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Das Syndikat

Das Syndikat

Titel: Das Syndikat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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Treppe hoch, eine graue Tür tauchte vor ihr auf. Sie trat ein, ohne anzuklopfen.
    »Maman?« Linh. Sie war tatsächlich da, stand vor dem Schreibtisch der Sekretärin, Lan wäre vor Erleichterung beinahe in Tränen ausgebrochen.
    »Madame Peyroux?«, fragte die Sekretärin erstaunt.
    »Es tut mir leid«, sagte Lan rasch, »aber meine Tochter muss unbedingt ... unbedingt zum Arzt.« Etwas Besseres fiel ihr in diesem Moment nicht ein. Sie sah, wie ihre Tochter das Gesicht verzog.
    »Ist nicht so schlimm, Chérie«, sagte sie und nahm ihre Tochter an der Hand, »aber Dr. Rieu will unbedingt noch etwas abklären.« Zur Sekretärin gewandt, sagte sie seufzend: »Der Kieferorthopäde ...«
    »Oh, du Arme!« Die Sekretärin lächelte mitfühlend. »Nehmen Sie sie ruhig mit. Es ging bloß um ein paar Daten. Ist schon erledigt.«
    »Danke!« Lan schnaufte immer noch. »Komm, Chérie, wir müssen uns beeilen.« Schon war sie durch die Tür und hastete mit ihrer Tochter an der Hand die Treppe hinunter.
    »Aber warum müssen wir so rennen, Maman?«
    »Das erklär ich dir später, komm einfach, wir müssen zum Auto.«
    »Aber meine Schulsachen und meine Geige!« Linh stolperte, Lan hielt sie gerade noch fest.
    »Die holen wir später!«
    Sie hatten das Schultor erreicht, jetzt kamen sie ins Freie. Sofort zum Auto, dachte Lan und scannte die Umgebung nach Verdächtigem ab. Aber sie konnte nichts erkennen.
    »Sonst gehen wir doch immer nachmittags zu Dr. Rieu, ich hab deswegen noch nie gefehlt! Und heute hab ich doch Violinunterri–«
    »Es ging nicht anders! Und jetzt steig ein!«
    Linh kroch hinten auf den Sitz, Lan warf die Tür zu, ließ sich hinters Steuer fallen, startete den Motor und trat aufs Gaspedal.
    »Maman, es macht doch nichts, wenn wir ein bisschen später kommen ...«
    »Nein, Chérie, das macht nichts, aber ich lass die Leute nicht gerne warten.« Im Rückspiegel vergewisserte sie sich, dass niemand folgte. »Verspätung bedeutet Respektlosigkeit.«
    Wohin fuhr sie? Rue Bizanet, registrierte sie, Richtung Fluss, über die Pont Provoire, dann links den Quai Xavier Jouvin entlang.
    Ihre Tochter seufzte. »Aber Dr. Rieu ist doch woanders ...«
    »Ist schon gut ...« Sie wollte gerade zu einer Erklärung ansetzen, als sie im Rückspiegel einen Wagen heranschießen sah. Sie gab Gas, der Chrysler schoss davon, sie atmete auf.
    »So ein Verrückter! Ist alles in Ordnung, mein Schatz?« Sie drehte sich zu ihrer Tochter um.
    Linh nickte erschrocken. »Warum, warum fährst du so schnell?«
    Sie hat recht, ich bringe uns beide unnötig in Gefahr. Ich hab mir etwas eingebildet. Paranoia. Das war’s. Ich bin überarbeitet und gereizt. »Entschuldige, Chérie«, sie atmete durch und fuhr langsamer. »Ich sag Dr. Rieu ab. Hm?«
    »Au ja!«
    Lan lächelte, sie griff zum Handy und tat, als würde sie eine Nummer wählen. Als sie ins stumme Telefon sprach und den Termin absagte, beruhigte sie sich damit, dass es eine Notlüge war.
    »Dann kann ich ja doch zum Violinunterricht!«
    Da erst begriff Lan, dass sie keinen Plan hatte. Ein einziger Gedanke hatte sie beherrscht, Linh aus der Schule zu sich zu holen. Ihr Handy signalisierte einen Anruf vom Labor. Cortot.
    Sie nahm ab. In diesem Augenblick nahm sie rechts von sich einen Schatten wahr, dann krachte etwas in die Seite des Wagens, sie stieg auf die Bremse. Und dann ging alles ganz schnell. Sie rief nach Linh und drehte sich zu ihr um, da wurde schon die Hintertür aufgerissen, eine dunkle Gestalt riss ihre Tochter aus dem Wagen. »Linh!«, schrie sie noch, doch da war schon ein Vermummter neben ihr, und drückte ihr den Lauf einer Waffe an die Schläfe. »Halt dein Maul, oder du bist tot!«, zischte er.
    »Lassen Sie meine Tochter aus dem Spiel!«, flehte sie.
    »Wenn Sie tun, was wir Ihnen sagen, passiert ihr nichts. Hände ans Steuer und weiter jetzt! Los!«
    Ein Profi, dachte sie sofort. Ein Terrorist. Keine Chance, gegen den hast du keine Chance. Aber etwas in ihr wollte losbrüllen, wollte sich gegen ihn werfen, wollte schreien, lassen Sie Linh in Frieden! Stattdessen tat sie, was er verlangte, mechanisch, drehte sich kurz um, wollte sehen, wohin sie Linh brachten, doch sie konnte nur noch den wegfahrenden weißen Lieferwagen erkennen und den dunklen Pkw, der sie gerammt hatte.
    »Da abbiegen«, sagte der Maskierte.
    Sie würde alles tun, um Linh zu retten. Nur Linh zählte, sonst nichts. Wenn man Linh etwas antun würde ... sie würde diese Leute umbringen ...
    »Was

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