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Das Syndikat

Das Syndikat

Titel: Das Syndikat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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aufgehängt«, sagte Anna Scarafia, als sie hereinkam, und warf ihren Mantel auf den Besuchersessel.
    Ihr Assistent Han stand im Türrahmen. »Wer?«, fragte er. »Wer hat sich aufgehängt?«
    Abrupt blieb sie vor ihm stehen. »Das mag ja sein. Aber«, sie streckte ihren Zeigefinger mit dem auffälligen roten Rubinring aus, »die Frage ist doch: Warum? Warum jetzt? Hat jemand ihm den Befehl dazu gegeben?«
    »Hm. Würdest du mir erklären, worum es eigentlich geht?«
    »Mein lieber Han. Das tue ich gern. Holst du mir vorher einen Kaffee?«
    Lächelnd stieß er sich vom Türrahmen ab und verschwand.
    Vor anderthalb Stunden – sie war gerade aus der Dusche gekommen – hatte die Journalistin sie vom Tod eines weiteren Soldaten unterrichtet.
    Kein Zufall, hatte sie entschieden, und in diesem Augenblick hatte sie gewusst, sie musste verhindern, dass die Akte Grévy geschlossen wurde.
    Es ist schlichtweg unmöglich, dass diese Todesfälle eine natürliche Ursache haben, hatte sie sofort gedacht. Davon abgesehen ... James T. Ashley würde nächstes Jahr in Pension gehen. Sie mochte den Ausblick von seinem Büro. Nur der Schreibtisch, der musste raus.
    Sie hatte eine knappe Stunde gebraucht, um sich anzuziehen, ihr kurzes dunkles – nun gut, ja, gefärbtes – Haar zu frisieren, sich zu schminken. Die großen Augen hatten einen extra dunklen Schatten bekommen, und ihre Lippen, noch immer ganz ansehnlich, einen extra teuren Gloss.
    Dann war sie in der Tiefgarage in ihren schwarzen Mercedes SL gestiegen und ins Büro gefahren.
    Anna, der Bullterrier hatten sie sie früher an der Uni genannt. Hatte sie sich einmal ein Ziel in den Kopf gesetzt, ließ sie nicht mehr davon ab. Die Leichen der Soldaten mussten exhumiert werden. Und zwar so schnell wie möglich. Der Pathologe musste befragt werden, aber vor allem musste sie gleich, genauer gesagt, in einer Stunde, James Ashley von der Dringlichkeit der Ermittlungen überzeugen. Und das war eine nicht gerade leichte Aufgabe. Pedantisch, zwanghaft fast, wachte er über jede Minute Arbeitszeit, die seine Mitarbeiter möglicherweise nicht effizient nutzten. Dabei, da war sie sich sicher, ging es ihm nicht um verschwendete Steuergelder, ihm, James T. Ashley, ging es allein um Kontrolle.
    »Dein Kaffee.« Mit einer kleinen Verbeugung stellte Han ihr die Tasse auf den Schreibtisch.
    Sie trank einen Schluck, und als sie ihm alles erzählte, verstärkte sich ihre Überzeugung, dass die Todesfälle kein Zufall waren.
    »Du meinst ...« Han stand noch immer unbeweglich da, als hätte man ihm verboten, sich von der Stelle zu rühren, »... du denkst an so was wie in diesem alten Film, in dem Leute angerufen und dabei hypnotisiert werden und dann versteckte Raketen abfeuern? Und in unserem Fall bringen sich diese Leute um?«
    »Han, bitte, wir sind nicht in Hollywood. Und außerdem ist das wirklich ein uralter Film. Es wundert mich, dass du den überhaupt kennst.«
    »Meine Mutter ...«, er räusperte sich.
    »Schon gut, Han, so genau wollte ich es gar nicht wissen.« Gespräche über das Alter waren ihr verhasst, vor allem mit einem zwanzig Jahre jüngeren Mitarbeiter. Sie wollte einfach nicht daran erinnert werden, dass sie im Oktober fünfundfünfzig wurde. Dabei fühlte sie sich wie dreißig – oder, nun ja, wie vierzig.
    »Schaff mir den zuständigen Pathologen ans Telefon«, bat sie, »nicht dass wieder so ein Idiot zwei Kopfschüsse übersieht! Er soll ihn zwei Mal aufschneiden. Oder drei Mal! Gleich muss ich Ashley davon überzeugen, dass er uns machen lässt.«
    Han nickte und ging, sie nahm sich die Informationen vor, die per Mail eingetroffen waren.
    Die Männer der Truppe gehörten ausnahmslos zur privaten Sicherheitsfirma Globe . Sie war gespannt, welche Erklärung die Firma bereithielt. Im fernen San Diego würden sie gleich Dienstschluss haben, sie versuchte es trotzdem. Sie hatte Glück und wurde zu einem gewissen John Whiteman aus der Rechtsabteilung durchgestellt.
    Der erklärte ihr gut gelaunt und mit vielen Worten, dass die Todesfälle nichts anderes seien als Zufälle, bedauerliche allerdings, ja, gewiss, sehr bedauerliche. Globe habe den Angehörigen ihr tiefstes Mitgefühl ausgesprochen, selbstverständlich, »... aber, Mrs. Scarafia, Fakt ist doch, dass die Männer schon seit Monaten von ihrem Einsatz zurück sind. Da kann man ja nun wirklich keinen Zusammenhang mehr konstruieren, noch dazu, wo die Todesursachen doch sehr unterschiedlicher Art waren, nicht wahr?

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