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Das Syndikat

Das Syndikat

Titel: Das Syndikat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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beim Essen saßen, wie Marie die Kinder ins Bett brachte, ihnen noch eine Geschichte vorlas, das Licht löschte und selbst schlafen ging ... Erfüllt von Dankbarkeit für den Frieden, in dem sie lebten, und für die Liebe, die er für sie empfand, hatte er tief durchgeatmet, sich auf den Bauch gedreht und sich seiner Müdigkeit überlassen.
    »Merkst du was?«, kam es vom Bett gegenüber.
    »Es ist verdammt heiß und stickig hier drin«, brummte er.
    Gleich am dritten Tag war ausgerechnet in ihrem Container die Klimaanlage ausgefallen.
    »Das mein ich nicht«, sagte dieser Jorge wieder.
    Thierry antwortete nicht, er dachte nur, halt die Klappe, ich will schlafen.
    »Das mein ich nicht«, wiederholte Jorge.
    »Was dann?« Thierry drehte sich auf die Seite und sah den riesigen Schattenumriss seines Zimmergenossen, der im Bett saß. Hundert Kilo, schätzte Thierry, ohne eine Spur Fett.
    »Diese Impfung«, sagte Jorge.
    »Was soll damit sein?«
    »Diese Impfung heute Nachmittag ...«
    »Jetzt spuck schon aus, was du sagen willst, und dann lass mich in Ruhe.«
    Jorge räusperte sich. »Ich meine ... diesen Chip, den sie uns da eingesetzt ...«
    »Der ist zur Identifikation«, fiel Thierry ihm ins Wort.
    »Ich weiß. Aber hast du gewusst, dass sie auch Leichen so was eingesetzt haben, nach dem Tsunami in Thailand, da haben die Teams, die die Toten identifizieren sollten, in jeden linken Oberarm, den sie gefunden haben, so einen Chip eingesetzt, damit sie die anderen Teile dann zuordnen konnten.«
    »Meinetwegen. Aber wir gehen ja nicht nach Thailand.« Er drehte sich wieder auf den Bauch.
    »Aber, so kann man uns doch die Identität stehlen! Irgendwer klaut dir alle deine Daten und löscht sie oder überträgt sie einem anderen ...«
    »Ich kenne keinen, der Thierry Traessart sein will.« Er wollte nur noch schlafen.
    »Ich meine es ernst«, kam es wieder von Jorge, »wenn jemand die Daten auf deinem Chip liest, kennt er alles von dir, deine Steuernummer, deine Blutgruppe, deine Adresse, dein Geburtsdatum, wahrscheinlich auch noch deine Passnummer und deine Führerscheinnummer.«
    »Das haben die bestimmt nicht alles da drauf gespeichert! Es geht nur darum, dass man unsere Angehörigen verständigen kann, wenn wir draufgehen sollten.«
    »Das behaupten die. Und dann die Sache mit dem Impfstoff.«
    »Der ist doch vernünftig. Oder willst du dir da unten die ganzen beschissenen Krankheiten holen? Ich nicht.«
    »Trotzdem. Ich komm mir vor wie unser Hund. Der hat auch so einen Chip.«
    »Aber ihm geht’s gut, oder?«, brummte Thierry. »Und wenn er wegläuft, kann man ihn schnell wiederfinden.«
    »Was hast du gesagt?«
    »Wenn er wegläuft, kann man ihn schnell wiederfinden.«
    »Das meine ich, Thierry!« Jorge war wie aufgedreht. »Hast du mal daran gedacht, dass die dich überall aufspüren können?«
    Der Typ nervte. »Quatsch, Jorge! Ein RFID-Chip sendet nicht. Nur wenn ein Lesegerät drangehalten wird, wird kurzzeitig Energie aktiviert, und dann werden die Daten übertragen.«
    »Aber wenn sie uns nicht die ganze Wahrheit sagen?«
    »Schlaf endlich.«
    »Ich kann nicht.« Jorge stöhnte.
    »Dann halt wenigstens die Klappe.«
    »Dieser Typ, der uns den Chip reingeschossen hat, der war irgendwie seltsam. Findest du nicht? So’n Wissenschaftler-Typ, der Menschenexperimente macht. Hast du diesen Film gesehen? Den mit diesem Schwarzen. Wie hieß der noch mal, der Schauspieler? Na, egal, da haben sie Soldaten einen Chip eingesetzt, damit sie vergessen, was sie getan haben. Und dem amerikanischen Präsidenten haben sie auch einen eingesetzt. Die Mutter hat ihn immer angerufen und hypnotisiert ... Mann, Thierry, vielleicht machen die dasselbe mit uns!«
    »Wenn du nicht gleich die Schnauze hältst, schmeiß ich dich raus.«
    Thierry Traessart drehte sich auf den Rücken und zog trotz der Hitze das Laken über den Kopf.
    Jorge hatte tatsächlich den Mund gehalten.
    Jetzt war er tot ...
    Seine Gedanken kehrten zu Marie zurück. Sie wusste nichts von alldem. Wann hatte er sie zum letzten Mal berührt? Er fühlte sich schmutzig, seit er zurückgekehrt war. Sonst war er immer zur Beichte gegangen, wenn er zurückgekommen war, aus den dunklen, blutigen Winkeln der Welt. Nicht in die Kirche ihrer Nachbarschaft, er hatte sich eine andere gesucht, jedes Mal eine andere. Letztes Mal war er extra nach Nancy gefahren. Aber diesmal wusste er, dass Gott ihm nicht vergab. Egal, was der Priester behauptet hatte. Und so war er wieder

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