Das Syndikat der Spinne
Knackis, was Sie auf dem Kerbholz haben. Erst wird man Sie meiden, aber das ist noch harmlos im Gegensatz zu dem, was dann kommt. Irgendwann nach einer kurzen Zeit wird man in Ihr Essen spucken, vielleicht sogar in kleine Teile zersägte Rasierklingen oder winzige Glasscherben druntermischen. Und Sie werden es erst merken, wenn das Blut aus Ihrem Mund rausquillt und Sie vor Schmerzen fast wahnsinnig werden. Und natürlich werdenSie duschen gehen, das ist nun mal Pflicht, und dann kommen ein paar sehr große und sehr kräftige Jungs und zeigen Ihnen, wie es ist, wenn man einen dicken, fetten Schwanz in den Arsch geschoben kriegt. Wenn Sie Glück haben, sind es nur zwei oder drei, meist erscheinen aber gleich zehn oder zwanzig auf einmal. Die stellen sich richtig an, wie an der Kasse beim Aldi. Die Jungs dort drin sind nämlich mächtig heiß und stehen gewaltig unter Druck. Sie werden sich wünschen, tot zu sein, aber das werden die nicht zulassen. Und glauben Sie bloß nicht, dass es dabei bleibt. Die Jungs stehen nämlich auch auf Gewalt und kennen mehr Tricks, als Sie sich träumen lassen. Und ich schwöre Ihnen, es dauert keine zwei Wochen, da werden Sie sich im Spiegel nicht wiedererkennen. Sie werden vor Schmerzen schreien, aber keiner wird Sie hören, im Gegenteil, man wird Sie nur auslachen. Das macht man nun mal mit Kinderschändern im Knast, denn es gibt dort ein ungeschriebenes Gesetz, nach dem Kinderschänder von allen Verbrechern der größte Abschaum sind. Und glauben Sie bloß nicht, dass Sie von den Wärtern irgendwelche Hilfe erwarten können. Sie werden sich die Kehle aus dem Leib schreien, aber die Wärter sind, was das angeht, taub. Und unter Umständen ist sogar der eine oder andere drunter, der mitmacht. Tja, es gibt eben für nichts eine Garantie.« Sie legte den Bleistift auf den Tisch und erhob sich wieder. »Aber gut, ich wollte Sie nur darauf vorbereiten, damit Sie in etwa wissen, was auf Sie zukommt. Wenn Sie sonst nichts weiter zu sagen haben, werde ich Sie jetzt in Ihre Zelle zurückbringen lassen. Ich nehme an, der Prozess wird sehr bald sein und auch nicht lange dauern, denn die Beweislage ist geradezu erdrückend, und das wissen Sie auch. Und nach dem Prozess werden Sie den Löwen zum Fraß vorgeworfen.«
Sie schaltete das Tonbandgerät aus, ging zur Tür und wollte gerade den davor postierten Beamten hereinrufen, als Schneider mit Schweiß auf der Stirn und kehliger Stimme fragte: »Was ist, wenn ich Namen nenne?«
Julia Durant zuckte mit den Schultern und sah Schneider kühl an. Sie schaltete das Tonband wieder ein und setzte sich auf dieSchreibtischkante, die Arme auf die Platte gelegt. »Keine Ahnung. Es gäbe sicherlich Mittel und Wege, Sie zu schützen, aber das hängt ganz von Ihnen ab und inwieweit Ihre Aussage verwertbar ist. Und vielleicht sollte ich noch hinzufügen, dass einige Ihrer Komplizen bereits gestanden haben. Es kommt darauf an, ob Ihre Aussage deckungsgleich mit denen der andern ist.«
»Was haben die andern gesagt?«
»Herr Schneider, wollen Sie mich für dumm verkaufen? Ich will aus Ihrem Mund hören, wie sich alles abgespielt hat, danach werden wir Ihre Aussage mit den andern vergleichen, und dann sehen wir weiter. Es liegt jetzt ganz allein in Ihrer Hand, was aus Ihnen wird.«
Schneider überlegte einen Moment. Er zitterte und bat die Kommissarin um eine Zigarette. Sie steckte ihm eine in den Mund und gab ihm Feuer.
Schneider legte ein volles Geständnis ab, betonte aber immer wieder, nie selbst Kinder missbraucht zu haben. Er sagte, er sei zu diesen Transporten gezwungen worden, und nannte auch Namen von entsprechenden Personen, darunter den seines Partners, Gerhard Kurz, der angeblich der eigentliche Chef sei. Er sprach eine volle Stunde und gab Orte preis, wohin die Kinder gebracht werden sollten. Als er geendet hatte, fragte er: »Und, reicht Ihnen das?«
»Das werden wir sehen. Ich habe Ihre Aussage auf Band, wir werden alles überprüfen, und sollten Sie die Wahrheit gesagt haben, könnten wir mildernde Umstände geltend machen. Sollten Sie mich allerdings angelogen haben, kann ich Ihnen nur viel Glück wünschen. Aber das werden Sie nicht haben, sondern stattdessen die Hölle auf Erden. Sie werden heute Nachmittag jedenfalls dem Haftrichter vorgeführt.«
»Und dann?«
»Dann kommen Sie erst einmal nach Weiterstadt. So, und jetzt habe ich zu tun.« Sie bat den Beamten, Schneider in seine Zelle zurückzubringen, und begab sich danach in Bergers
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