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Das Syndikat

Das Syndikat

Titel: Das Syndikat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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ausgegangen. Sie kroch vorwärts, richtete sich auf, stolperte über zerbrochene Tische und Stühle, über Scherben von Geschirr, Besteck, Glassplitter, immer wieder über Glassplitter und ...
    Sie taumelte durch diese Welt des Untergangs, Rauch und Staub nahmen ihr die Sicht. Irgendwo in der Tiefe dieser Hölle schimmerte ein Licht. Sie verlor die Orientierung. Zwei Männer stolperten auf sie zu, das Entsetzen auf ihren Gesichtern konnte sie sogar in dieser Dunkelheit erkennen. Sie flohen ins Freie.
    Die Flaschen hinter der Bar waren zu Bruch gegangen, Tausende Splitter bedeckten den Tresen, jeder einzelne so scharf wie eine Klinge. Sie schrie auf, als sie über etwas stürzte und ihre Hand reflexartig Halt suchte. Ein umgefallener Barhocker – darunter ein Körper. Sie riss sich los von dem Anblick und stolperte zum Ausgang.
    Dort fand sie ihn.
    Mit bloßen Händen wühlte sie durch die Scherben. Immer schneller und tiefer griff sie hinein in die Glassplitter, doch auch der Schmerz konnte die Stimme nicht zum Schweigen bringen, die ihr eine Wahrheit sagte, die sie nicht hören wollte. David ist tot.
    »Kommen Sie raus hier!« Jemand beugte sich über sie, wollte ihr aufhelfen. Sie wehrte sich, kauerte sich zusammen.
    »Kommen Sie!«, jemand nahm sie am Arm. Da griff ihre andere Hand noch einmal in die Splitter und drückte zu.
    Dann wurde sie hochgezogen, und es wurde kälter, und die Luft wurde klarer, und da waren kreisende blaue Lichter.
    »Man kann ihn nicht so liegen lassen ...«, stammelte sie.
    »Jemand kümmert sich um ihn«, sagte der Mann, der sie stützte. Sie sah in ein blasses sommersprossiges Gesicht, in das eine rötlich blonde Strähne fiel.
    Das war nicht David. David sah ganz anders aus.
    »Aber ...« Sie drehte sich um, schwere graue Schwaden stiegen in den dunklen Nachthimmel.
    »Wer sind Sie?«
    Ein Sanitäter in leuchtend roter Uniform kam auf sie zu, und der Mann lief zurück in die rauchenden Trümmer. Wie aus einer fremden Welt war er aufgetaucht, und jetzt löste er sich im grauen Qualm einfach auf.
    Ein spitzer Schmerz fuhr durch ihre linke Hand. Sie öffnete die Faust, betrachtete sie, als müsste sie erst begreifen, was sie dort sah.
    Blut lief ihr über den Unterarm.

8
    Der Peugeot glitt lautlos durch die Straßen. Keiner der Männer sagte etwas, und obwohl jeder der Männer ein Profi war, roch es im Auto nach Stressschweiß.
    »Da!« Gaddafi deutete durch die Windschutzscheibe auf ein kreisendes blaues Licht. »Rechts rein!«
    Gilles riss das Steuer herum und gab Gas. »Scheißbullen!«
    Tiger wischte sich mit dem Ärmel die Schweißtropfen von den Augenbrauen. »Mann, fahr nicht so schnell!«
    »Ich fahr nicht schnell! Sollen die uns anhalten, weil wir den ganzen Verkehr aufhalten, oder was?«
    »Schon gut«, sagte Gaddafi, »keine Panik.«
    »Sag das zu dem da hinten, nicht zu mir«, sagte Gilles.
    »He!« Tiger steckte sich ein Kaugummi in den Mund. »Ich hab keine Panik, klar? Ich hab nur gesagt, du sollst nicht so rasen!«
    »Wer fährt? Du oder ich?«, gab Gilles zurück.
    »Haltet jetzt die Fresse!«, rief Gaddafi dazwischen.
    Sofort schwiegen beide.
    Die Straße schien endlos geradeaus in die Nacht zu führen, hinaus aus der Stadt. Ins Nirgendwo, dachte Gaddafi.
    »Wohin geht diese Scheißstraße?«, fragte Gilles und schlug aufs Lenkrad. »Hat einer von euch eine beschissene Ahnung, wohin diese Scheißstraße geht?«
    »Drei Spuren, sieht nach was Größerem aus«, meinte Tiger.
    Gaddafi sah suchend aus dem Fenster.
    »Was Größeres!« Gilles schlug wieder aufs Lenkrad. »Scheiße, das seh ich auch, dass das kein beschissener Fahrradweg ist! ’Ne scheiß große Straße in ’ner scheiß großen Stadt!«
    »Und wie kommen wir jetzt zu diesem Scheißhotel?«, fragte Tiger von hinten.
    »Genau«, sagte Gilles, »das frag ich mich auch. Ohne Navi ist das die letzte Kacke!«
    »Halt die Klappe, Gilles!«, sagte Gaddafi. »Er hat gesagt, kein GPS, keine Möglichkeit, uns zu orten. Und daran halten wir uns. Wir fahren bei der nächsten Möglichkeit raus und wieder zurück. Wenn wir wieder in der Innenstadt sind, kenn ich mich aus.«
    »Hat dir schon mal wer gesagt, dass deine Vernunft manchmal zum Kotzen ist?«, murrte Gilles.
    Gaddafi verschränkte die Arme vor der Brust und sah geradeaus. Ja. Aber er sagte es nicht laut.

9
    Frankfurt
    In der Wohnung im ersten Stock eines erst vor Kurzem restaurierten Altbaus aus der Gründerzeit im Frankfurter Westend liefen Bilder von dem

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