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Das Syndikat

Das Syndikat

Titel: Das Syndikat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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das Lenkrad nach links gerissen und kaltblütig den Wagen zurück ins Freie gesteuert hatte.
    »Geld«, sagte er ins Telefon, »wir geben euch Geld für das Mädchen und für meine Frau.«
    Peyroux starrte ihn an.
    Ja, er hätte sich eine bessere Idee gewünscht. Aber im Moment war ihm nichts anderes eingefallen.
    Das Zögern am anderen Ende der Leitung sagte ihm, dass die Idee gar nicht so schlecht war.
    »Wie viel?«
    Er holte Luft. »Eine Million.«
    Peyroux starrte ihn mit entsetzten Augen an.
    »Euro«, ergänzte Cortot.
    Wieder das Zögern.
    »In dreißig Minuten.«
    »Das ist unmöglich.«
    »Das ist möglich!«, sagte jetzt eine andere Stimme. »Sonst hat die Kleine nur noch ein Ohr. Und sie hat so süße Öhrchen, stimmt’s, Kleine?«
    Ein Schreien drang durchs Telefon. Cortot zuckte zusammen, und Peyroux schrie: »Linh!« Sie riss ihm das Telefon aus der Hand. »Sie kriegen die Behälter. Hören Sie, Sie dürfen ihr nichts tun!«
    »Dreißig Minuten, D 512, Route de la Chartreuse, am Chemin de la Frette.«
    Peyroux stutzte. »Warum da draußen?«
    »Kommen Sie bloß nicht auf die Idee, die Behälter im Labor auszutauschen. Dann machen wir mit der Kleinen kurzen Prozess.« Klack. Aufgelegt.
    Sie starrte auf das Telefon in ihrer Hand. »Warum da draußen im Gebirge? Warum nicht in der Stadt, in irgendeiner Tiefgarage?«
    »Da sind keine Zeugen«, sagte er. »Vielleicht ist ja die Polizei längst alarmiert und durchsucht die Straßen.« Er wunderte sich allerdings auch über die Wahl des Ortes. Hatten die Typen dort im Gebirge ein Versteck?
    Er startete den Motor und fuhr los.
    »Wo wollten Sie so schnell eine Million herbekommen?«, fragte sie.
    Er zuckte mit den Schultern. »Manchmal muss man bluffen.«
    »Es geht um meine Tochter! Und um Ihre Frau, und da bluffen Sie wie beim Pokern?« Ihre Stimme überschlug sich.
    »Sie verstehen das nicht«, sagte er.
    »Sie sind ein Idiot, Cortot!«, schimpfte sie. »Ein größenwahnsinniger Idiot!«
    Sie hatte recht. Er hatte alles verpatzt. Er war ein Versager, ein Verräter und ... ein Feigling. Lass dich jetzt nicht hängen, sagte er zu sich, und er dachte an den Piloten mit der Ray-Ban-Brille, an dessen coole Gelassenheit.
    »Zeit«, sagte er also. »Und sie sollen wissen, dass sie nicht alles mit uns machen können.«
    »Glauben Sie im Ernst, Sie , ausgerechnet Sie könnten es mit diesen Terroristen aufnehmen?«
    Ihre Worte trafen ihn wie vergiftete Pfeile. Sie. Ausgerechnet Sie.
    Nein, lass es nicht zu, dachte er, dass sie dich wieder dahin zurückstößt, wo du herkommst. Er holte Luft. »Und warum nicht ausgerechnet ich?«, gab er zurück.
    Sie schwieg.
    Ja ich!, dachte er, und er wunderte sich, wie viel Klarheit ihm diese Überzeugung brachte.
    Es dauerte nicht lange, da wusste er, wie sie die Sache lösen würden.
    Irgendwann einmal, auf dem Weihnachtsspaziergang mit Thérèse, war er dort vorbeigekommen. Sie hatten sich fürchterlich gestritten, und dann war ihm nichts Besseres eingefallen, als ihr einen Spaziergang durch die sonnige Winterlandschaft vorzuschlagen. Ausgekühlt und hungrig, aber versöhnt waren sie zurückgekommen, hatten sich heißen Kakao gemacht, in warme Decken gehüllt und vor den Fernseher gesetzt.
    Der große, halb in der Erde steckende Tank war ihm aufgefallen, wahrscheinlich ein alter Öltank.
    »Wir nehmen einen anderen Weg da hinauf«, sagte er. Klar und deutlich und ohne Angst.
    »Was?«
    Da fiel ihm noch etwas ein. »Sind Sie geimpft?«
    Sie nickte.
    »Haben Sie zufällig das Impfserum mitgenommen?« Er wusste, das war eine geradezu alberne Frage.
    Sie zögerte.
    »Haben Sie?«, fragte er hoffnungsvoll.
    Dann schüttelte sie den Kopf. »Nein ...«
    »Hätte ja sein können«, sagte er und seufzte leise.

61
    Rollen konnte sie noch, es war das Einzige, da sie ihr die Arme auf den Rücken und die Füße gefesselt hatten. Aber auch das war nicht einfach. Karen hatte sich bis zum Stuhl vorgearbeitet und versuchte, die Handfesseln an den Kanten des Stuhlbeins aufzuschneiden, was sich aber schon bald als sinnloses Unterfangen herausstellte. Sie zitterte vor Angst und Anstrengung, und ihre Hände waren feucht.
    Erschöpft hielt sie inne. In was war sie hineingeraten? Hatte Michael sie nicht gewarnt? Was nutzte das alles? David wurde nicht wieder lebendig – und sie, sie hatte ihre Ehe zerstört, hatte mit ihrem Engagement – oder war es vielleicht Besessenheit? – den Menschen von sich gestoßen, der sie liebte. Sie hatte Michael

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