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Das Syndikat

Das Syndikat

Titel: Das Syndikat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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zurückgefahren und hatte darauf gewartet, dass Gott ihm sagte, was er tun müsse. Er hatte sieben Tage gewartet. Seine Kameraden starben, und er glaubte, das sei die Antwort: der Tod. Die Tat konnte im Leben nicht mehr gesühnt werden. Also wartete auch er auf den Tod, lag nachts wach und dachte an den Herzinfarkt, der meist zwischen drei und vier Uhr morgens eintrat, wie er mal gelesen hatte. Aber jeden Morgen wachte er wieder auf. Mit dem schmerzenden Knie. Das Knie, das ihn den Job gekostet hatte. Auch einen Schlaganfall bekam er nicht. Er wurde nicht von einem Auto überfahren, und aufgehängt hat er sich auch nicht. Nur diese Wut kam immer wieder, etwas, das sich aufbäumte in seinem Innern und ihn zum Rasen brachte. War das seine Strafe? Die Angst, dass er seine eigenen Kinder abschlachten könnte, seine eigene Frau? Die Angst ließ ihn nicht mehr schlafen. Keinen winzigen Augenblick durfte er unaufmerksam sein, er musste aufpassen. War das die Strafe? Dass er sich selbst einsperrte? Dass er sein eigener Wächter war ...?
    All das ging ihm durch den Kopf, während er über die Autobahn raste. Den Typen würde er sich schnappen. Und dann würde er ihn ausquetschen. »Die Wahrheit. Ich will die Wahrheit wissen. Was habt ihr mit uns gemacht?«
    Vor ihm scherte ein Lastwagen aus. Thierry riss das Steuer herum, und der Wagen schoss auf die Leitplanke zu.

41
    Hinter Metz, A 31
    Um diese Jahreszeit dämmerte es schon gegen vier, und die schweren Schneewolken sperrten noch früher als sonst das Sonnenlicht aus. Karen hatte die Scheinwerfer eingeschaltet. Wenn es doch auch so einfach wäre, Licht in das Chaos zu bringen, in das Nyström sie gerade mit seiner Information gestürzt hatte.
    Eigentlich hatte sie nur die Adresse von Dr. Paul Cortot in Grenoble haben wollen. Nyström hatte sie ihr schon wenig später durchgegeben.
    Doch dann kam der Satz: »Übrigens, da gibt es noch was.«
    Sie hatte nicht einfach aufgelegt. Natürlich nicht. Obwohl sie an seinem Zögern hätte merken müssen, dass dieses noch was etwas Unangenehmes sein würde.
    »Eine zuverlässige Quelle hat uns CIA-Dokumente der Jahre 1986 bis 1997 zugespielt«, begann Nyström, »wir haben sie nach ein paar Schlüsselwörtern durchsucht.«
    »Schlüsselwörter?«
    »Ja. Gestern haben wir zwei neue eingegeben.«
    Sie wartete, während ihr Hirn schon zu rätseln begann. Was er dann sagte, versetzte ihr einen Schock, sie fühlte sich bloßgestellt. Die Schlüsselwörter hießen:
    Jane Burnett.
    »Du willst mir jetzt doch wohl nicht sagen, dass meine Mutter für die CIA gearbeitet hat?« Nein, das würde sie ihm nicht abnehmen. Das nicht.
    »Nein, aber ...«
    Auch da hätte sie noch Nein sagen können, stattdessen sagte sie:
    »Lies schon.«
    Er räusperte sich. »Wir empfehlen, die Journalistin Jane Burnett an der Tschad-Reise teilnehmen zu lassen.« Er hüstelte. »Sie eignet sich als idealer Verteiler. Sie genießt großes Vertrauen bei ihrem Publikum, ist bekannt für ihre Antikriegshaltung, außerdem hat ein erster Kontakt mit Mars stattgefunden. Mars ist davon überzeugt, dass er J. B. führen kann.«
    »Führen?«, unterbrach Karen ihn. »Und wer ist Mars?«
    »Wissen wir noch nicht. Aber ich habe einen Artikel aus der New York Times , in dem Jane Burnett aus dem Tschad berichtet. Sie war also tatsächlich dort.«
    »Aha«, sagte sie gereizt. Ihre Mutter hatte nie darüber gesprochen, soweit sie sich erinnerte, aber das wollte nichts heißen. Sie hörte, wie Nyström Luft holte. Na gut, dachte sie, bringen wir’s hinter uns.
    »Wir treffen ihn am Nachmittag.«
    »Moment, wer ist wir?«
    »Ein Diplomat, der aus Sicherheitsgründen anonym bleiben soll«, erklärte Nyström. »Ich lese dir jetzt eine Passage aus dem Artikel vor: Die Hitze ist unerträglich, und die Mücken stürzen sich auf uns, als wollten sie uns fressen. Unser Jeep hält an einer Wegkreuzung. Ringsum nichts als Büsche, ein paar Bäume und diese Piste voller Schlaglöcher. Wir warten eine Viertelstunde, und plötzlich ist er da. Er trägt ein Buschhemd und Shorts, seine schwarze Sonnenbrille nimmt er nicht ab. Er verspricht uns, dass er uns zu jemandem bringen wird, der Uran verkauft. Morgen, morgen um dieselbe Zeit.
    Am nächsten Tag machen wir die gleiche Fahrt durch unwegsames Buschland. Derselbe Mann am selben Ort. Nur treten diesmal zehn Männer, alle mit Sonnenbrille und Maschinenpistolen, aus dem Gebüsch. Der Diplomat und ich werden von ihm mit einem Kopfnicken begrüßt.

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