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Das Syndikat

Das Syndikat

Titel: Das Syndikat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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fragte sie, was sie all die Jahre nicht gefragt hatte, nämlich, welchen Wert ihr Depot hatte.
    Insgesamt belief sich der aktuelle Wert ihres Depots auf 656 174 Euro und 43 Cent. Sie war angenehm überrascht.
    Aber dieses Gefühl hielt nicht lange an. Es wich einem Schock, als sie erfuhr, wie es sich zusammensetzte: Fast die Hälfte waren Belling -Aktien. Und die waren in den letzten Tagen um sage und schreibe sechsundsechzig Prozent gestiegen.
    »Ich habe schon über Jahre hinweg eine ganze Menge von diesen Aktien für Sie verkauft«, sagte John, der Anlageberater. »Ich schlage vor, noch einen Schwung zu verkaufen, so einen Gewinn sollten Sie mitnehmen.«
    »Ja«, sagte Karen benommen, »ja, machen Sie nur.«
    Da ahnte sie allmählich, auf wen es hinauslief, und sie spürte, wie ein Schatten aus ihrem Inneren heraufstieg, von dem sie bis dahin nichts gewusst hatte.
    »Mars ...«
    »... ist Winston Vonnegut«, sagte ihre Mutter ohne Umschweife, »Gründer von Belling und Globe .«
    Karen brauchte eine Weile, um das Gesagte zu realisieren, es unter wahr und wirklich einzuordnen. Jane Burnett, die vehemente Kritikerin von Geheimdiensten und korrupten Politikern, lässt sich von einem CIA-Agenten und Rüstungsunternehmer schwängern – und täuschen.
    Sie konnte sich nicht mehr beherrschen. »Mom, wie konntest du nur?«
    »Mein Gott, Karen«, sie stellte die Tasse klirrend aufs Tablett, »ich war jung, er sah gut aus, hatte Manieren, war kultiviert. Ich konnte mich mit ihm unterhalten, und du weißt, wie viel mir das bedeutet. Der Auftrag im Tschad kam mir gerade recht. Dass er Rüstungsunternehmer war, nun ja, das ... das habe ich ausgeblendet.«
    Karen betrachtete ihre Mutter, die auf einmal kleiner aussah, zusammengesunken, und sie spürte, wie so etwas wie Mitgefühl in ihr aufkam.
    »Manchmal habe ich einen Schatten gespürt«, fuhr ihre Mutter dann fort, »da war etwas Dunkles, Düsteres, das ihn plötzlich umgab. Er hatte etwas Chamäleonhaftes an sich. Deshalb hab ich ihm auch nie von dir erzählt. Ich wollte nur dein Bestes«, sagte ihre Mutter schließlich. »Ich wollte, dass du in dem Bewusstsein aufwächst, du bist die Tochter eines großartigen, aufrichtigen Mannes. Es war doch auch gut für dich, oder?« Ihr Blick veränderte sich. »John Kelly war der anständigste ...«
    »... Mann, dem ich in meinem Leben begegnet bin ...« Ja, sie kannte den Satz auswendig, und ihr Ärger kam zurück. Wie konnte ihre Mutter sie über dreißig Jahre lang anlügen?
    »Du hättest an meiner Stelle vielleicht genauso gehandelt«, sagte ihre Mutter.
    »Bestimmt nicht! Ein Rüstungsunternehmer, Mom! Dein ganzes Leben, alles, wofür du eingetreten bist, angeblich eingetreten bist, war ein Lüge! Ist dir das klar?«
    »Karen, du musst das schon ein bisschen differenzierter sehen. Das Leben ist nicht schwarz oder weiß!«
    Da war er wieder, der autoritäre Ton. »Hör auf mit deinen platten Weisheiten! Fakt ist: Du hast mich belogen, mein ganzes Leben lang. Und dein Publikum, das mit dir gebangt hat, das an deinen Lippen gehangen hat, das hast du auch betrogen!«
    »Du wirst es Ihnen nicht sagen, Karen!«
    »Nein. Warum auch? Es genügt, dass du weißt, dass ich es weiß, und dass du damit leben musst.« Sie stand auf und trug das Geschirr mit der noch halb vollen Tasse ihrer Mutter wieder weg. Sie musste jetzt einfach den Raum verlassen.
    Als sie wieder zurückkam, hatte sie sich einigermaßen beruhigt, sodass sie fragen konnte: »Und wofür hast du die Belling -Aktien bekommen?«
    »Bekommen? Ich hab jede einzelne gekauft!«
    »Wieso?« Karen starrte ihre Mutter an. Es gab doch x andere Aktien, warum ausgerechnet die eines Rüstungsunternehmens?
    »Als ich den Artikel geschrieben habe«, begann ihre Mutter, »wusste ich – oder sagen wir, ich rechnete es mir aus –, dass er zur Aufstockung des Verteidigungshaushaltes führen und ...«
    »... die Belling -Aktien steigen würden.«
    »Winston Vonnegut hat mich benutzt!«, sagte ihre Mutter zornig.
    »Und jetzt willst du, dass ich mich an deiner Stelle an ihm räche, oder?«
    Ein paar Sekunden verstrichen, bis ihre Mutter sagte: »Es ist deine Entscheidung. Du musst tun, was du für richtig hältst, genauso wie ich es getan habe.«
    Beim Abschied sagte sie noch etwas Seltsames: »Du solltest möglichst bald alle Belling -Aktien verkaufen. Und falls du welche von LegendSoftware hast, auch.«
    Auf das Warum antwortete sie nicht mehr.
    Dick eingepackt in Daunenjacke und

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