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Das Syndikat der Spinne

Das Syndikat der Spinne

Titel: Das Syndikat der Spinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Nachdruck und paffte an seiner Zigarre.
    »Es tut mir Leid, das geht noch nicht. Der Prozess ist in drei Wochen, und ich garantiere Ihnen, Sie werden nicht unvorbereitet sein. Ich muss aber erst noch einige Dinge auf ihren Wahrheitsgehalt hin abklären. Ich bitte Sie, sich noch ein paar Tage zu gedulden.«
    »Sie machen es mir nicht einfach«, entgegnete Henkel und lehnte sich zurück. »Aber gut, ich gebe Ihnen genau eine Woche, dann will ich Beweise auf dem Tisch liegen haben.«
    »Und ich auch«, meldete sich Schmitz zu Wort. »Ich meine, ich vertrete zwar Frau Wiesner, aber ich möchte trotzdem gerne Einblick in Material haben, das sie entlastet, denn auch ich muss meine Verteidigung entsprechend ausrichten.«
    »In spätestens einer Woche, versprochen«, versicherte Küchler.
    »Also gut, dann will ich Sie nicht länger aufhalten«, sagte Henkel, machte einen letzten Zug an seiner etwa zur Hälfte gerauchten Zigarre, bevor er die Asche abstreifte, die Spitze abschnitt und die andere Hälfte neben den Aschenbecher legte.
    Küchler und Schmitz nahmen ihre Aktenkoffer und verließen gemeinsam das Büro.
    »Gehen wir einen trinken?«, fragte Schmitz.
    »Warum nicht, obwohl es eigentlich noch recht früh ist«, erwiderte Küchler. »Diesmal auf meine Rechnung.«
    Sie gingen in ein kleines Lokal gleich um die Ecke, setzten sich an die Bar und bestellten sich jeder einen Whisky auf Eis. Sie unterhielten sich eine halbe Stunde, bevor sich ihre Wege trennten.

Mittwoch, 10.10 Uhr
    Wieder im Präsidium, erzählte Julia Durant sofort Berger und den andern Kollegen von dem, was sie eben erlebt hatte.
    »Das gibt’s doch nicht!«, entfuhr es Kullmer. »Küchler hat sich für die Wiesner stark gemacht? Du spinnst, oder?«
    »Wenn ich’s sage. Küchler hat fast ein Plädoyer für Frau Wiesner gehalten. Ich treffe mich nachher mit ihm zu einem kleinen Plausch.«
    »Das haut mich um«, sagte Hellmer. »Tja, man täuscht sich eben immer wieder in den Menschen. Und da hättest du doch beinahe Küchler verdächtigt, in die Sache verstrickt zu sein.«
    »Tut mir auch Leid, da ist wohl die Fantasie mit mir durchgegangen. Vergesst es einfach … Wie ist der Stand der Vernehmungen?«
    »Zwei schweigen noch immer beharrlich, das Diplomatenbürschchen mussten wir allerdings rauslassen. Er konnte sogar beglaubigte Adoptionsurkunden vorlegen.«
    »Hätte ich mir denken können. Diese verdammten Diplomatenarschlöcher mit ihrer Immunität! Die können sich so ziemlich alles erlauben, ohne jemals dafür belangt zu werden. Als ob ein Diplomat ein Kind adoptieren würde!«
    »Nicht ein Kind, acht«, sagte Kullmer lakonisch.
    »Na gut, dann eben acht. Was ist schon der Unterschied zwischen einem und acht Kindern«, entgegnete die Kommissarin bissig. »Sehen wir’s mal andersrum – in Russland wären sie verhungert, hier irgendwann am Suff oder an Drogen verreckt. Ist doch sowieso egal. Aber ist schon komisch, da adoptiert jemand acht Kinder und lässt sie in einem Viehtransport nach Frankfurt bringen. Die hätten genauso gut in einem Erste-Klasse-Abteil der Lufthansa fliegen können.«
    »Du weißt, Julia«, sagte Hellmer, »dass wir nichts machen können. Das sind Dreckschweine, und an einen Diplomaten kommst du sowieso nicht ran.«
    »Und was ist mit den Kindern, die er angeblich adoptiert hat? Hat er sie mitgenommen?«
    Betroffenheit machte sich für einen Moment im Büro breit. Berger zuckte mit den Schultern. »Die Papiere waren in Ordnung, uns sind die Hände gebunden.«
    »Und keiner von euch hätte es verhindern können?!«, schrie sie in die Runde. »Kommt, erzählt mir nicht so einen Mist! Wisst ihr, was ich gemacht hätte, wenn er mir diese Papiere gezeigt hätte? Ich hätte sie genommen und in tausend kleine Fetzen zerrissen. Von mir hätte er die Kinder nicht bekommen.« Sie zündete sich eine Gauloise an und schloss kurz die Augen. »Aber gut, Schwamm drüber. Ich verabschiede mich jetzt aus diesem Büro und werde in aller Ruhe etwas essen gehen. Und was ich danach mache, weiß ich noch nicht. Das mit den Kindern überlasse ich euch. Ich hab jedenfalls die Nase voll. Aber eins will ich euch doch noch mitteilen: Laskin hat mir gestern verraten, in welcher Firma sich der Hauptsitz befindet – es ist die Sientek AG in Köln. Ja, schaut mich nicht so an, er muss es schließlich wissen. Und jetzt wünsch ich euch was.« Sie stand auf, nahm ihre Tasche und wollte gerade grußlos das Büro verlassen, als Bergers Stimme sie

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