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Das Syndikat

Das Syndikat

Titel: Das Syndikat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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Augen sind doch schon ganz müde, Honey.«
    »Nein, sind sie nicht!«
    Sonst gab sie nicht auf, für Darlene war Autorität wichtig, aber gerechterweise musste sie einräumen, dass es keinen wirklich einleuchtenden Grund dafür gab, dass ihre Tochter unbedingt jetzt schlafen sollte.
    »Na gut, dann bleib wach«, sagte sie also. »Pass schön auf, ja, und erzähl es mir später.«
    »Mach ich, Mom.«
    »Schön.« Darlene lächelte ihrer Tochter zu, ging zu ihrem Sessel zurück und streckte die Beine aus. Als sie nach einiger Zeit noch einmal zu ihrer Tochter hinübersah, legte Oprah gerade eine leichte Decke über sie. Silva war eingeschlafen. Na also, dachte sie zufrieden und schloss auch die Augen.
    Noch vier Stunden bis Brüssel.
    »Darlene ...«
    Sie öffnete die Augen. Ihre persönliche Beraterin beugte sich vom Gang her zu ihr. »Oh, sorry, ich hab Sie geweckt ...«
    »Nein, Sara«, Darlene lächelte freundlich, »ich hab nur ein bisschen die Augen zugemacht. Was ist?«
    »Ich habe gerade eine Nachricht von unserem Büro bekommen.«
    Saras Gesicht wurde ernst. »Es läuft eine Kampagne gegen den Präsidenten.«
    Ständig laufen Kampagnen, Sara, dachte sie, aber das wusste Sara natürlich auch. Es musste sich also um etwas Ernsteres handeln. Ausgerechnet jetzt, wo sie nicht zu Hause war.
    »Gegen Syd? Welche Kampagne?«, fragte sie so ruhig wie möglich. Wenn sie eines gelernt hatte in den letzten Jahren, dann war es die Maxime: Ruhe bewahren. Ein Leittier gerät nie in Panik. Also lächelte sie.
    »Senator Ross und seine Anhänger haben eine Internetkampagne gestartet, in der sie den Präsidenten als Feind des Internets darstellen.« Sara streckte ihr ein Smartphone entgegen wie ein Polizist seine Dienstmarke. »Auf Facebook. Sie haben schon über eine Million Freunde!«
    »So ein Unsinn!« Sie versuchte ein Lachen. »Jeder weiß, dass wir bei der Wahl das Internet genutzt haben wie noch keiner vor uns.«
    Doch auf dem Display sah sie es schwarz auf weiß. Eine Million dreihundertvierundsechzig Freunde. Und während sie die Zahl betrachtete, wurden es schon drei Freunde mehr.
    Eine unglaubliche Verleumdung! Ross war ein hinterhältiges Schwein! Das tat er doch nur, weil er Syds momentane Schwäche ausnutzte.
    »Sie behaupten, der Präsident fürchte die Freiheit des Internets«, sagte Sara aufgebracht und nahm das Smartphone wieder an sich. »Angeblich haben sie einen Plan des Präsidenten aufgedeckt, in dem es um Beschränkungen und Kontrollen des Internets geht – und um Überwachung der Internetzugänge! Und dann das hier, unglaublich! Soll ich vorlesen?«
    »Ja, bitte!« Darlene spürte, wie die Wut in ihr aufstieg. Demokratie und Meinungsfreiheit! Wie sie das hasste! Die Menschen verloren jeden Anstand, jeden Respekt! Kritik, nun gut, aber Verleumdung? Lügen? Manchmal wünschte sie, sie könnte Störenfriede und Aufwiegler einfach ins Gefängnis werfen ...
    »Nachdem der Präsident«, hörte sie Sara sagen, »seine Partei und seine Unterstützer die Macht des Internets erkannt haben, haben sie Maßnahmen zur Unterdrückung ergriffen. Sie wissen: Nicht die gegnerische Partei, nein, das Internet ist der Feind ihrer Macht.« Sara sah auf. »Das ist doch pure Verleumdung!«
    »Allerdings!« Darlene fragte sich, wer der Verräter war. Syds Berater hielten diese Maßnahmen, Beschränkungen und effektivere Kontrollen des Internets, für unumgänglich. Das Internet, insbesondere die sozialen Netzwerke, konnten innerhalb kürzester Zeit sorgsam aufgebaute Machtstrukturen und Ordnungen untergraben. Das mochte ja für manche verlockend klingen, aber hatten die sich mal das Chaos vorgestellt, das dann herrschen würde? Gesetzlosigkeit! Verbrechen! Plünderungen! Und am Ende fraß die Revolution ihre Kinder, so war es schon immer gewesen, am Ende siegte der, der die Macht am brutalsten an sich riss – oder am geschicktesten. Die Menschen wollten geführt werden! Freiheit gut, aber nur, wenn ihnen jemand sagte, was sie damit anfangen sollten.
    Während ihrer Studienzeit hatte sie noch ganz anders gedacht, bis sie ... ja, bis sie Syd kennengelernt hatte.
    Sie selbst hatte Syd vehement davon abgeraten, unpopuläre Maßnahmen zu ergreifen, wie zum Beispiel die Reglementierung des Internets. Syd, hatte sie gesagt, sie erinnerte sich genau an ihre Worte, wenn du diesem Plan zustimmst, verlierst du Wählerstimmen, und zwar massiv. Du bringst Millionen Menschen gegen dich auf. Und dann hatte sie etwas hinzugefügt, das

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