Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Syndikat

Das Syndikat

Titel: Das Syndikat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
Vom Netzwerk:
herum, »und ehrgeizig. Ich wollte es meinem Vater zeigen, diesem eingebildeten allwissenden Hochschulprofessor für Philosophie!« Sie seufzte. »Ich wollte ganz nach oben, verstehst du, an die Spitze. Jane Burnett – jeder halbwegs gebildete Amerikaner und Europäer sollte meinen Namen kennen. Und damit die unerschrockene Journalistin verbinden, die brillante Kommentare schreibt, messerscharf – und ... unfehlbar!«
    »Die Päpstin des Journalismus ...«
    »Aber ich musste sehr schnell lernen, dass ich das nicht umsonst haben konnte. Alles hat seinen Preis. Ich habe es geschafft mit, nun, mithilfe diverser Mittel in engen Kontakt zu kommen zu den höchsten Regierungskreisen in den USA.« Die Stimme ihrer Mutter schien immer lauter zu werden.
    »Sie haben dich gelinkt mit dieser Uran-Sache ...« Allmählich fielen Karen die Fakten wieder ein. Oder das, was sie als Fakten betrachtete.
    »Ja ... wieso ...« Ihre Mutter wirkte irritiert. »Du glaubst nicht, was das für eine Demütigung war ...«
    »Und dann hast du beschlossen, dich zu rächen.«
    »Nein.« Sie presste die Lippen zusammen. Es machte ihr offenbar immer noch etwas aus. »Ich wollte sie erpressen. Ihnen drohen, die Katze aus dem Sack zu lassen, der Öffentlichkeit die Wahrheit zu sagen, dass ich einer Täuschung aufgesessen bin.« Sie nickte langsam. »Ich hatte dich, und ich wollte dir eine gute Ausbildung ermöglichen.« Sie holte Luft.
    Karen brachte kein Wort heraus.
    »Verdammt, Vic! Wo bleibst du denn! Musst du das Zeug erst destillieren?«, rief sie, ohne sich umzudrehen. »Als meine beste Freundin mit meinem Auto, das ich ihr geliehen hatte, von einem Lkw gerammt und tödlich verletzt wurde, war mir klar, dass sie mich eliminieren wollten.«
    Karen nickte nur.
    »Nun, ich gebe zu«, ihre Mutter lachte auf, »es war nicht unbedingt die beste Idee, am Barrier Reef beim Tauchen für immer zu verschwinden!« Sie klopfte auf ihre Decke und schüttelte den Kopf.
    Vic brachte zwei Gläser mit einer durchsichtigen Flüssigkeit und Eiswürfeln. Ihre Mutter nahm ein Glas und trank einen großen Schluck, erst dann schenkte sie Vic ein kurzes liebevolles Lächeln, worauf er ihr zärtlich über den Arm strich. Karen nippte an ihrem Glas. Gin. Es war Gin auf Eis.
    »Es sollte ein spektakulärer Abgang der Jane Burnett werden«, sagte sie mit einer weit ausgreifenden Armbewegung. »Vor Jahren hatte ich mal von einem solchen Fall gelesen. Ein Pärchen war in den Flitterwochen und wurde vom Tauchboot am Riff vergessen. Tage später hat man an irgendeinem Strand ihre Pressluftflaschen gefunden.« Sie lachte, trank das Glas fast leer, schüttelte den Kopf und fügte bedauernd hinzu: »Nur diesen verfluchten Hai hatte ich nicht einkalkuliert. Es war Mittagszeit! Normalerweise fressen die erst am Nachmittag, hatte man mir erzählt. Falsch! Du kannst dich auf niemanden verlassen! Ich war schon fast am Boot, ich hatte einen Helfer, einen alten Freund, da kam der Hai direkt auf mich zugeschossen. Ich hab seine Flosse gesehen, sie pflügte direkt auf mich zu, verflucht, hab ich gedacht, das war’s, jetzt haben die doch gekriegt, was sie wollten! Wisst ihr, wie schnell ein Hai ist?« Sie sah zuerst Vic und dann Karen an. »Da schießt ein Torpedo auf euch zu, ein Torpedo mit tausend Zähnen, die euch in Stücke reißen! Und dann hab ich nur noch einen Ruck gespürt und Blut gesehen. Es war ... als würde der ganze Pazifik aus meinem Blut bestehen.«
    »Schschscht«, machte Vic und legte eine Hand besänftigend auf ihren zitternden Arm. Nicht nur ihr Arm, alles an ihr zitterte, und Karen glaubte, sie könne in den Augen ihrer Mutter das Bild des Hais sehen, wie er auf sie zugeschossen kam.
    »An Bord konnten sie die Blutung stoppen, dann haben sie mich zu einem Arzt gefahren. Den neuen Pass hatte ich ja schon. Helen Durban, eine seit drei Jahren vermisste Engländerin.«
    Karen wollte sagen, wie idiotisch ihr Plan gewesen war, aber sie brachte es nicht über sich. Ihre Mutter zitterte noch immer.
    »Es tut mir leid«, murmelte sie nur und trank einen Schluck, in der Hoffnung, dass die harten Konturen der Wirklichkeit sich dadurch etwas abrundeten, geschmeidiger wurden, die Dinge übereinanderblendeten und dass dadurch alles einen Sinn bekommen würde, irgendeinen Sinn, sei er auch noch so dämlich.
    »Wahrscheinlich hat ihm mein Bein in der Neoprenhaut nicht ganz so gut geschmeckt, sonst hätte er wohl auch mein zweites verspeisen wollen«, sagte ihre Mutter. Sie lachte

Weitere Kostenlose Bücher