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Das Syndikat

Das Syndikat

Titel: Das Syndikat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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geirrt hatten.
    »Sie bringen uns um«, flüsterte sie. »Warum haben wir nur geglaubt, sie wollten uns am Leben lassen?«
    »Sie bringen uns nicht um. Warum hätten Sie denn sonst die Masken übergezogen?«
    Die Männer kamen auf den Wagen zu. Zwei schwarze Gestalten, martialisch und bedrohlich.
    Sie zuckte mit den Schultern, noch nie waren sie ihr so schwer vorgekommen. »Sie haben es sich anders überlegt«, sagte sie. »Warum stoßen wir nicht zurück und überfahren die Kerle einfach?« Sie griff zum Autoschlüssel.
    »Nein!« Er riss ihre Hand zurück. »Denken Sie an Linh!«
    Linh. Ja, dachte sie, aber irgendwie schien sie sie in diesem Augenblick schon verloren zu haben. »Aber sie werden ihr Wort nicht halten.«
    »Doch, sie werden.« Er nahm ihre Hand und sah ihr in die Augen. »Denken Sie daran, was wir gerade getan haben. Wir stehen auch das hier durch. Okay?«
    Konnte sie, sollte sie daran glauben? Ihr Verstand sagte, es war die einzige Möglichkeit. Wenn es überhaupt noch eine gab.
    »Okay«, sie nickte, »wir stehen das durch.«
    Er sah auf die Uhr. Sie wusste, dass er die Minuten zählte. Sie drückte seine Hand, und er lächelte ein bisschen.

64
    Thierry atmete flach und in seinen Jackenkragen hinein, er wollte nicht, dass seine Atemwolke ihn verriet. In diesem Parkhaus war etwas passiert, was, hatte er nicht genau sehen können, aber er hatte den Pkw herausschießen sehen und später dann auch den Lieferwagen und den Mégane, und er war ihnen so unauffällig wie möglich die gewundene Bergstraße hinauf gefolgt. Er war schließlich an ihnen vorbeigefahren und parkte jetzt in einer kleinen Ausbuchtung, von der aus er unbemerkt – so hoffte er – das Geschehen unter ihm beobachten konnte.
    Zwei Männer, ganz in Schwarz gekleidet, stiegen aus dem Lieferwagen, der Mann im dunklen Mégane blieb sitzen. Er beobachtete, wie die Frau den Kofferraum des Chrysler öffnete. Die Männer beugten sich vor und holten etwas heraus. Vier Behälter. Druckbehälter, glaubte Thierry im Licht der Scheinwerfer zu erkennen. Sie luden sie in den Lieferwagen.
    Zwischen den Männern fiel kein Wort. Beide gingen wieder auf den Chrysler zu, langsam und irgendwie anders als vorher. Da sah Thierry die Pistole in der Hand des einen.
    Thierry tastete nach seiner Waffe. Aus dieser Entfernung würde er nicht genau genug treffen. Er konnte auch nur einen erledigen, möglicherweise trug der andere auch eine Waffe ... Er brauchte Antworten, er durfte nicht zulassen, dass der Mann, der ihm erklären konnte, was passiert war, erschossen wurde! Er durfte nicht zulassen ... Da steckte der eine Typ die Waffe in den Hosenbund, wie auf Kommando rissen sie mit einem Ruck Fahrer- und Beifahrertür auf, zerrten Cortot und die Frau heraus, schlugen sie zusammen und hievten sie zurück auf ihre Plätze. Der eine griff ins Auto, startete den Motor und lenkte den Wagen zum Abgrund. Beide schoben an, der Wagen rollte auf den Abhang zu.
    Thierry wollte schon hinterherlaufen, den Wagen aufhalten, doch sein Verstand hielt ihn zurück. Er legte an, aber sein Ziel war zu weit weg, er würde nur eine unnötige Schießerei provozieren.
    Zu spät. Zu spät!
    Der schwere Wagen mähte die dürren Nadelbäume einfach nieder, Thierry hörte es nur noch knarzen und krachen und schleifen, dann folgte der Aufprall, wieder krachte es, noch ein Aufprall, dann war es still. Aber nur für einen kurzen Augenblick, denn jetzt stürzte auch der Mégane in den Abgrund. Ein Unfall, würde die Polizei annehmen ...
    Thierry beobachtete, wie die beiden Männer in den Lieferwagen sprangen, wie dieser wendete und wieder in Richtung Grenoble fuhr.
    Und jetzt?
    Seine Antworten ... Er brauchte seine Antworten, deshalb war er aufgebrochen, darum ging es, nur um seine Antworten, alles andere spielte keine Rolle. Ihm war egal, was die Typen in ihrem Lieferwagen durch die Gegend fuhren ...
    Er überlegte, ob er nicht einfach zurückfahren sollte, nach Hause. Aber da war etwas in ihm, das ihn genau daran hinderte. Etwas, weshalb er auch Soldat geworden war. Die Mission. Und eine Mission gab man nicht einfach so auf.
    Seine Mission lautete: Cortot zur Rede stellen. Cortot zu einem Geständnis bringen. Vielleicht lebte er ja noch. Der kurze irritierende Moment der Unklarheit war vorüber, er rannte los, rannte über die Straße und beugte sich über den Abgrund, aber der Wagen war schon von der Dunkelheit verschluckt.

65
    Brüssel
    Darlene Redmond sah aus dem Seitenfenster der

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