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Das Syndikat

Das Syndikat

Titel: Das Syndikat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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an.
    »Mann, spiel dich nicht so auf wie Gaddafi!«, gab Tiger zurück und deutete auf den weißen Lieferwagen, der hundert Meter die Straße hoch parkte. »Ihr braucht nicht zu glauben, dass ihr mich so behandeln könnt, nur weil ihr ein paar Jahre mehr ...«
    »Da ist er«, unterbrach Gilles ihn. Beide beobachteten, wie der silberfarbene Renault Kombi die Schräge herauffuhr.
    Der Mann hinter dem Steuer sah genauso aus wie der auf dem Foto. Brille, schmales Gesicht, schüttere Haare, der typische Wissenschaftler.
    »Na, da bin ich mal auf sein Frauchen gespannt«, meinte Tiger und steckte sich einen neuen Kaugummi in den Mund. Sie warteten, bis der Wagen nicht mehr zu sehen war, dann stiegen sie schnell aus und schlüpften durch das sich gerade wieder schließende Rolltor in die Tiefgarage. Sie nahmen die Treppe in den obersten Stock, Tiger klingelte, Gilles blieb seitlich stehen, stülpte die schwarze Skimaske über und legte die rechte Hand an die automatische Waffe. Drinnen näherten sich Schritte.
    »Ihr Mann hat in der Tiefgarage etwas verloren!«, rief Tiger.
    Schon wurde die Tür geöffnet. Sofort drückte Gilles die Tür ganz auf, trat auf die Frau zu, presste ihr die Hand auf den Mund und schob sie in die Wohnung, während Tiger die Skimaske überzog, leise die Tür hinter sich schloss und säuselte: »Bonjour, Madame Cortot!«

46
    Als Paul Cortot aus der Tiefgarage in den nächsten tristen Tag seines irgendwie falsch laufenden Lebens fuhr, nahm er nur aus den Augenwinkeln die beiden Männer im parkenden Auto an der Einfahrt wahr, aber er war zu müde und deprimiert von dem Streit mit Thérèse gestern Abend – auch heute Morgen glomm er noch –, um näher hinzusehen oder sich darüber Gedanken zu machen. An der roten Ampel grübelte er schon wieder über sein Leben nach.
    Seine Gedanken kehrten nach Spanien zurück. Da hatte er gespürt, dass tief in ihm drinnen noch etwas anderes war, etwas, das befreit und gelebt werden wollte, sein wahres Ich.
    Dort, im Hubschrauber, hatte er gegen seine panische Höhenangst angekämpft, und im Nachhinein kam es ihm vor, als habe dieser Kampf gegen sich selbst die Tür zu seinem anderen Ich aufgestoßen. Er hatte versucht, tiefer und langsamer zu atmen und nicht nach unten zu sehen, sondern nur nach vorn. Cortot erinnerte sich, wie sie immer tiefer ins Landesinnere geflogen waren, schroffe Gebirge, gelblichbraunes felsiges Land dehnten sich dort unten aus, öde, heiß und lebensfeindlich. Als sie tiefer gingen, erkannte er Jeeps und Zelte und schließlich auch Menschen und den Drahtzaun, der ein bestimmtes Gebiet abgrenzte. Obwohl er beim Verteidigungsministerium arbeitete, war er noch nie in einem solchen Camp gewesen. Im Nachhinein kam ihm dieser Flug, überhaupt dieser Aufenthalt, vor wie eine Initiation.
    Die Ampel war immer noch rot. Jeden Morgen dasselbe, er stand Ewigkeiten an dieser Kreuzung, sein Lebensfluss wurde aufgehalten von dieser roten Ampel.
    Beim Aussteigen hatte ihn die Hitze an der Kehle gepackt, hatte ihm die Luft genommen, und er hatte an die Hölle gedacht. Er wäre beinahe hingefallen, wenn der bullige Typ in der Wüstenfleck-Uniform nicht über solche Reflexe verfügt und ihn am Arm gepackt und festgehalten hätte.
    »Herzlich willkommen im Globe -Trainingscamp, Docteur Jeune!« Koolmans hieß er übrigens, wie Cortot sich erinnerte, das hatte auf dem Namensschild gestanden.
    »Ich bringe Sie zu Ihrer Unterkunft«, hatte Koolmans gesagt und zum offenen Jeep gezeigt.
    »Schön ... schön haben Sie es hier«, sagte Cortot, kletterte auf den Beifahrersitz. Er konnte sich gerade noch festhalten, da fuhr Koolmans schon los. Der Satz war völlig unpassend, dachte er, als Koolmans keine Reaktion zeigte, nicht nur unpassend, sondern auch peinlich. Obwohl, auf eine besondere Weise war es wirklich schön hier. Wie auf einem Filmset für einen Wüstenkriegsfilm. Mit all diesen muskelbepackten, kahl geschorenen Typen im Kampfanzug, die sich an den staubigen Jeeps zu schaffen machten, und mit den Zelten unter den Tarnnetzen. Wenn jetzt Bruce Willis auftauchte, er würde sich nicht wundern. Während er an Bruce Willis dachte, machte Koolmans eine Vollbremsung, und er konnte sich gerade noch festhalten. Diesmal passte er auf beim Herausklettern.
    Der Wohncontainer sah aus wie die auf den Baustellen, nur war er nicht orange, sondern beige. Und an der Tür war die blaue Weltkugel mit der goldenen Manschette angebracht, auf der GLOBE stand. Ein angenehmes

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