Das Syndikat
Einer seiner Leute bringt einen Metallkoffer. Der Diplomat nimmt eine Messung vor und nickt. Worauf der Diplomat seinen Handkoffer öffnet und ihm die gebündelten Dollarscheine zeigt. 1,5 Millionen.
Der Deal ist gemacht, wir steigen in unseren Geländewagen und fahren auf dem schnellsten Weg zurück. Für den Verkäufer wäre es ein Leichtes gewesen, uns aufzuhalten und uns das Uran wieder abzunehmen. Aber er hält sich an den Deal.
Er würde jedem Uran verkaufen, der ihm einen entsprechenden Preis dafür zahlt. Die Regierung des Tschad behauptet allerdings, ein Handel mit Uran fände in ihrem Land nicht statt.« Nyström holte Luft. »Und so weiter. In einem späteren CIA-Bericht heißt es:
Die Aktion hat, wie erwartet, den gewünschten Erfolg gezeigt. Aufgrund des Artikels von J. B. konnten im Gremium weitere Stimmen dafür gewonnen werden, die Rüstungsausgaben und die Ausgaben für die Geheimdienste zu erhöhen.«
»Es ging um Aufrüstung?« Wirklich? Hatte ihre Mutter sich dafür benutzen lassen?
»Ja«, sagte Nyström, »es war ein abgekartetes Spiel, mit dem Ziel, die Rüstungsausgaben zu erhöhen und auch den Tschad zu kontrollieren. Ich hab hier noch eine Stelle: Grundsätzlich geht es um mehr Präsenz im Tschad und um vor allem zwei Projekte: Vorbereitung und Schutz des Ölpipeline-Projekts aus dem Tschad zur Verladestelle am Atlantik und Vorbereitung der kontrollierten Erschließung der Uran- und Bauxitvorkommen im Norden des Landes. Durch die Behauptung, Uran sei illegal zu kaufen, könnte Druck auf alle beteiligten Seiten ausgeübt werden, auch internationaler Druck auf den Tschad, damit die Sicherheitsmaßnahmen verstärkt werden. Es gilt zudem, die Präsenz der USA zu verstärken gegen das zunehmende chinesische Engagement in der Region.«
»Und es gab eigentlich gar kein Uran zu kaufen? Das war ein Coup der CIA?« Sie wollte das alles nicht glauben. »Meine Mutter wurde von der CIA reingelegt?«
»Na ja«, sagte Nyström ausweichend, »offiziell ist das nie widerlegt oder richtiggestellt worden. Fakt ist: Die Rüstungsausgaben wurden massiv erhöht, aber eigentlich ... ist die Sache Schnee von gestern. Besonders nachdem Jane Burnett ...«, er brach ab.
»... tot ist«, beendete sie den Satz.
»Ja.«
Tja, Mom, wenn du noch leben würdest, hättest du irgendwann zugeben müssen, dass sie dich reingelegt haben, nicht wahr? Ausgerechnet du, die Burnett, hast dich auf solche Weise täuschen lassen. Mars – soll das ein Witz sein?
Noch lange nachdem Nyström aufgelegt hatte, fragte sie sich, wie ihrer Mutter so ein Irrtum unterlaufen konnte.
Und worauf ließ sie sich selbst gerade ein? Sie raste einem traumatisierten Soldaten hinterher, der glaubte, er sei ferngesteuert. Und verantwortlich dafür sei ein Wissenschaftler namens Dr. Paul Cortot.
Sie wusste, sie sollte ihn anrufen. »Pardon, Monsieur, aber es besteht Grund zur Annahme, dass ein Mitarbeiter der Firma Globe im Zusammenhang mit den Vorkommnissen in Afghanistan ...« Ja, was sollte sie ihm sagen?
Überhaupt, was sollte ein einzelner Angestellter des CRSSA mit Grévys Einsatz zu tun haben? War das nicht absurd? »Pardon, wir fürchten, dass ein Verrückter versucht, Kontakt zu Ihnen aufzunehmen. Seien Sie vorsichtig.«
Ja, genau, das sollte sie sagen. Gibbs hatte sich auf dem Beifahrersitz zusammengerollt, die Schnauze lag auf dem Handy. Ruf Scarafia an, sagte sie sich. Vielleicht kann sie etwas tun, vielleicht kann sie Thierry Traessart aufhalten ...
Sie griff hinüber zu Gibbs – und dann ging alles ganz schnell: Bremslichter flogen auf sie zu, sie versuchte zu bremsen, der Wagen geriet ins Schleudern, Gibbs stürzte sich auf sie.
Schreiend ließ sie das Steuer los, während der Lexus auf der schneeglatten Fahrbahn unaufhaltsam auf die Stoßstange des vorderen Wagens zuschlitterte. Der Schmerz in ihrem Arm nahm ihr die Luft, sie versuchte den Hund wegzuschleudern, trat auf die Bremse, wartete auf den Aufprall ...
Der Lexus stand. Quer auf der Fahrbahn.
Der Hund erstarrte, als habe er erst jetzt begriffen, dass er ihren Unterarm im Maul hatte. Sie starrte auf das Blut, und als sie Gibbs verständnislos ansah, öffnete er das Maul, senkte winselnd den Kopf und verkroch sich tief unten in den Fußraum.
Erst jetzt merkte sie, dass sie am ganzen Körper zitterte. Sie dachte an die Meldungen in Thierrys Dachzimmer. Und wenn Gibbs auch ...
Er rührte sich nicht mehr, als wollte er sich unsichtbar machen.
Draußen ging nichts
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