Das Syndikat
Vic, »aber hier: Vor fünf Jahren gab es ein Mitglied, James G. Taylor. Er war als Manager des größten amerikanischen Autokonzerns häufig in China. Dort pflegte er Kontakte zu hohen Regierungskreisen. Seine Tochter lernte einen chinesischen Studenten kennen aus Chengdu, einen IT-Spezialisten ...«
Vic sah sich nach Karens Mutter um, die ins Wohnzimmer gerollt war, und sagte: »Dieser chinesische Student kam nun ganz einfach an Firmengeheimnisse ran ... Aber das ist jetzt alles ein bisschen viel für dich, Karen ...«
Das Ganze war doch absurd, sah das denn keiner? »Meinetwegen, aber wer soll hinter all dem stehen? Wer steuert das Ganze?«, fragte sie mit einem spöttischen Unterton.
»Sie nennen sich Das Syndikat «, sagte Vic ohne Zögern und deutete ganz nach oben auf das Schaubild, auf eine blaue Weltkugel, über deren Äquator sich ein goldenes Band zog. »Alle Mitglieder kennen wir noch nicht. Aber fest steht, dass es diese Gruppierung gibt. Sie will die Welt beherrschen – und sie beherrscht sie größtenteils schon. Durch Geldgeschäfte, indem sie dafür sorgten, dass bestimmte Präsidenten gewählt werden, indem sie Unruhen schürt, Kriege anzettelt, sie beherrscht die Infrastruktur der meisten Informationsflüsse. Ihr gehören Mediengesellschaften, Satelliten, Internetprovider, sie vermischt Informationen so geschickt mit Falschinformationen, dass man sie nicht voneinander unterscheiden kann. Das Syndikat manipuliert alles und jeden! Es sind immer dieselben Leute, die sich auf Konferenzen treffen, die in denselben Ausschüssen und Aufsichtsräten sitzen, die gemeinsame Geschäfte machen, die sich gegenseitig protegieren und skrupellos ihre Machtinteressen verfolgen.«
Irgendwie hörte er sich ein bisschen an wie Nyström.
»Hinter dieser Impfaktion steht auf jeden Fall Baron Gustave Dubois«, sagte Vic und schob die Brille ein Stück zurück.
»Dubois. Wer ist das denn?«, fragte Karen.
»Er gehört definitiv zum Syndikat «, sagte ihre Mutter hinter ihr. Sie war wieder kühl und sachlich. »Er wohnt in einem Schloss in den Ardennen und gehört zu einem Kreis von Milliardären, die sich damit brüsten, die Hälfte ihres Vermögens zu spenden.« Sie lachte auf. »Wann das sein wird, verraten sie allerdings nicht. Während sie sich in der Öffentlichkeit mit Wohltätigkeitsveranstaltungen beliebt machen, schmieden sie im Verborgenen radikale Machtpläne.«
»Sie finanzieren zum Beispiel das hier«, fuhr Vic fort und zoomte auf einen Namen im Schaubild. »Die Alzheimer und Parkinson Foundation. Wir haben mal nachgesehen, was die so machen.«
»Und, was machen die so?«, fragte Karen. Das alles kam ihr seltsam fremd vor, und dass ihre Mutter und Vic sich so leidenschaftlich dieser Sache widmeten, erschien ihr noch befremdlicher.
Vic grinste und warf Karens Mutter einen Blick zu, als müsse er sie um Erlaubnis bitten. Sie nickte. Mein Gott, dachte Karen, ihre Mutter, immer noch die Burnett.
»Sie implantieren den Betroffenen einen Mikrochip in den Oberarm, auf dem die persönlichen Daten gespeichert sind – falls die Patienten irgendwo orientierungslos gefunden werden. Oder sie implantieren den Chip ins Gehirn.« Er grinste wieder. »Es hilft tatsächlich. Das Zittern hört auf, wenn der Chip aktiviert wird.«
»Aber die Firma ...«, wandte Karen ein und zeigte auf das Schaubild. »Die Firma gehört Belling , dem Rüstungskonzern. Winston Vonnegut ist Mitglied des Syndikats .«
»Zu dem Kreis um Dubois gehört auch Ken Emerson, der Gründer von LegendSoftware . Sie treffen sich regelmäßig«, sagte ihre Mutter.
» LegendSoftware versorgt die wichtigsten Behörden in den USA und in Europa. Alle Datenbanken laufen mit LegendSoftware . Aber auch hochtechnisierte Waffensysteme von Belling .«
»Im Dunstkreis dieser drei Hauptkräfte«, übernahm ihre Mutter wieder, »bewegen sich Politiker und Banker. Sie treffen sich beim Weltwirtschaftsforum oder auf anderen wichtig klingenden Konferenzen. Da fallen sie nicht auf. Sie finanzieren Wahlkämpfe, beraten Entscheidungsträger, sie sammeln Informationen, kaufen Firmen – und Menschen.«
»Im letzten amerikanischen Wahlkampf zum Beispiel«, fuhr Vic fort, »spendete Belling drei Millionen Dollar. Aber nicht auf einmal, sondern versteckt durch viele kleine Firmen und Agenturen. Es hat uns anderthalb Jahre gekostet, um das alles aufzudröseln.«
»Dubois beeinflusst ganz massiv die Europäische Kommission, auch das Parlament und den Präsidenten«,
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