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Das Syndikat

Das Syndikat

Titel: Das Syndikat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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sagte er nur, zog sich an und trocknete sich mit einem sauberen Taschentuch die schweißbedeckte Stirn. Ausgeglichen, eine innere Ruhe spürend, verließ er den Raum und ließ die Eisentür hinter sich zufallen. Jedes Mal danach fühlte er sich wie neu geboren, gereinigt, ja, gestärkt und voller Lebensfreude.
    Diese klare Luft! Tief sog er sie ein und warf sich ein Fisherman’s Friend in den Mund. Die Neonschilder der Clubs und Bars erhellten die Straße. Sicherheitshalber ging er ein Stück, bevor er lässig ein Taxi heranwinkte und natürlich nicht die Straße nannte, in der er wirklich wohnte. Im Taxi lehnte er sich zurück und schloss entspannt die Augen, doch wieder meldete sich sein Handy.
    »Waren Sie zufrieden mit der Ware?«, fragte Nasser und schniefte wie üblich. Ein vollgekokster Verräter an seinen eigenen Landsleuten. Lockte die Frauen mit Versprechungen nach Europa, um sie dann als Nutten ohne Papiere ihre Überfahrt abbezahlen zu lassen. Was sie nie schafften. Weil sich der Preis immer wieder erhöhte. Aber, das musste man ihm lassen, dem Kerl, er hatte ihn stets gut und prompt bedient – und die Schnauze gehalten. Dumm war Nasser nicht. Er wusste, dass er, Roth, die besseren Verbindungen hatte zu Polizei und Justiz. Nasser würde ihn nicht verraten. Warum auch? Schließlich war er ein guter Kunde.
    »Nächste Woche bekomme ich frische Ware, frisch, extra für Sie.« Schleimiger Nigerianer, dachte Roth und versprach sich zu melden. Gerade wollte er sich wieder seinen Erinnerungen widmen, als sein anderes Handy klingelte. Das für ganz besondere Gespräche.
    »Einen schönen guten Morgen, Hapé! Können Sie auch nicht schlafen? Haben Sie die Sache wieder unter Kontrolle?«, näselte die Stimme.
    Roth sah ihn vor sich, wie er in seinem bonbonfarbenen Schloss saß, wahrscheinlich im Bademantel und mit Pantoffeln an den Füßen. Er litt unter Schlaflosigkeit, der Alte.
    »Ich bin dabei, kein Grund zur Sorge«, sagte Roth gelassen, um ihm den Wind aus den Segeln zu nehmen. »Es war nicht vorauszusehen, dass er die Verabredung im Restaurant nicht einhalten würde.«
    »Ehrlich gesagt, es interessiert mich nicht, was angeblich nicht vorauszusehen war«, sagte der Alte mit nöliger Stimme. »Wenn er die Fotos hat und veröffentlicht, haben wir ein Problem. Sie wissen, was auf dem Spiel steht. Es war Ihre Aufgabe, daran erinnern Sie sich doch? Oder?«
    »Doch, sicher, natürlich erinnere ich mich.«
    »Das beruhigt mich. Vergessliche Menschen sind die Pest.« Er lachte auf. »Entschuldigen Sie den Wortwitz. Sie persönlich tragen die Verantwortung dafür. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
    »Selbstverständlich, Herr Baron, natürlich. Ich werde sofort ...«, sagte Roth eifrig. Er hasste diesen unterwürfigen Ton.
    »Und wie stehts mit unserem Filmfest?«
    »Der Film ist bestellt, er wird, wie geplant, per Luftfracht eintreffen.«
    »Schön.«
    Aufgelegt. Dieser alte Sack hatte einfach aufgelegt! Hatte ihn behandelt wie den letzten Dreck. Wie einen ... einen Sklaven. Und nur weil er so reich war, weil er glaubte, die Welt gehöre ihm mit seinen Milliarden.
    »Wir sind da, Monsieur«, hörte er den Taxifahrer sagen.
    »Wir sind da? Was reden Sie da?«, brauste er auf. »Das ist die falsche Seite! Sehen Sie das nicht! Fahren Sie gefälligst rüber!«
    »Monsieur, ich darf hier nicht einfach ... Da ist eine durchgezogene Linie ...«
    »Na und! Was geht mich Ihre durchgezogene Linie an!«, schrie er. Der kam ihm gerade recht. Dieses aufgeblasene Arschloch wollte ihn belehren? »Ich will auf die andere Straßenseite!«
    »Monsieur ... bitte ...« Der Taxifahrer hob beschwichtigend die Hände.
    »Ich kann Sie ... anzeigen, ich kann ...!« Das Adrenalin jagte durch seinen Körper, der sich eben noch so wunderbar entspannt angefühlt hatte. Dieser dreckige Kanake!
    Rasch löste er seine Boss-Krawatte und zog sie unter dem Hemdkragen hervor. »Woher kommen Sie überhaupt? Tunesien? Libyen? Haben Sie Papiere? Haben Sie ...« Er schlang die Krawatte um den Hals des Fahrers und zog zu. Der Mann zappelte, aber er kam nicht an gegen Roths Kraft. Als er ruhig wurde, zählte Roth bis zwanzig. Die Krawatte steckte er in seine Manteltasche, dann stieg er aus.
    Diese klare Luft! Beim Einatmen spürte er ein angenehmes Brennen auf der Zunge, das die Pfefferminze hinterlassen hatte. Er spürte, wie sein Selbstwertgefühl zurückkehrte. Die Nacht war viel zu dunkel für Augenzeugen.

24
    Washington
    Darlene blickte nur kurz

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