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Das Syndikat

Das Syndikat

Titel: Das Syndikat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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Schultern, nein, er begriff wirklich nicht, worauf sie hinauswollte, noch dazu in dieser Verkleidung ...
    »Mir kam der Text bekannt vor, ich habe etwas ganz Ähnliches gelesen, nachdem mich ihre Tochter angerufen hat.«
    Er sah sie konsterniert an.
    »Ich habe die Texte verglichen. Helen Durban verwendet dieselben Wörter, zieht dieselben Schlüsse wie ...« Sie machte eine Pause, und er sah ihren erwartungsvollen Blick.
    »Ich weiß nicht, wirklich nicht.« Sein Schulterzucken hatte etwas Hilfloses, das spürte er.
    »Wie Jane Burnett! Das ist doch seltsam, oder? Entweder hat Helen Durban schamlos abgeschrieben oder ...«
    »Oder?« Nein, er begriff nicht.
    »Oder Helen Durban ist Jane Burnett! Und wenn das zutreffen sollte, dann ...«
    Er sah sie nur an.
    »Fabio! Jane Burnett lebt.«
    Mit der Brille und der blonden Perücke sah sie wirklich fremd aus.
    »Ich frag mich bloß«, sagte sie nachdenklich, »was sie im Schilde führt.« Ihr Blick schweifte ab.
    »Und was hast du jetzt vor?«
    »Ich will die Wahrheit wissen, die ganze Wahrheit! Ich will wissen, warum man Grévy ausgeschaltet hat und wer es getan hat. Und wenn Roth mit den Leuten in Verbindung stand, die die Pestbehälter gestohlen haben, hat er da nur im Auftrag gehandelt? Wer hat ihm den Auftrag gegeben und welche Absicht steckte dahinter? Wollte man, das Panik ausbricht? Warum war man so schnell dabei, Chips zu impfen und Scanpoints einzurichten? Welche Rolle spielt Dubois? Und war es Zufall, dass ausgerechnet die amerikanische First Lady genau zu diesem Zeitpunkt in Brüssel ist?«
    »Du glaubst doch wohl nicht an das, was diese Verschwörer ...«
    »Fabio! Begreifst du denn nicht? Da sind Leute von ganz oben beteiligt! Vielleicht die Europäische Verteidigungsagentur, der amerikanische Präsident, der ...«
    Jetzt konnte er sich nicht mehr zurückhalten. »Anna, bitte! Reicht es dir nicht aus, noch lebende Kriegsverbrecher anzuklagen? Hast du keine Arbeit auf deinem Schreibtisch?«
    Sie atmete tief durch und schüttelte den Kopf mit dieser, dieser albernen Perücke.
    »Nein, Fabio, offenbar reicht es mir nicht aus.«
    Warum waren Frauen nur so starrsinnig? »Und, was willst du von mir?« Ein wenig Hoffnung lag in seiner Frage, obwohl er nicht wusste, was er hoffte.
    »Mich verabschieden.«
    Das nahm ihm die Luft. »Das meinst du doch nicht ernst ... Und deine Karriere? Du wolltest doch Ashleys Sessel.«
    »Das hab ich mir vermasselt«, sagte sie. Das Pfeifen einer Lokomotive verschluckte ihre Worte. »... mein Zug.«
    Frankfurt las er auf der Anzeige.
    »Ich hab eine Verabredung.«
    Ein ohrenbetäubendes Quietschen ersparte ihm eine Reaktion.
    »Pass auf dich auf«, sagte sie mit einem kurzen Lächeln.
    »Und wann kommst du zurück?«, fragte er schließlich, als er sich wieder gefasst hatte.
    »Ich melde mich.«
    Das Einzige, was ihm von ihr blieb, war ein flüchtiger Kuss und ein letzter langer Blick auf ihre Beine, als sie in den Zug stieg. Er wartete auf ihr Gesicht hinter den Scheiben, aber er konnte es nirgendwo entdecken, er lief am Wagen entlang, der sich in Bewegung setzte, aber umsonst.
    »Anna ...«, murmelt er noch, wütend und traurig zugleich. Er erinnerte sich an ihre erste Begegnung. Auf dem Bahnsteig in Zürich. An den Titel des Kongresses konnte er sich nicht mehr erinnern. Er hatte ihr den schwarzen Rollkoffer aus dem Zug gehoben, und dann war sie beim Aussteigen beinahe auf ihn gefallen. Für einen Augenblick hatte er sie in den Armen gehalten. Wie gut es sich angefühlt hatte ...
    Warum hatte sie ihn nicht gefragt, ob er mitkommen wolle? Weil sie wusste, dass du Nein sagen würdest, Fabio.

99
    Sie war wütend auf sich selbst. Ihre Mutter hatte es geschafft, sie aufzuhalten bei ihrem mühsamen Versuch, in irgendeinen Alltag zurückzufinden.
    Winston Vonnegut, Kopf des Syndikats – falls es das wirklich gab – war also ihr Vater.
    Die Bilder ihres Albtraums überfielen Karen immer öfter, nicht mehr nur in der Nacht, sondern auch am Tag. Sie waren mit der Entführung in Afghanistan wieder öfter aufgetaucht, an die Oberfläche gespült worden wie Sedimente in einem See nach einem Sturm.
    Immer öfter ging sie den langen dunklen Flur entlang bis zur Eisentür, doch nie konnte sie sie weiter öffnen als bis zu diesem hellen Spalt. Jedes Mal wartete sie darauf, dass sie die Hand ausstreckte und die Tür öffnete, um in den Raum dahinter zu sehen. Doch es geschah nicht. Immer endete die Erinnerung genau dann, wenn sie in diesen

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