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Das Syndikat der Spinne

Das Syndikat der Spinne

Titel: Das Syndikat der Spinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Küchler und Dr. Schmitz, bitten, mich in zehn Minuten in meinem Büro aufzusuchen. Frau Wiesner kann vorläufig nach Hause zurückkehren.«
    Sie begaben sich auf den Gang, wo Durant Küchler fragte: »Was hat auf einmal diesen Meinungsumschwung bei Ihnen bewirkt? Am Samstag …«
    »Frau Durant«, erwiderte er lächelnd, »Samstag ist Vergangenheit. Wir alle machen Fehler, das sollten Sie wissen. Ich sehe ein, dass ich mich geirrt habe, zumindest in einigen wesentlichen Punkten.Und ich werde Ihnen demnächst auch noch genauer erklären, weshalb ich das heute gemacht habe. Hätten Sie vielleicht heute Nachmittag eine halbe oder drei viertel Stunde Zeit, damit wir uns in aller Ruhe über den Fall unterhalten können?«
    »Ja, sicher.«
    »Sagen wir um halb drei in meinem Büro?«
    »Ich werde da sein.«
    »Fein, dann bis nachher. Ich muss jetzt rüber zum Richter.«
    Julia Durant sah ihm nach und ging zu Ramona Wiesner, die an der Treppe stand und mit ihrem Anwalt redete.
    »Was ist denn auf einmal in Küchler gefahren?«, fragte Schmitz leise.
    »Woher soll ich das wissen«, erwiderte die Kommissarin schulterzuckend. »Ich nehme jedenfalls alles zurück, was ich bisher über ihn gedacht und gesagt habe.«
    »Ich muss los«, meinte Schmitz, »Henkel wartet nicht gerne. Wir sehen uns.«
    Julia Durant blickte Schmitz nach, wie er auf Henkels Büro zuging, anklopfte, kurz darauf die Tür aufmachte und gleich wieder hinter sich schloss. Sie wandte sich Ramona Wiesner zu und sagte: »Gratuliere.«
    »Wozu?«, erwiderte diese. »Das ist alles wie ein Traum, und ich glaube immer noch, dass es ein böses Erwachen gibt.«
    »Seien Sie nicht so pessimistisch. Der Staatsanwalt hat sich für Sie stark gemacht, und das will etwas heißen.«
    »Aber warum? Am Samstag hat er sich mir gegenüber noch sehr kühl und distanziert gezeigt und heute … Ich begreife das alles nicht.«
    »Fahren Sie nach Hause, und lassen Sie es sich bis zum Prozessbeginn gut gehen.«
    »Hoffentlich muss ich nicht zu lange ins Gefängnis.«
    »Nach dem, was ich heute gehört habe, glaube ich kaum, dass Sie überhaupt ins Gefängnis müssen. Wahrscheinlich wird die Strafe zur Bewährung ausgesetzt.«
    »Meinen Sie wirklich?«
    »Ja. Küchler scheint etwas in der Hand zu haben, das Sie entlastet. Ich möchte nur zu gerne wissen, was es ist. Vielleicht bin ich heute Nachmittag schon klüger.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ich treffe mich nachher mit ihm. Ich muss jetzt aber dringend los, denn es wartet eine Menge Arbeit auf mich. Wir bleiben auf jeden Fall in Kontakt, Frau Wiesner. Bis dann.«
    »Danke für alles«, sagte Ramona Wiesner und nahm die Hand von Julia Durant. »Ohne Sie …« Sie schüttelte den Kopf, drehte sich um und ging die Treppe hinunter. Die Kommissarin sah ihr hinterher und verließ ebenfalls das Gebäude. Sie setzte sich in ihren Wagen und fuhr ins Präsidium. Ramona Wiesner hatte vielleicht gar nicht einmal so Unrecht, es war tatsächlich alles wie ein Traum.

Mittwoch, 9.45 Uhr
    Richter Henkel stand am Fenster und Küchler an der Bücherwand, als Schmitz hereinkam. Henkel hatte eine Zigarre in der Hand, setzte sich und sah erst Schmitz, dann Küchler mit hochgezogenen Augenbrauen an.
    »Dr. Küchler, was sollte das eben im Gerichtssaal? Seit wann setzen Sie sich für jemanden ein, der einen Mord begangen hat? Wären Sie vielleicht so freundlich, mir zu verraten, was Sie dazu bewogen hat, mit einem Mal vom Ankläger zum Verteidiger zu werden?«
    »Ich glaube, Sie haben da etwas falsch verstanden, Dr. Henkel. Ich habe nicht die Seiten gewechselt, ich habe nur Tatsachen vorgebracht. Mord bleibt für mich immer noch Mord, aber jeder Mord ist anders. Und nachdem ich mir sowohl das Vernehmungsprotokoll angesehen als auch das Band angehört habe, gehe ich einfach davon aus, dass Frau Wiesner die Wahrheit sagt, was ihren Schwager betrifft. Ich bin, und das sollten Sie eigentlich wissen, für Gerechtigkeit.«
    »So, Sie gehen also davon aus, dass Herr Wiesner in unlautere Machenschaften verwickelt war und für den Tod seines Bruders verantwortlich zeichnet. Können Sie mir das näher erläutern? Ich habe nämlich keine Lust, wie ein Idiot dazusitzen und von nichts eine Ahnung zu haben, wenn der Prozess beginnt.«
    Küchler kniff die Lippen zusammen, lächelte in sich hinein und sagte: »Ich werde Sie in den nächsten Tagen eingehend über alles informieren, was ich weiß.«
    »Ich würde es aber gerne jetzt hören«, erklärte Henkel mit

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