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Das Syndikat

Das Syndikat

Titel: Das Syndikat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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über die Schulter, als er hereinkam, und legte den Stapel Pullover aufs Doppelbett.
    »Du packst schon?«
    Sie antwortete mit einem »mh« und wandte sich wieder zum Kleiderschrank um.
    Wenn Syd sie nicht so gedrängt hätte, würde sie nicht nach Brüssel fliegen. Jedenfalls ganz sicher nicht mit Silva. Aber niemand – noch nicht einmal ihre beste Freundin Olivia – wollte ihren Ärger verstehen, ach, es war mehr als Ärger, es war ... Kränkung. Ist doch eine schöne Reise, Darlene, hatte Olivia beim letzten Lunch gemeint, ein Filmfestival! Außerdem soll Brüssel sehr schön sein! Und: Sei doch froh, du fährst nicht einfach nur privat, die hast eine politische Aufgabe!
    Dass es ihr darum gar nicht ging, konnte Olivia, konnte niemand begreifen. Als sie Olivia anvertraut hatte, sie fühle sich wie ein Stein in einem Spiel, das sie nicht kannte, hatte die nur ihre groß gelockte dunkle Mähne geschüttelt und gemeint, sie sei ein bisschen paranoid. Dennoch, sie wurde dieses Gefühl nicht los, auch nicht, dass Syd ihr nicht ganz offen begegnete, was er natürlich jedes Mal, wenn sie es ansprach, vehement leugnete.
    »Es soll drüben wärmer sein als hier«, sagte er jetzt.
    Sie reagierte nicht gleich, sondern wartete ein wenig, bis sie schließlich fragte: »Und was wirst du an deinem Geburtstag machen?«
    Sie legte noch ein Kleid heraus und wollte es wie beiläufig klingen lassen, wollte ihm vormachen, dass es ihr inzwischen gleichgültig sei, aber sie musste sich eingestehen, dass es sich anders anhörte. Bitter und wütend. Und er?
    Gerade zurückgekommen von einer Besprechung mit seinen Militärberatern, stand er da, in Hemd und gelockerter Krawatte, mit hängenden Schultern und gequältem Gesichtsausdruck. Er, der mächtigste Mann der Welt. In diesem Augenblick hasste sie ihn für seine Schwäche. In diesem Augenblick hätte sie sich einen Mann gewünscht, der sich nicht ständig rechtfertigte, der nicht vernünftig und lauwarm und auf Kompromiss aus war, sondern einen ... so einen wie ... wie ... wie Ross, seinen Konkurrenten von den Republikanern? Das ist nicht dein Ernst, Darlene. Ross ist ein großkotziger – wenn auch sehr attraktiver – Tyrann. Nein, es war auch nicht ihr Ernst, aber Syds Jammernummer konnte sie auch nicht ertragen.
    »Darlene, du weißt doch, ohne dich ist es kein richtiger Geburtstag. Ich werde wie gesagt ein paar alte Parteifreunde treffen. Es gibt Bier und Hamburger.«
    »Klingt aufregend.«
    Sie hörte ihn aufstöhnen, während sie irgendein anderes Kleid vom Bügel riss.
    »Wir feiern nach, wenn du zurück bist, okay?«, probierte er es wieder.
    »Das ist nicht dasselbe.«
    »Ja, aber ...«
    Es reichte, sie hatte genug. Und das sollte er auch sehen.
    »Schon gut«, sagte sie und stemmte die Arme in die Hüfte, »du brauchst dir keine neuen Erklärungen aus den Fingern zu saugen. Reden wir nicht mehr darüber.«
    Wenn er doch nur ein Mal richtig losbrüllen würde, ein Mal seine Selbstkontrolle aufgeben würde! Dann könnte sie auch schreien, es wäre so befreiend, und danach könnten sie sich in den Armen liegen.
    »Ich sage das Meeting heute Abend ab«, er sah auf die Uhr, »dann könnten wir zusammen noch mal über alles reden ...«
    »Ich habe keine Zeit«, fiel sie ihm ins Wort. »Sarah will mit mir noch ein paar PR-Artikel durchsprechen.« Sie machte die Schranktür zu. Ende der Diskussion. »Die Krawatte passt übrigens nicht zu deinen Schuhen.« Damit verließ sie den Raum und ließ ihn einfach stehen.

25
    Brüssel
    Der Winterhimmel glühte rostrot, als das Taxi Karen vor ihrem Haus absetzte, die frühmorgendliche Kälte ätzte sich in ihre Glieder und machte ihren Atem zu weißem Nebel. Sie stieß die Gartentür auf und bemerkte etwas Dunkles vor der Haustür. Als hätte dort jemand eine Decke abgelegt. Aber es war keine Decke. Es war ein braunes Bündel, und es bewegte sich. Der braune Hund. Er hatte sich auf der Fußmatte zusammengerollt, jetzt hob er den Kopf und sah sie aus braunen Augen an. Irgendwie fühlte sie sich erleichtert. Er war nicht einfach weggegangen.
    Karen bückte sich, und er fing an, ihre Hand zu lecken.
    »He ...«, sagte sie und streichelte ihn. »Wo kommst du denn her? Vielleicht sucht jemand nach dir?« Sein Fell war nass von getautem Schnee, und er zitterte. Ausgesetzt? Weggelaufen?
    Sie suchte eine Tätowierung im Ohr, fand aber keine. Vielleicht trug er einen Chip mit den Daten seines Besitzers. Sie müsste zum Tierarzt.
    Als Kind hatte sie

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