiden, ob Sie dabei sind oder nicht.«
    »Sollte ich Zeit haben, schau ich im Laufe des Vormittags mal rein. Nur noch eine Frage: Weshalb wurde die Staatsanwaltschaft erst so spät davon in Kenntnis gesetzt?«
    »Weil wir die Information selbst erst sehr spät bekommen haben.«
    »Ach so«, war alles, was er darauf erwiderte.
    Julia Durant sah ihm verwundert nach, und sie fragte sich, ob das auch nur zu seinem Spiel gehörte oder ob er es tatsächlich ernst gemeint hatte. Doch sie war zu müde, um darüber nachzudenken. Sie stand auf, nahm ihre Tasche, verabschiedete sich von Berger, der sich noch mit Müller unterhielt, und sagte, sie sei frühestens um zehn wieder im Präsidium.
    Die Morgendämmerung war bereits angebrochen, als sie sich ins Bett legte. Kuhn wachte auf, zog sie zu sich heran und sagte: »Ich bin froh, dass du gesund wieder da bist. Schlaf gut.«
    Sie rollte sich auf die Seite, und Tränen flossen ihr über die Wangen, als noch einmal die Bilder der letzten Stunden wie ein Film vor ihren Augen abliefen.

Dienstag, 10.30 Uhr
    Julia Durant hatte fünf Stunden geschlafen, eine Schale Cornflakes gegessen und zwei Tassen Kaffee getrunken, bevor sie sich auf den Weg ins Büro machte. Kuhn war längst in der Redaktion, sie würde ihn im Laufe des Tages von dem Schlag gegen das organisierte Verbrechen unterrichten, wenn der Polizeisprecher nicht schon vorher die Presse umfassend von dem grandiosen Erfolg informierte. Sie wusste, es standen lange und harte Vernehmungen bevor, und alles, was sie hatte, war die Hoffnung, dasswenigstens einer der Beschuldigten ein Geständnis ablegte und vielleicht sogar Namen von Drahtziehern nannte. Bevor sie ins Präsidium ging, hielt sie an einer Telefonzelle, tippte die Nummer von Natascha ein, und als dort niemand abhob, die Handynummer von Laskin. Sie wollte bereits auflegen, als er sich doch meldete.
    »Hier Durant. Ich will nicht viele Worte machen, sondern Ihnen nur sagen, dass die Operation erfolgreich verlaufen ist. Jetzt sind Sie am Zug.«
    »Gratuliere. Ich habe es Ihnen versprochen, und ich werde mein Versprechen selbstverständlich einlösen. Sie müssen mir nur sagen, wann Sie Zeit haben.«
    »Heute wird es sehr schlecht sein, aber morgen vielleicht.«
    »Mein Handy ist immer eingeschaltet. Ich rufe Sie heute Nachmittag auf Ihrem Handy an und sage Ihnen, wo Natascha und ich uns aufhalten. Dann gebe ich Ihnen auch meine neue Handynummer durch, denn dieses Handy werde ich gleich nach unserem Gespräch in den Main werfen.«
    »Wieso das?«
    »Das erkläre ich Ihnen dann. Wir sehen uns, und

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