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Das Syndikat

Das Syndikat

Titel: Das Syndikat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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niemals, niemals an fremde Ohren dringen durfte: Wenn ein Terroranschlag Amerika trifft, kannst du als Held daraus hervorgehen. Aber nicht, wenn du den Menschen im Vorfeld ihre Freiheit nimmst.
    Und er hatte sie mit einem ganz seltsamen Blick angesehen, als wäre sie eine Fremde, und dann hatte er gesagt: Du meinst, lieber einen Terroranschlag riskieren, als das Land im Vorfeld davor schützen?
    Und sie hatte genickt. Nach einem Anschlag kannst du jedes Gesetz durchdrücken, und die Menschen werden dich trotzdem wiederwählen ...
    »Na ja, Sara«, sagte sie und setzte ihr Kopf-hoch-Lächeln auf, »solche Angriffe kennen wir doch schon. Syd wird das Richtige dazu einfallen. Ross ist ja nicht gerade ein unbeschriebenes Blatt.«
    Ross trank zu viel und hurte herum. Das wusste sie, sie hatte dieses kleine Geheimnis genauso wie einige andere delikate Informationen über verschiedene Personen in einer Datei gespeichert mit dem – zugegebenermaßen nicht gerade besonders einfallsreichen – Namen Pandora’s Box .
    Sara lächelte nervös. »Ja, aber die Nachricht kursiert nicht nur im Internet, sie ist auch schon im Fernsehen. Dieser Ross! Einfach unglaublich! Soll ich den Präsidenten anrufen?«
    Es gefiel Darlene, wie sehr Sara sich mit der Regierung, für die sie arbeitete, identifizierte, sicher, das taten die meisten der Mitarbeiter, aber Sara war emotional sehr viel enger dabei.
    »Nein, lassen Sie mal, er wird sich schon melden. Danke, Sara.«
    Sie drückte ihren Arm, weil sie wusste, dass Berührung im richtigen Moment das Gesagte tiefer im Unterbewusstsein des anderen verankerte, und lächelte wieder. Als sie dann die Augen schloss, versuchte sie, die Informationen der letzten Minuten zu analysieren.
    Konnte jemand aus Syds Beraterkreis von der Kampagne gewusst haben? Ging es noch um etwas anderes als darum, Syd abzusägen? War es ein Zufall, dass sie ausgerechnet jetzt nach Brüssel geschickt worden war? Allein? Aber Syd konnte doch noch nicht davon gewusst haben, oder?
    »Sara?«
    »Ja?«
    »Ich muss jetzt doch mit Syd sprechen.«
    »Er hat gerade eine Konferenz.«
    »Die wird ja irgendwann vorbei sein.«
    »Ja ... natürlich ...« Sara nickte. »Ich sag gleich Bescheid.«
    Darlene warf einen Blick zu ihrer Tochter hinüber. Sie schlief immer noch. Oft wünschte sie sich, Silva könnte wie ein normales Kind aufwachsen, ohne Leibwächter – ohne die Angst ihrer Mutter vor Entführungen und Bombenanschlägen.

45
    Grenoble
    Gilles, Tiger und Gaddafi waren schon in Grenoble angekommen. Eine Tarnfirma hatte drei Hotelzimmer gebucht. Offiziell waren sie der Einladung zu einem wissenschaftlichen Symposium zum Thema Nanotechnologie – Lösung der Zukunft? gefolgt.
    Natürlich hatten sie keinen blassen Schimmer von diesem Thema. Sie kannten sich besser aus mit Waffen, Sprengstoff und Kampfführung.
    Von den Sehenswürdigkeiten der Stadt bekamen die Männer nicht viel mit. Und Gebirge hatten sie in ihrem Leben schon etliche gesehen. Höhere, rauere, imposantere. Zudem hegten sie eine berufsbedingte Abneigung gegen Gebirge. Denn in den Ländern, in denen sie zu tun hatten, zogen sich dorthin meist die Rebellen zurück, die die Region beherrschten, die oft auch Unterstützung in der armen Bevölkerung fanden. Jedes Mal, wenn die Männer ins Gebirge vordringen mussten, wussten sie längst, dass der Kampf verloren war. Das Gebirge mit seinen Höhlen, die Unterschlupf boten, und den schmalen Pfaden ins Unbekannte war nicht ihr Revier. Aber bei diesem Job ging es nicht um Kämpfe gegen die Taliban, gegen kongolesische Rebellen oder liberianische Kindersoldaten ...
    An diesem Morgen hatten sie ihre Aufgaben geteilt. Gaddafi war in einem Lieferwagen losgefahren, Gilles und Tiger warteten in einem schwarzen Mégane in der Rue Mauriac, schräg gegenüber der Hausnummer 15, einem modernen vierstöckigen Terrassenbau, und behielten die Tiefgaragenausfahrt im Auge. Der Himmel war von einem dunklen Grau überzogen, und jetzt setzte leichter Schneeregen ein.
    »Netter Ausblick von da oben«, sagte Tiger und legte den Kopf schief, um durch die Scheibe die obere Wohnung zu sehen. »Ist sicher die teuerste Bude. Oben ist immer am teuersten.«
    Gilles klopfte aufs Lenkrad und sah auf die Uhr. »Neun vor acht.«
    »Wer weiß, wann er seinen Arsch aus dem Bett schiebt«, meinte Tiger Kaugummi kauend. »Wahrscheinlich besorgt’s ihm sein Frauchen noch mal vor dem langen Arbeitstag.«
    »Halt deine Scheißklappe!«, fuhr Gilles ihn

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